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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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glitzernden Statussymbole in Hip-Hop-Videos, «ist mehr ‹Bling Bang› statt ‹Bling Bling›.») Auch eine Leistung.» (Andreas Busche).
    Fremdheit und «Exotik» ohne politische Grundierung zu konstruieren schien, sieht man einmal von der deutschen Fernseh-Serienproduktion ab, in der die Rolle der (deutschen) Frau als «Gewissen» auf reichlich naive Art festgeschrieben schien, nur noch durch eine Reise in die Vergangenheit oder in der Parodie möglich. Die Komödie Safari ( Safari ; 2009, Regie: Olivier Baroux) handelt von Richard (Kad Merad), der trotz seiner schier unüberwindlichen Angst vor Tieren nach Afrika fahren muss, weil er seine Spielschulden nicht bezahlen kann und die Mafia hinter ihm her ist: Die Gangster zwingen ihn dazu, einen Koffer mit geheimnisvollem Inhalt über die Grenze nach Mozambique zu bringen. Nun heuert er als Reiseführer bei einer Safari an und bringt durch seine Tollpatschigkeit den Busch und die Reisenden durcheinander.
    Im neuen Jahrhundert entdeckte das deutsche Fernsehen Afrika als ideales Setting für eine neue Mischung aus Beziehungsdrama, Feelgood-Movie, exotische Abenteuer und eine Portion ökologischem Moralismus. In Kein Himmel über Afrika (2005, Regie: Roland Suso Richter) verliebt sich Catherine (Veronica Ferres) in den Abenteurer Gordon (Jean-Hugues Anglade) und verlässt dafür ihren Mann (Enrico Mutti). Aber ein tragischer Unfall wirft sie auf ihre Identität zurück und sie wird wegen Mordes angeklagt. Die Geschichte geht auf einen wahren Fall in Tansania zurück
    Meine Heimat Afrika (2009, Regie: Erhard Riedlsperger) ist einer der zahlreichen Filme, die ihren Traum von einer alten deutschen Kolonialherrlichkeit in Afrika mit melodramatischen Familiengeschichten und einem Gloriolenschein des Gutmenschentums verbinden: Eine Frau erbt vom verschollenen Vater ein Stück Land in Namibia, begibt sich mit Mann und neu gefundener Halbschwester dorthin und statt, wie es geplant war zu verkaufen, verliebt sie sich in Land und Leute, kommt einer Verschwörung auf die Spur und rettet eine «Kultstätte» der «Eingeborenen» vor dem Verderb. Paradoxerweise treibt die unstillbare Sehnsucht die Helden und vor allem die Heldinnen des deutschen Unterhaltungsfilms nach Afrika (wo sie einigermaßen genormte Verhältnisse vorfinden, stets genug, um sich moralisch furchtbar zu bewähren und die «guten» «Eingeborenen» für sich zu gewinnen). Was sie dort finden, ist nicht ein Land des Abenteuers, sondern jene idyllische Vorstellung von Heimat, die, die weniger verdienenden und weniger unternehmungslustigen Menschen daheim in «Landlust» und «Musikantenstadel» finden.
    Buschpiloten küsst man nicht (2010, Regie: Christian Theede) erzählt von der jungen Ärztin Maria Berkel (Alexandra Neldel), die sich nach einem brillanten Abschluss ihres Studiums dazu entschließt, in einem Dorf in Südafrika zu arbeiten. Als sich Krankheitsfälle mehren, vermutet sie, dass Quecksilber im Trinkwasser die Ursache ist. Der Buschpilot Paul (Max von Thun) wird ihr Verbündeter im Kampf gegen den «Wasserexperten» Berger (Julian Weigend), der sein gefährliches Spiel spielt. Natürlich beginnt alles auch in dieser Abenteuerkomödie mit einem kräftigen Zoff zwischen den beiden: «Ich habe einen Flug gebucht bei Ihnen und keinen Selbstmord» zürnt sie und beschließt, den Rest der Reise zum Dorf lieber zu Fuß zu gehen. Dort hält man das neue Wasser aus der Leitung von den Bergen für «verhext», da so viele Mensche davon krank werden. Deshalb gehen die Dorfbewohner eher zu der Heilerin N’Nanga (Thembi Mtshali) als zur Krankenschwester Mbuya (Florence Kasumba) ins Buschkrankenhaus. Die Formel vom streitsüchtigen Paar im Abenteuer wird ein wenig arg strapaziert, aber schwerer wiegt, dass das Afrika-Bild der Serienware dieser Art nie über die Konstruktion von «liebenswerter Rückständigkeit» auf der einen, «gefährlicher» Rückständigkeit sowie Korruption und Gewalt auf der anderen Seite hinaus geht, das Ganze wie gehabt vor «zauberhafter Kulisse» und letzten Endes als Selbstfindungstrip mehr oder weniger gutmenschlicher Europäer. Mochte man vom Afrika-Film à la Hollywood sagen, was man wollte, die deutschen Fernsehproduktionen des neuen Jahrtausends übertreffen sie nicht nur an Klischee-Gebrauch, sondern auch an politischer Gedankenlosigkeit.

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    Roland Emmerich, der schon einige Male die Welt auf der Leinwand hatte untergehen lassen, kehrt in 10.000 B.C. (2008)

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