Filmwissen
(2007) einen heftigen Kontrapunkt. Ein realistischer Animationsfilm, ganz in der Tradition der graphic novels dieser Zeit und ihrer Umsetzung etwa bei Frank Millers Sin City geschult. Die Geschichte der berühmten 300 spartanischen Krieger, die gegen eine Übermacht von Feinden stehen, geriet allerdings nicht nur einigermaßen blutrünstig, sondern auch als arg martialische Durchhalte- und Männerphantasie. Mit Xerxes (2011) erzählte Snyder im gleichen Format und in der gleichen Stimmung, die Vorgeschichte von 300 , die Geschichte der Schlacht von Marathon zwischen den Griechen und den Persern, und in Meet the Spartans ( Meine Frau, die Spartaner und ich ; 2008, Regie: Jason Friedberg, Aaron Seltzer) wurde das Genre im Allgemeinen, Zack Snyders 300 im Besondern nach gewohnter Manier persifliert.
Die aufwändige TV-Mehrteiler-Produktion Rom von HBO verschaffte dem Genre ein neues, jugendliches Fan-Publikum. Die Serie, in zwei Staffeln 2005 und 2007 als bislang teuerste Fernsehproduktion überhaupt produziert (das Budget betrug über 100 Millionen Dollar), versucht tatsächlich in vielen einzelnen Kapiteln die Geschichte des antiken Roms von der Staatsgründung bis zum Tod von Cleopatra und Marc Anton und dem Aufstieg des neuen Alleinherrschers Octavius zu erzählen. Dem Vernehmen nach war es eben der enorme Aufwand, der eine Fortsetzung der Serie verhinderte, auch wenn sie sich auf dem internationalen Markt durchaus als erfolgreich zeigte. Als Spin-off der Serie entstand schließlich Spartacus: Blood and Sand . Dem gewandelten Publikumsgeschmack trug schließlich auch die Neuverfilmung von Ben Hur (2010; Regie: Steve Shill), die im Auftrag mehrerer TV-Sender in Europa und den USA für ein Budget von auch nicht unbeachtlichen 22 Millionen Dollar produziert wurde. Die Geschichte von Ben Hur (Joseph Morgan) und Messala (Stephen Campbell Moore), die einst als Kinder unzertrennliche Freunde waren und nach ihrem Wiedersehen beim Einzug von Pontius Pilatus (Hugh Bonneville) in Jerusalem erbitterte Feinde werden, wird hier mit größerer Konzentration auf die Charaktere erzählt (und ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, es an spektakulärem Aufwand mit dem Epos von 1959 aufzunehmen). Die Mischung aus Melodrama und Action ermöglichte eine so ausufernde wie rationalisierte Erzählweise: Die Antike schien mit historischem Wissen und psychologischem Realismus hinreichend zu erklären.
Während allerdings die großen Fernsehserien dieses Bild einer «vernünftigen» Antike pflegten, wagte man sich im Kino an eine andere, dunklere Seite von Geschichte und Mythos. Centurion ( Centurion ; 2010, Regie: Neil Marshall) setzte die Linie des heftigen Antikfilms von Gladiator fort. Im Jahr 117 n. Chr. kommt die Ausdehnung des römischen Imperiums im Norden Britanniens zum Stocken, Stämme wie die kriegerischen Pikten, die Anführer der Rebellion, leisten erbitterten Widerstand und können immer wieder römische Truppen in den Hinterhalt locken. Die neunte Legion (ein Mythos des Genres mittlerweile, der auch in graphic novels à la Die verschwundene Legion behandelt wurde) unter General Virilius (Dominic West) gerät, durch einen sinnlosen Befehl von oben gebunden, ebenfalls in eine Falle und während die Soldaten massakriert werden, wird der General Titus Virilius verschleppt. Nur sieben Männer überleben das Massaker, darunter Centurion Quintus Dias (Michael Fassbender), und versuchen, den General zu befreien. Doch da dabei der Sohn des Piktenführers ums Leben gekommen ist, müssen auch sie die Flucht ergreifen, erbarmungslos gejagt von den besten Kriegern, und ihre einzige Chance liegt darin, den Hadrianswall im Süden zu erreichen. Die stumme Kriegerin Etain (Olga Kurylenko) führt die Verfolger in einen mörderischen Kampf, durchdrungen von nur einem einzigen Gedanken, der Rache, was dem einschlägig erfahrenen Regisseur Gelegenheit zu Splatter- und Gewaltorgien gibt, die in einer kalten, abweisenden Welt spielen, in den vorherrschenden Farben weiß, grau und blau.
The last Legion ( Die letzte Legion ; 2007, Regie: Doug Lefler) spielt im Jahr 476 n. Chr. Der zwölfjährige Romulus Augustus (Thomas Sangster) wird zum römischen Kaiser gekrönt. Bald danach werden er und sein väterlicher Vertrauter und Lehrer Ambrosinus (Ben Kingsley) von den, ins Reich drängenden, Goten verschleppt und auf Capri gefangen gehalten. Nun besteigt ein gotischer Kriegsherr den römischen Thron und alle, die Widerstand leisten, werden von seinen
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