Filmwissen
und dem Kampf mit dem üblichen Thronräuber verfolgt. Zur Stimmung des ursprünglichen Stoffes hatte das alles so gut wie keine Beziehung mehr.
Nach dem Erfolg der Filme von Stephen Sommers folgten einige B-Varianten wie The Curse of King Tut’s Tomb ( King Tut – der Fluch des Pharao ; 2006, Regie: Russel Mulcahy): Der junge Archäologe Danny Freemont (Casper van Diem) ist von einer Idee besessen, mit der er in Fachkreisen nichts als Hohn erntet: Setzt man eine zerbrochene Tafel aus dem Besitz des legendären Pharaos Tutanchamun (Francisco Bosch) zusammen, kann man mit der ihr innewohnenden Kraft die Welt beherrschen. Nur einer teilt, wie sich herausstellt, Freemonts Überzeugung, sein Erzfeind Morgan Sinclair (Jonathan Hyde). Der will das Artefakt und damit die Welt für sich haben und kann auf eine funktionierende Gruppe von Verschwörern zählen. Die Jagd auf das letzte Bruchstück der Tafel beginnt.
Als etwas trashige Komödienvariante kam die Wiederbelebung eines anderen, klassischen Abenteuerstoffes daher: Land of the Lost ( Die fast vergessene Welt ; 2009, Regie: Brad Silberling) mit Will Ferrell als Forscher Dr. Rick Marshall, der mit der praktischen Erfindung eines Tachyonen-Verstärkers in Zeit-Parallelen gelangen kann. Zusammen mit der Studentin Holly Cantrell (Anna Friel) gelangt er in eine Parallelwelt, wo sie unter anderem auf Echsenmenschen, Dinosaurier und um die Vormacht kämpfende Primaten stoßen. Die parodistische Bearbeitung des Lost World-Motivs geht frei auf eine Fernsehserie der siebziger Jahre zurück, macht sich indes den größten Spaß aus der Persiflage großer Vorbilder von 2001 bis Jurassic Park .
Ein neuer Quatermain in Gestalt von Thomas Ian Grifith betrat die Bühne in High Adventure ( Quatermain – Der Schatz der Könige ; 2001, Regie: Mark Roper). Im Pokerspiel im Orient Express gewinnt Quatermain Gold aus der Zeit Alexander des Großen, für das sich auch die Archäologin Hope (Anja Kling) interessiert, um das Kulturgut für die Menschen zu retten. Und dann tauchen auch noch die üblichen kriminellen Schatzsucher auf. Der Versuch, die angestaubte Vorlage durch Martial Arts- Einlagen und sarkastische Oneliner zu modernisieren, brachte indes nur wenig wirkliche Frische ins Spiel. Umso mehr machten Filme wie dieser die Zwickmühle zwischen der Nostalgie des Abenteuers und der Anpassung an den Zeitgeist kenntlich.
Das koloniale Abenteuer erlebte seine Wiederkehr auch in der TV-Serie Sharpe ( Die Scharfschützen ), die in 14 Teilen unter anderem die Geschichte des indischen Abenteuers des britischen Elitesoldaten Sharpe (Sean Bean) erzählt, der in Radschastan einen Aufstand bekämpft. Danach entstand Sharpe’s Challenge ( Das letzte Gefecht ; 2006, Regie: Tom Clegg) mit der Vorgeschichte; 1817 wurde Sharpe nach Indien geschickt, um Prinz Khan de Rao und seinen Aufstand zu bekämpfen. Erst als Sharpe erfährt, dass sein Kamerad Harper (Daragh O’Malley) vermisst wird, willigt er in die Mission ein.
Das Abenteuer im Irrealis und im Retrolook fand in dem kurzfristig ausgesprochen populären «Steampunk»-Subgenre vorwiegend in Form der grafischen Erzählung sein Publikum, und auch The League of extraordinary Gentlemen ( Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen ; 2003, Regie: Stephen Norrington) geht auf eine erfolgreiche graphic novel von Alan Moore und Kevin O’Neill zurück, deren Handlung in den letzten Jahren des neunzehnten Jahrhunderts angelegt ist. Ein Schurke in eiserner Maske, genannt Phantom, verfolgt im Jahr 1899 die Mächtigen dieser Welt, die sich zu einem Gipfeltreffen in Venedig eingefunden haben; sein Plan ist es, die Lagunenstadt als Ganzes und damit alles, was sich seiner Weltherrschaft entgegenstellt, untergehen zu lassen und einen Weltkrieg anzuzetteln. Die Liga des Titels, eine Gruppe Helden von literarischem Ruhm, darunter Tom Sawyer (Shane West), Dorian Gray (Stuart Townsend), Allan Quatermain (Sean Connery in seinem letzten Film) und Captain Nemo (Naseeruddin Shah), stellt sich, vom britischen Geheimdienst alarmiert, zum Kampf. Der Film, der auch visuell Mores graphic novels zitiert, konzentrierte sich ein wenig zu sehr auf die Spezialeffekte, um den literarischen und ikonografischen Charme der Vorlage einzufangen. Immerhin boten die Straßen von Prag, hier und dort ein entsprechendes Ambiente für ein neunzehntes Jahrhundert, das so es nie gab. Und gleich in zwei dieser Welten des neunzehnten Jahrhunderts, die mehr Abenteuertraum als Wirklichkeit
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