Filmwissen
Schilderung einer fundamentalen Erfahrung von Angst, Schmerz und Einsamkeit eine Meditation über die Desillusionierung durch das gescheiterte Abenteuer. Am Ende, zwischen Aufbegehren und Fatalismus, sagt Aaron von dem Felsbrocken, der ihm zum Schicksal wurde: «Er hat mein gesamtes Leben hier auf mich gewartet.»
Sehr viel milder fällt die Phantasie vom letzten Abenteuer in Alaska ( Alaska – Die Spur des Polarbären ; 1996, Regie: Fraser C. Heston) aus. Bei einem Kontrollflug über das Land kehrt der Kurier- und Notfallflieger Jake (Dirk Benedict) nicht zurück. Seine Kinder Sean (Vincent Kartheiser) und Jessie (Thora Birch) – sie leben seit dem Tod der Mutter allein mit ihm – schlagen alle Warnungen in den Wind und machen sich auf die Suche nach ihm. Das letzte Abenteuer ist eine Rettung. In Sanctum (2011, Regie: Alister Grierson) wird eine Höhlenexpedition geschildert, die im Jahr 1988 in die unteren Regionen der Nullarbor-Wüste in Australien führte. Während man die verzweigten Gänge erforschte, verschüttete oben ein Sturm den Eingang zur Höhle. Die 15 Expeditionsteilnehmer waren eingeschlossen und mussten auf die Rettungsmannschaften warten. Der Film geht in groben Zügen auf diese Ereignisse zurück und schildert den Überlebenskampf in den durchfluteten Höhlen als abenteuerliche Grenzerfahrung: Dunkelheit, Enge, Gefahr als Begegnung des Menschen mit den Grenzen seines Daseins. Das Abenteuer als Überwindung des eigenen Alptraums inmitten eines «ozeanischen Gefühls». «Die Kunst des Erforschens ist für mich die Kunst des kontrollierten Risikos», so Produzent James Cameron zum Film, «natürlich wird man mit dem Unbekannten konfrontiert. Das ist klar, nur deswegen ist man ja da, aber die wahre Kunst ist zu wissen, wann man den Plan aus dem Fenster werfen sollte.»
Neue Sandalen
Im Jahr 2000 hatte Ridley Scott mit Gladiator einen für alle Beobachter erstaunlichen Erfolg (insgesamt 456 Millionen Dollar Einspielergebnis) erzielt, eine durchaus blutige Rachegeschichte mit Elementen des alten Sandalenfilms, des Western und des «schmutzigen» Kriegsfilms. Ein Genre war wiedergeboren, das man schon endgültig für die Geschichte des Popcorn-Kinos abgeschrieben hatte.
Gladiator erzählt von dem römischen Feldherrn Maximus (Russell Crowe), der nach glänzenden Siegen, der Nachfolger des sterbenden Kaisers Marc Aurel (Richard Harris) werden soll. Seinen so intriganten wie feigen Sohn Commodus (Joaquin Phoenix) hält er für das Amt nicht geeignet. Der sinnt auf Böses, tötet seinen Vater und befiehlt auch den Mord an Maximus und an seiner Familie. Maximus gelingt die Flucht, seine Familie wird unbarmherzig ermordet. Als Verletzter wird er von Sklavenhändlern aufgegriffen, zum Gladiator ausgebildet und in die Arena geschickt. Aber der Gedanke an Rache hält ihn aufrecht.
Die Gladiatorenkämpfe in diesem Film wirken wie antike Computergames, immer neue Levels, neue Mitspieler, neue Gefahren erscheinen. Und wie in einem klassischen Revenge-Western ist es auch hier nur der Gedanke an Rache, der ihn aufrechterhält, Rache, in deren Zentrum die Familie steht. Aber Maximus hat noch eine Lektion gelernt, die ihm sein Besitzer Proximus (Oliver Reed) vermittelte, nämlich, dass es nicht allein darauf ankommt, zu siegen, sondern dabei auch das Herz der Menge zu erobern. Das Rom dieses Films ist ein wenig von allem, etwas Geschichte, etwas Allegorie, etwas Parallelwelt und etwas Actionbühne.
Natürlich setzte nach dem Erfolg des Films an den Kinokassen auch eine Suche nach den klassischen Stoffen ein, die sich für eine Wiederverfilmung eigneten. Die neue Verfilmung des Genre-Stoffes Quo Vadis? (2001) von Jerzy Kawalerowicz, die Geschichte um den römischen Offizier Marcus Vinicius (Pawel Delag) und seine Liebe zur Christin Lygia (Magdalena Mielcarz) in der Zeit der Herrschaft Neros, der den Brand Roms als Angriff der Christen darzustellen trachtet, versuchte etwas von der monumentalen Metaphorik der Vorlage zurückzugewinnen, die in der Hollywood-Version verloren gegangen war, verlor sich dabei aber etwas zwischen einem allzu rhetorischen Spiel und einigermaßen blutigen Arena-Szenen.
Mit Wolfgang Petersens Troja (2004) sollte sich die neue Ära des neo-klassischen, Multiplex-tauglichen Sandalenfilms festigen, der ebenso wie Ridley Scotts Gladiator auf die göttliche und mythische Metaphysik und auf die ursprüngliche Naivität des Genres verzichtete. Von der Kritik eher verschmäht, erhielten die
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