Filmwissen
Wirklichkeit und Fiktion entschieden durcheinander geraten, was die Rettungsaktion einigermaßen schwierig gestaltet.
Nachhaltig erfolgreich war die TV-Serie Lost , die nach sechs Jahren am 23. Mai 2010 mit der Ausstrahlung der letzten Folge endete: Über einer abgelegen Insel im Südpazifik stürzt ein Passagierflugzeug ab. Für die 48 Überlebenden beginnt ein Kampf ums Dasein, der schnell um eine zusätzliche Komponente bereichert wird: Die Insel scheint ein großes Geheimnis zu bergen, und mysteriöse Vorfälle häufen sich. Jeder Einzelne aus der Gruppe muss dazu beitragen, Licht ins Dunkel zu bringen. Und am Ende bleiben viele Rätsel ungelöst, auch und vor allem jene Frage, wo denn diese Insel eigentlich zu verorten wäre (und ob sie überhaupt «real» ist), bleibt offen. «Diese Serie», so einer ihrer Schöpfer, Carlton Cuse, «handelt von Menschen, die metaphorisch in ihrem eigenen Leben verloren sind und für die dann die Insel nur noch eine physische Erfahrung ihrer Verlorenheit bedeutet». Damit wird deutlich, welcher Paradigmenwechsel im Motiv der abenteuerlichen Robinsonade stattgefunden hat: Robinson begründete sein Weltbild auf der einsamen Insel und er wird zur stabilen Persönlichkeit darin; die Protagonisten von Lost haben kein kohärentes Weltbild mehr und sie sind nicht einmal mehr das, was man ein stabiles Subjekt nennen könnte. Auch eine Rückkehr in die Zivilisation heilt den modernen Robinson nicht mehr. Übrigens mag es durchaus von Bedeutung für die Entwicklung der populären Mythologie sein, dass die durchaus auch formal innovative Serie eine Produktion aus dem Hause Disney ist.
Die Phantasie vom Verlorengehen, offensichtlich eine Grund-Mythe des Genres nach der Jahrhundertwende, steht auch im Zentrum von The Snow Walker ( The Snow Walker – Wettlauf mit dem Tod ; 2003. Regie: Charles Martin Smith), der zurück in die fünfziger Jahre führt. Der Buschpilot Charlie Halliday (Barry Pepper) fliegt seine gewohnte Route im Norden Kanadas, als eine Inuit-Gruppe ihn bittet, eine kranke Frau, die junge Kanaalaq (Annabella Piugattuk), ins Hospital mitzunehmen. Unterwegs explodiert das Triebwerk, die beiden überleben den Absturz, sind aber nun in den endlosen Weiten auf sich allein gestellt. Dabei geht es, einmal mehr, nicht nur um die Annäherung zweier Menschen, sondern auch zweier Kulturen.
Der australische Film The Crocodile Hunter: Collision Course ( Crocodile Hunter – Auf Crash-Kurs ; 2002, Regie: John Stainton) entwickelt seine etwas krause Handlung um Steve Irwin, der als Moderator von Tierfilmserien im «Discovery Channel» des Fernsehens bekannt wurde (und im Jahr 2006 von einem Stachelrochen getötet wurde): Ein US-Aufklärungssatellit stürzt im australischen Busch ab und ein Krokodil verschlingt das Gerät mit den darin enthaltenen geheimen Daten. Der bekannte Naturschützer und Dokumentarfilmer Steve Irwin trifft auf die aggressive Echse und wird gleich darauf auch von CIA-Agenten verfolgt.
Die Serie T he Crocodile Hunter begann im Jahr 1966 und brachte es am Ende auf 345 Folgen, die man in mehr als 130 Länder exportierte (in Deutschland zu sehen seit 2002) und von denen Ableger wie Croc Files oder Croc Diaries produziert wurden. Zwar kamen alle Einnahmen des beträchtlichen Merchandising dieser Serie entweder Tierschutzorganisationen oder dem, von Steve Irwin selbst gegründeten, Zoologischen Garten zugute, dennoch wollte die Kritik an diesem, wieder einmal, «letzten Abenteurer» nicht verstummen, der sich nach dem Geschmack der Umwelt-Aktivisten zu sehr in das Leben «seiner» Tiere einmischte. Diese Vorwürfe waren es schließlich auch, die zur Einstellung der Serie führten.
Die Idee der Bewährung wurde auch auf eine sehr direkte Art verworfen. In Holes ( Das Geheimnis von Green Lake ; 2003, Regie: Andrew Davis) kommt der jugendliche Tunichtgut Stanley (Shia LaBeouf) in ein abgelegenes Jugendstraflager. Die rabiate Chefaufseherin Walker (Sigourney Weaver) lässt die Delinquenten unentwegt Löcher in den staubigen Sand der Wüste graben. Was zunächst als eigenwillige Maßnahme von Strafe und Bewährung erscheint, entpuppt sich als raffiniertes Komplott; Walker ist hinter einem jahrhundertealten Schatz her.
Eight Below ( Antarctica – Gefangen im Eis ; 2006, Regie: Frank Marshall) erzählt, nach wahren Ereignissen, die Geschichte des Hundeschlittenführers Jerry/Paul Walker, der die Südpol-Expedition des Geologen McClaren (Bruce Greenwood) durchs ewige Eis
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