Filmwissen
hervor. Die Zauberin Morgana (Helen Mirren), eifersüchtige Rivalin Merlins und Arthurs Halbschwester, lässt von Ritter Gawain (Liam Neeson) die Behauptung aufstellen, Lanzelot und Königin Guenevere (Cherie Lunghi) seien ein Liebespaar. Es kommt zum Zweikampf zwischen Gawain und Lanzelot, den dieser für sich entscheiden kann.
Doch Arthur muss erkennen, dass Gawain die Wahrheit gesprochen hat. Während auch Lanzelot und Guenevere nicht miteinander glücklich werden können, verfällt Arthur in Schwermut und Krankheit. Um die Idee des Rittertums zu retten, sendet er die Ritter auf die Suche nach dem Gral, während das Land zerfällt, Kriege und Hungersnöte ausbrechen. Morgana hat Merlin in eine Falle gelockt und ihn verzaubert, so dass auch er nicht mehr helfen kann. Erst später wird es ihm gelingen, wenigstens seinen Geist zu befreien, um Arthur in den letzten Kämpfen seines Lebens beizustehen. Morgana hat die Gestalt Gueneveres angenommen und ihren Bruder verführt. Den gemeinsamen Sohn Mordred erzieht sie an einem entfernten Ort dazu, seinem Vater den Thron zu entreißen und ihn zu töten.
Die Suche nach dem Gral erweist sich für viele Ritter als so absurd wie gefährlich; über die vielen Jahre hinweg finden sie einer nach dem anderen den Tod. Nur Parzival (Paul Geoffrey) entgeht Morgana und kann Arthur den Gralskelch bringen, der ihn von seinem Siechtum befreit. Es kommt zur entscheidenden Schlacht zwischen Mordreds und Arthurs Heeren, und in diesem Kampf tritt auch Lanzelot wieder an die Seite seines Königs. Die Schlacht tobt und fordert nichts als Opfer: Es ist der letzte Kampf der Ritter. Am Ende stehen sich Arthur und Mordred gegenüber und durchbohren sich gegenseitig mit ihren Waffen. Nur Parzival überlebt dieses Morden; der sterbende Arthur bittet ihn, das Schwert Excalibur zurückzubringen, woher es kam, ins Meer, zur Herrscherin des Wassers. Und Merlin verlässt die Welt der sterbenden Ritter.
Der Film ist eine gleichsam C. G. Jungsche Interpretation der Legende (Boorman hat darauf hingewiesen, dass er Jungs Studien über das Unbewußte aufgefaßt habe als Fortsetzung von Merlins Magie), «ein Trip durch die Wunder und Schrecken unserer Phantasie» (Boorman) , und es gelingt ihm zumindest in Ansätzen, beides, das Grandios-Ideale und die Grausamkeit, die Pracht und die Verzweiflung im Mythos sichtbar zu machen. Wie die besten Werke der Fantasy-Literatur ist er daher nicht nur Traum, sondern zugleich auch ein Versuch über das Wesen des Träumens.
Liebe, Tod und Teufel: Hollywoods Ritter in den 1950er Jahren
Zwar hat der comicbunte, hollywoodtypische Ritterfilm seinen Siegeszug erst als Technicolor-Film in den fünfziger Jahren angetreten, doch hat das amerikanische populäre Kino auch in den Jahrzehnten zuvor einige wenige Filme des Genres hervorgebracht, auf die man sich später beziehen konnte. Darunter ist vor allem Cecil B. DeMilles The Crusades von 1935 zu zählen. Der Kern dieses Films ist, wie so oft bei DeMille, ein märchenhaft verkleidetes viktorianisches Melodram. König Richard Löwenherz (Henry Wilcoxon) führt seine Ritter gegen Sultan Saladin (Ian Keith), der seine Braut Berengaria (Loretta Young) gefangenhält. Schließlich öffnet Saladin selbst Jerusalem, die für die Christen heilige Stadt, und am Ende lässt er sogar Berengaria frei, die an der Seite Richards England als Königin regieren wird. DeMilles Arbeit ist zugleich melodramatischer und «epischer» (insofern sie ein historisches Ereignis als Ganzes zu beschreiben vorgibt) als spätere amerikanische Ritterfilme; sie nimmt diese aber in vielen Details vorweg – und sie schafft in sich mit ihrer eigenen Bildsprache eine eigene Welt des Glanzes und des Abenteuers (in der sich einmal mehr die unirdisch schöne Frau entfalten kann). Sein Thema ist vielleicht zu ernst, um einen wirklichen swashbuckling hero einzuführen, doch funktioniert auch dieser Film nach den Prinzipien des Genres. Die Times schrieb damals:
«Als Film ist The Crusades historisch wertlos, pädagogisch unbekömmlich und künstlerisch absurd. Aber keiner dieser Fehler beeinträchtigt seine Qualität als Unterhaltung.»
Der eigentliche Hollywood-Ritterfilm (mochten einige seiner bedeutendsten Beispiele auch in England produziert sein) erlebte seine Blüte jedoch erst in den fünfziger Jahren. The Black Rose ( Die schwarze Rose ; 1950, Regie: Henry Hathaway) etwa entstand in England (wo man mittelalterliche Burgen als Sets zur Verfügung hatte) und in
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