Filmwissen
an den Ursprung der Menschen zurück. Der junge Jäger D’Leh (Steven Strait) durchstreift das Land der Mammuts und anderer Urtiere, um seinen kleinen, abgeschieden lebenden Stamm mit Nahrung zu versorgen. Er erweist sich dabei so geschickt, dass er der Anführer seines Volkes wird. Dann verliebt er sich in Evonlet (Camilla Belle), die Angehörige einer anderen Sippe, die bald darauf von einer Gruppe geheimnisvoller Krieger entführt wird, zusammen mit einigen anderen Mitglieder von D’Lehs Stamm. Zusammen mit wenigen Gefährten nimmt D’Leh die Verfolgung auf und gelangt auf seiner Reise in immer neue, unbekannte Welten und an andere Völker und Kulturen, die ihrerseits von den Sklavenjägern heimgesucht wurden. D’Leh und die Seinen, eine beständig wachsende Schar von unterschiedlichen Jägern und Kriegern, überschreiten auf diese Weise den ihnen vertrauten Raum und machen Erfahrungen, die sie erst zu Menschen machen. Sie müssen mit dem Säbelzahntiger und anderen gefährlichen Raubtieren fertig werden und am Ende entdecken sie eine völlig andersartige Zivilisation, in der sich ein furchtbarer Aufstand gegen die Schreckensherrschaft einer Religion gebildet hat.
Die Mockbuster-Version war 100 Million BC (2008, Regie: Griff Furst), die Geschichte eines Trupps von Soldaten, die bei Zeitreise-Experimenten einige üble Pflanzen und Tiere, natürlich vor allem Saurier, erleben. Viel schöner und poetischer ist da Rolf de Heers Ten Canoes ( 10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen ; 2006) aus Australien gelungen, der mit Darstellern und in der Sprache der Aborigines gedreht wurde: Vor langer Zeit lebte das Volk der Ramingining ungestört in den Sümpfen im Norden Australiens. Der junge Dayindi (Jamie Gulpilil), der mit seinem Stamm zum ersten Mal auf Enteneierjagd geht, begehrt die jüngste der drei Frauen seines älteren Bruders. Um ihn auf den richtigen Weg zu führen, wird ihm eine Geschichte erzählt, die sich in uralten, mythischen Zeiten zugetragen hat – eine Geschichte über eine fehlgeleitete Liebe, über Kidnapping, Hexerei und Rache. Alles in diesem Film bezieht sich auf authentische Elemente, auch die Kanus, Speere und andere Objekte wurden mit den ursprünglichen Bewohnern der Region Ramingining zusammen hergestellt, und über weite Strecken verlässt sich der Film ganz auf diese Reise jenseits der Zeit, ohne sie durch Plot-Dramatik zu stören.
Seit Buster Keaton und Harold Lloyd ist die Steinzeit auch ein dankbarer Hintergrund für Parodie und Slapstick. Man kann diese Linie in freundlichen Kinderabenteuern fortsetzen wie in Lapislazuli – Im Auge des Bären (2006, Regie: Wolfgang Murnberger), wo ein 13-jähriges Mädchen aus den Verstrickungen seines Familienromans in die Berge flüchtet und dort einem Neandertaler-Jungen begegnet, der durch einen Meteor wieder zum Leben erweckt wurde. In Year One ( Year One – Aller Anfang ist schwer ; 2009) legt Harold Ramis eine zeitgemäße Version der Urzeit-Klamotte vor: Zed (Jack Black) ist ein ebenso beschränkter wie fauler Bewohner der frühen Menschheitsepoche, der Zeit des Alten Testaments, jedenfalls bis zu dem Tag, an dem er zufällig vom «Baum der Erkenntnis» gegessen hat und seitdem in hochphilosophisches Grübeln über Sinn und Zweck des menschlichen Daseins gerät. Damit freilich kommt er bei seinem Stamm nicht gut an und gemeinsam mit seinem eher widerwilligen Begleiter Oh (Michael Cera) muss er fliehen und das Land mit seinen vielen Überraschungen und Gefahren durchstreifen, was seinerseits dazu führt, dass die beiden überall Katastrophen und Ruinen hinterlassen.
Der durch seine Dokumentarfilme bekannt gewordene Jacques Malaterre entwarf in Ao, le dernier Néandertal ( Ao, der letzte Neandertaler ; 2010) einen um historische Genauigkeit bemühten Gegenentwurf zur Sampling-Steinzeit des Roland Emmerich. Er erzählt nach dem Roman Aô, l’homme ancien von Marc Klapszynski, empathischer als es Emmerich tut, von der Ausrottung einer zweiten Menschenrasse. Der Neandertaler Aô (Simon Paul Sutton) steht im täglichen Überlebenskampf gegen die Kälte, gegen die Eisbären und gegen die Feinde, die «Menschen». Als er eines Tages von der Jagd zurückkehrt, findet er das Lager der Seinen verwüstet, seinen gesamten Clan ermordet. Nun ist er der letzte seiner Art. Voller Verzweiflung macht er sich auf den Weg nach Süden, um zu seinem Ursprungsort zurückzukehren. Auf der gefahrvollen Reise gerät er in die Hände eines Kannibalen-Stammes, doch
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