Filmwissen
und ihrer dramatischen Montage in die Geschichte des Abenteuerfilms eingegangen ist), schlagen auch einen Ausfall der Ritter mit ihren Bogen zurück und befreien Ivanhoe. Sir Brian nimmt Rebecca als Geisel (er hat sich ebenfalls in sie verliebt), doch das Lösegeld wird überbracht, und man verurteilt Rebecca als Hexe zum Tode. Wie es die Sitte gebietet, dürfen aber die Ritter um sie kämpfen, und Ivanhoe tritt, um sie zu retten, zum Zweikampf gegen Sir Brian an und bezwingt ihn nach mörderischem Kampf. Nun erscheint der mittlerweile freigelassene König Richard mit seinen Kreuzrittern und schafft Ordnung. Ivanhoe kehrt zu Rowena zurück, um sein Erbe in einem nun in Frieden zu regierenden Land anzutreten.
Neben Prince Valiant ist Ivanhoe wohl das definitive Bild Hollywoods vom Rittertum. Es kommt dabei amerikanischen Vorstellungen sicher entgegen, dass sich die Konflikte auf Grundlage von «rassischen» Widersprüchen entwickeln, zwischen denen der Held, ernst, tugendhaft und treu sich selber und seiner Verpflichtung dem König gegenüber, vermittelt. Die Ritter in diesem Film und der ganzen Serie sind würdevoll und ehrbar; ihre Gegner erscheinen oft als Vertreter einer neuen, heranbrechenden Zeit, in der sich die Tugenden des Rittertums nicht mehr durchzusetzen vermögen werden. So wirken die Ritterfilme Hollywoods in den fünfziger Jahren und vor allem die des Richard-Thorpe/Robert-Taylor-Zyklus ein wenig wie mittelalterliche Western. So wie sich die Loyalitätskonflikte auf ähnliche Weise gestalten, so gibt es auch verwandte soziale Probleme; auch Hollywoods strahlende Ritter sind verwoben in jenen widerspruchsvollen Prozess der Zivilisierung, den der populäre Film abbildet.
Ivanhoe war nicht nur der spektakulärste, teuerste und vielleicht auch inspirierteste der drei MGM-Ritterfilme von Richard Thorpe, er setzte in seiner Ausstattung auch Maßstäbe für andere Filme des Genres (und manches wurde von späteren Produktionen noch einmal verwendet). Allein über die Arbeit der Pferde-Trainer ließen sich Seiten mit Superlativen füllen. Robert Taylor war der reife, verlässliche und kaum allzu komplizierter Gedanken fähige Held, und diese Charakterisierung trifft ein wenig auch auf die Filme selbst zu. Ihre solide, aber unsubtile Machart stellte einen Gegensatz zu den eleganten und immer ein wenig spielerischen swashbucklers früherer Jahre dar. Was völlig fehlte, war die kleine Subversion in der Welt des Abenteuers.
Ähnliches lässt sich gewiss auch von The Adventures of Quentin Durward ( Liebe, Tod und Teufel ; 1955), dem dritten und letzten des Thorpe/Taylor-Ritterfilmzyklus, sagen. Hatte The Knights of the Round Table am Ende der ersten, legendenhaften Phase des Rittertums in England gespielt, Ivanhoe eine weitere Phase von Zivilisierung und Entheroisierung beschrieben, so führte nun The Adventures of Quentin Durward ans Ende des Rittertums überhaupt.
Der schottische Ritter Quentin Durward (Robert Taylor) liebt Isabelle von Marcroy (Kay Kendall), ohne sich ihr zu erklären, da sie seinem Onkel versprochen ist. Nach dessen Tod stürzt sich Quentin jedoch in alle möglichen Abenteuer, um ihr Herz zu gewinnen. Dabei gerät er in eine politische Intrige zwischen Frankreich und Burgund, die um den Besitz des zwischendrin gelegenen Marcroy kämpfen. Die Grundzüge dieser Intrige versteht Quentin kaum; dass er dennoch Sieger bleiben kann, ist seiner Unbeugsamkeit zu verdanken, die freilich den Verfall seiner, der ritterlichen Welt nicht mehr aufhalten kann.
Es geht hier also nicht nur um das Abenteuer und den Sieg, die romantische Liebe und ihre Erfüllung, es geht auch um die Treue zum ritterlichen Code, dem allein Quentin Durward noch bedingungslos folgt, von dem sich aber viele selbst unter den «Schurken» des Films beeindruckt zeigen durch die Art, wie der Held sich ihm unterwirft. (Es wäre natürlich ein wenig beckmesserisch, Hollywoods Ritterfilme in «reaktionäre» oder «fortschrittliche» einteilen zu wollen, doch ist es wahrscheinlich durchaus möglich, in der konservativen Grundstimmung, in der trotz aller Pracht und Aktion spürbaren Klage über den Verlust alter Werte in den MGM-Ritterfilmen, einen Reflex auf konservative Strömungen der Entstehungszeit zu sehen.)
Es ist dies nicht nur ein Film der starken Worte (« I am a man of the sword and the word, devoted to an antique concept of love and decency, brought to earth by gunpowder and lead and a king’s dishonour », umschreibt
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