Filmwissen
und Rache ) spielt Jean Marais die Titelrolle. Dies ist die wohl bis dahin episch-breiteste Verfilmung, eines jener filmischen «Gemälde», die sich ihrer Schauwerte bewußt sind und die Verstrickungen der Handlung oft ein wenig umständlich zu entwirren suchen. (Im selben Jahr übrigens entstand in Argentinien eine «kleinere» Variation unter der Regie von Léon Klimovsky, die als Das Testament des Grafen von Monte Christo in die deutschen Kinos kam.)
Claude Autant-Laras Version aus dem Jahr 1961 präsentiert wieder Louis Jourdan in der Hauptrolle eines swashbucklers . Le Comte de Monte Cristo ( Der Graf von Monte Christo ) hat aber auch, als einer der wenigen Filme seines Genres, Bezüge zur aktuellen Gegenwart seiner Entstehungszeit.
«Claude Autant-Lara verachtet nicht Kostüm und Dekor und weiß so viel Prunk zu entfalten, dass er der Gunst der bloß Schaulustigen sicher ist. Zugleich weiß er so delikat mit Farben umzugehen, dass er den raffinierten Ästheten entzückt. Leider laufen aber Dekorfreudigkeit und Farbsinn seiner Interpretation der Fabel davon, haben nichts von dramaturgischer Notwendigkeit und wären als Konzession an Schaulust und Geschmäcklerei erst dann von Funktion, würde die Regie uns in den zweiten 90 Minuten des Films wirklich das geben, was sie uns in den ersten 90 Minuten bis zur opernhaften Pause verspricht. Sie verspricht nämlich an die Stelle eines aufgewärmten Monte-Christo-Kults idealistischer Provenienz eine historisierend kaschierte Polemik wider de Gaulles V. Republik. Dantes-Monte Christo, berühmtester und legendärster Insasse des Château d’If, soll diesmal nichts weiter sein als dafür die Initialzündung. Und in der Tat ist es der vom offiziellen Paris geschmähte Autant-Lara von ‹Du sollst nicht töten› selbst, der Dantes vor heuchlerischen Regierungsvertretern listenreich, doch entschieden wider die Todesstrafe fechten lässt. Es dürfte auch weniger das Frankreich der Bürgerkönige bedacht sein, wenn Dantes alles daransetzt, einen hohen Militär zu überführen, der unter Berufung auf nationale Belange in Nordafrika mit Menschen wie mit Vieh verfuhr und dabei sein Geld schnitt. Andere Herren als Fouché und sein Nachfolger sind gemeint, wenn die Apparaturen der Geheimpolizei durchleuchtet werden.
Dennoch misslingt die Absicht, sich des tagesfernen Stoffes zu bedienen, um jenes Maß Möglichkeit zur Kritik zu haben, für das sich kein Platz mehr findet in einem Film, der direkt auf die Gegenwart zielt. Autant-Lara erliegt dem Zwiespalt, hier ein Publikum anzusprechen, das eingeschworen ist auf einen Rächer nach alttestamentarischen Maßen, dort dem eigenen Wunsch gerecht zu werden, aus dieser Figur einen Gesellschaftskritiker zu machen.» (Martin Ripkens)
Eine ganze Reihe von Filmen nahm den Schatz von Monte Christo als Anlass zu ausgedehnten Kämpfen und Intrigen, darunter Treasure of Monte Cristo ( Das Erbe von Monte Christo ; 1949, Regie: William Berke), ein Gangsterfilm mit der Suche nach dem legendären Schatz als rotem Faden, und The Secret of Monte Cristo ( Das Geheimnis von Monte Christo ; 1961, Regie: Robert S. Baker) mit Rory Calhoun in der Rolle eines fechtgewandten Glücksritters, der in den Kampf um den Schatz verwickelt ist, bei dem bald jeder gegen jeden zu arbeiten scheint. Bakers Arbeit ist einer der (nicht eben häufigen) «kleinen» Höhepunkte des Mantel & Degen-Films jenseits der Prestigeproduktionen in Amerika zu dieser Zeit; die Geschichte um eine – fast möchte man sagen: typische – Gruppe von Schatzsuchern, die sich schließlich gegenseitig ausstechen wollen, ist nur der Aufhänger für zahlreiche Fecht- und action -Sequenzen.
Wie in Berkes Film, so ist auch in Sous le signe de Monte Christo ( Der Rächer aus dem Sarg / Gejagt wird Monte Christo ; 1968, Regie: André Hunebelle) die Handlung in die Neuzeit verlegt. Doch geht es hier nicht um den Schatz. Vielmehr wiederholt sich das Schicksal des Grafen: Ein französischer Widerstandskämpfer (Paul Barge) wird zu Unrecht angeklagt und verurteilt und nimmt mit der Hilfe eines Leidensgenossen Rache an den Schuldigen.
Eine neue großangelegte und bis zu einem gewissen Grade vorlagengetreue Fassung drehte David Greene 1974 in England: The Count of Monte Cristo ( Der Graf von Monte Christo ), die neben Richard Chamberlain in der Titelrolle Tony Curtis, Louis Jourdan und Donald Pleasance als Schurken-Trio aufzuweisen hatte. Der Film kann sich auf der handwerklichen Ebene durchaus mit
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