Filmwissen
um Schiffe in die Falle zu locken und auszurauben. So wird die Besatzung eines hilflos in den Klippen zerschellenden Schiffes brutal getötet, nur eine hübsche junge Frau (Samantha Eggar), die verschont wird, weil der Piratenkapitän (Yul Brunner) sie für sich beansprucht, und der Maschinist Montefiore (Renato Salvatori), den Denton retten kann, bleiben am Leben. Denton und Montefiore nehmen nun den Kampf gegen die Piraten auf. Während Montefiore in die Hände der Freibeuter fällt, bemächtigt sich Denton einiger Kanonen und versenkt das Piratenschiff. Schließlich kommt es zum entscheidenden Zweikampf zwischen dem Seeräuber Kongre und Denton, den dieser nach Aufbietung aller seiner Kräfte für sich entscheiden kann.
Dieser Film ist gewiss eine der gewalttätigsten Arbeiten des Genres, andererseits fehlt aber auch jede Romantisierung. Der film-dienst schrieb: Es
«beherrscht eine fast quälend langsam fortschreitende Bösartigkeit die abenteuerliche Story; systematisch werden Kinoklischees über Helden und Bösewichter, über Gerettete und Opfer in ihr Gegenteil verkehrt. Regisseur Kevin Billington hatte hier freilich ein hervorragendes Team zur Verfügung, allen voran Kameramann Henri Decae, der u. a. für Melville Der eiskalte Engel und für Louis Malle Viva Maria gefilmt hat, auch die beiden Stars Kirk Douglas und Yul Brunner leisten hervorragende Arbeit: Douglas als ehemaliger Goldsucher, der auf einer einsamen Felsinsel als Leuchtturmwärter eine große Liebe zu vergessen sucht, Brynner als Piratenkapitän, der diese Zuflucht in eine Hölle verwandelt. Mit seiner bösartigen, grausamen Mannschaft errichtet er eine kleine Tyrannis auf der Insel, bringt durch falsche Positionen des Leuchtfeuers Schiffe zum Stranden, deren Passagiere schonungslos niedergemetzelt werden. Zwischen dem Kapitän und dem Leuchtturmwärter, der sich dem Zugriff der Piraten entziehen konnte, entbrennt ein erbitterter Kampf mit allen Mitteln. Sogar die große Liebe des Leuchtturmwärters beutet der Kapitän, der davon aus zurückgelassenen Briefen erfuhr, für seine Zwecke skrupellos aus und zwingt eine Gefangene, den auf der Insel Versteckten sein Leben für seine Liebe riskieren zu lassen. Am Ende des äußerst brutal geführten Kampfes stehen sich der Leuchtturmwärter und der Kapitän auf der Spitze des brennenden Leuchtturmes gegenüber; der Pirat bezahlt mit dem Leben. Das kaum definierbare, grundlos Böse, der Wille zum Töten erliegt dem Willen zum Leben, nicht dem Guten, aber doch dem Gutwilligen. Die metaphysische Dimension dieser Feindschaft erinnert viel eher an die hintergründigen Romane Herman Melvilles als an Jules Vernes phantastische Abenteuergeschichten»
Der Pirat in diesen «modernen» Piratenfilmen war entweder zum Scheitern verurteilt wie Anthony Quinns Seeräubergestalten, hoffnungslos der herandräuenden Moderne unterlegen, oder sie waren wie Yul Brynners Kapitän Kongre in The Light at the Edge of the World in geradezu metaphysischen Ausmaßen böse, so böse, dass sie auch ihre Opfer vergifteten. Dies verweist nicht allein auf das Ende des Piratenfilms, sondern darüber hinaus auch auf die Krise des Abenteuerfilms, ja der Idee vom Abenteuer überhaupt.
Der klassische Pirat hatte nur noch ein paar sporadische Auftritte in einigen B-Filmen wie Il Corsaro ( Der größte aller Freibeuter ; 1969, Regie: Tony Mulligan) oder La Rebellión de los buccaneros ( Totenkopf auf weißen Segeln / Die Rebellion der Freibeuter ; 1971, Regie: José Luis Merino), und er war, kurz gesagt, nur noch ein Schatten seiner selbst. Auch und gerade hier schien es, als wisse der Pirat mit sich selber nichts Rechtes mehr anzufangen, könne sich weder ganz ernst nehmen noch sich und seine Abenteuer besonders komisch finden, und torkele mehr oder weniger fröhlich, mehr oder weniger grimmig zwischen den Fronten und den Ideen herum. The King’s Pirate ( Der Pirat des Königs ; 1967, Regie: Don Weis) dagegen versucht zumindest neben einer Portion Humor auch so etwas wie die Rekonstruktion der verlorenen Romantik, die sich über die Liebesgeschichte zwischen dem Helden (Doug McClure) und der Piratin (Jill St. John) hinaus entwickelt.
Ähnliches gilt auch für Surcouf, le tigre de sept mers ( Unter der Flagge des Tigers ; 1967, Regie: Sergio Bergonzelli), einer farbenprächtigen Abenteuergeschichte zwischen Piraten- und Mantel & Degen-Film um den Titelhelden (Gérard Barray), der aus Liebe zu einer Frau die Blockade der Stadt St. Malo
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