Filmwissen
sind, spielt auch Shanghai Knights (2003, Regie: David Dobkin), der das Paar aus dem komödiantischen Crossover-Western Shanghai Noon noch einmal zusammen bringt. Jackie Chan und Owen Wilson machen sich nun auf den umgekehrten Weg, vom amerikanischen Westen nach China, um die Ermordung des kaiserlichen Siegelbewahrers zu rächen.
Im Geist des Retro-Abenteuers hatte auch King Kong 2005 unter der Regie von Peter Jackson seine filmische Auferstehung erfahren. Der Film spielt einerseits zur Entstehungszeit des «originalen» King Kong aus dem Jahr 1933 und andererseits, sehr explizit, in der Zeit der großen Wirtschaftskrise. Jack Black spielt den erfolglosen Regisseur Carl Denham, der auf der Flucht vor seinen Geldgeber auf andere Verlierer dieser Zeit trifft, die Schauspielerin Ann Darrow (Naomi Watts), die gerade ihren letzten Job in einem Vaudeville-Theater verloren hat, und den Autor Jack Driscoll (Adrien Brody), für den sie schwärmt und der so seine persönlichen Probleme hat. Zusammen reisen sie auf dem Kutter Venture zu einer Insel im Indischen Ozean, von deren Existenz Denham durch eine alte Karte weiß. Auf «Skull Island» treffen sie auf Eingeborene, die einem furchtbaren Kult huldigen und einem riesigen Menschenaffen Opfer bringen. Ann gerät in seine riesigen Fänge und zugleich ist sie es, die Kong so weit «zähmt», dass er gefangen und nach New York gebracht werden kann, wo er als Attraktion ausgestellt wird. Doch er entkommt, zusammen mit Ann flieht das Tier durch die Stadt am Ende auf das Empire State Building, wo es schließlich von Flugzeugen «erlegt» wird. Aber, wie wir wissen, es waren nicht die Geschütze, die King Kong töteten, es war die Schönheit.
Skull Island ist ein verwunschener Ort, und King Kong, ohnehin der letzte, vielleicht der einzige seiner Art, ist auf seiner Insel, von der er weit übers Meer sieht, bereits vom Tod gezeichnet. Die weiße Frau ist gleichsam seine Sterbensphantasie, New York sein Fegefeuer und die Wirtschaftskrise erzeugt die Maschine, die Narrative wie die seine hervorbringt. Jacksons Versuch, das Abenteuer und die Phantasie zu seinen Wurzeln zu verfolgen (vergleiche auch den Band Der Fantasy-Film in dieser Buchreihe) lebte natürlich von der GTI-Animation des beeindruckenden Affengottes, aber auch von der sanften Melancholie als Grundstimmung. «Mockbustern» wie King of the Lost World (2005, Regie: Leigh Slawner) fehlte beides und so begrub man im plot vom Absturz auf einer einsamen Insel, auf der es nicht weniger riesige Monstertiere gibt wie auf Skull Island, dazu «Mutierte» einer früheren Havarie und natürlich einen gewaltigen Affen, endgültig den «sense of wonder». The Land That Time Forgot (2009, Regie: C. Thomas Howell) lässt eine Bootsbesatzung auf einer einsamen Insel stranden, wo die üblichen Dinosaurier und diesmal die Besatzung eines U-Boots mit Nazi-Deutschen lauern. Versuchte man sich hier immerhin am Trash-Appeal des Motivs, so mäanderte anderswo Esoterisches ins Abenteuer wie in Lost in the Bermuda Triangle ( Bermuda Dreieck – Das Tor zu einer anderen Welt ; 1998, Regie: Norberto Barba): Bei einer Seereise wird die Frau eines amerikanischen Touristen über Bord gespült, und für einen Augenblick scheint da eine «paradiesische Insel» aus dem Nichts zu erscheinen. Der Mann macht sich auf die Suche nach der Verschollenen und findet sie schließlich mit Hilfe einer Esoterikerin zusammen mit ihrem neu geborenen Sohn in dieser Nebenwelt. Das Abenteuer-Topos der einsamen Insel verlor in Filmen wie diesen denkbar an narrativer Substanz.
Noch schlimmer erging es einem anderen grafischen Abenteuer im Retro-Gewand: Nach den grandiosen Comicheften von Jacques Tardi um die abenteuerlustige Adèle entstand unter der Regie von Luc Besson auch eine Kinoversion, die jedoch mit den stimmungsvollen Zeichnungen wenig zu tun hat und eher auf die Renaissance des Archäologie-Abenteuer setzt. In Les Aventures extraordinaires d’Adèle Blanc-Sec ( Adèle und das Geheimnis des Pharaos ; 2010) ist Adèle Blanc-Sec (Louise Bourgoin) eine Reporterin, die aus der ägyptischen Pyramide eine Mumie stiehlt, die sie wieder zum Leben erwecken will, damit die alte medizinische Weisheit ihrer schwerkranken Schwester helfe. In der Filmversion finden sich Elemente der ersten beiden Bände sowie aus Band 4 (Aufstand der Mumien) zu einer eher überdrehten als stimmungsvollen Comic-Melange. Daneben bietet der Regisseur einen Parforceritt durch die Bildwelten des
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