Filmwissen
verkommt zur sportlich-törichten Ausstrahlung eines Skilehrers aus einem Groschenroman.
Noch im Produktionsjahr von Jaws versuchte man, mit verwandten Produktionen vom Publikumserfolg dieses Films zu profitieren. So erzählt Cornel Wildes Shark’s Treasure ( Mörderhaie greifen an ; 1975) einmal mehr die Geschichte von der Suche nach verbotenem Gold, von menschenfressenden Haien, die es bewachen, von der Karibischen See und vom glücklichen Kampf des Helden (Cornel Wilde) über und unter Wasser.
«Vor fast fünfundzwanzig Jahren hat Budd Boetticher einen unvergessenen Film über eine Schatzsuche in der Karibik gedreht ( City Beneath the Sea ); das karibische Schatzsucher-Abenteuer des Autors, Regisseurs, Produzenten und Hauptdarstellers Cornel Wilde bedient sich ungeniert und auch ein wenig unreflektiert der Muster, die unter anderem Boettichers Film geprägt hat.
Die vier Männer, die da hinter dem Tiefsee-Gold einer untergegangenen spanischen Karavelle her sind, geben sich als intakte Gemeinschaft, wobei es sich der Boss – ihn spielt mit breitgereckten Schultern, grauem Haar und breitem Lächeln der neunundsechzigjährige Cornel Wilde selbst – ohne weiteres herausnehmen kann, seinen Ko-Abenteurern das Whiskytrinken und Zigarettenrauchen zu vermiesen. Die Gefahren über Wasser sind klassisch (ausgebrochene Sträflinge), die unter Wasser (attackierende Haie) modisch, und was sonst noch geschieht, ist weitgehend vorhersehbar, von einigen seltsam aus dem Rahmen fallenden Szenen abgesehen: Wenn der gewaltige Anführer der Gangster einem seiner Männer, den er gequält und beleidigt hat, in die gefährliche Brandung nachläuft und so in den Freitod folgt, dann steht eine solche verblüffende Sequenz irritierend im allzu rational abgespulten Kontext.
Trotz solcher Momente allerdings ist Wildes Shark’s Treasure nicht gerade ein großer Wurf; man hat vielmehr das Gefühl, als wäre die Zeit schon Jahre vor dem Start über ihn hinweggegangen. Wilde selbst scheint sich der Nostalgie, die er da strahlend auslebt, offensichtlich kaum bewusst: Er turnt und taucht wie ein Zwanzigjähriger und fühlt sich auf dem Schatzsucher-Schiff sichtlich wohl in seiner Haut. Diese ehrliche Begeisterung eines Mannes, der ein Kind geblieben ist, über das nicht eben nach revolutionären Rezepten gebaute Abenteuer überträgt sich in jedem Bild auf den Betrachter.» (Eckart Schmidt)
Abenteuer zur See brachte auch eine weitere Hemingway-Adaption nach dem autobiografisch geprägten Roman Islands in the Stream . In dem gleichnamigen Film (in Deutschland: Inseln im Strom ; 1977) erzählt Regisseur Franklin J. Schaffner die Geschichte vom Künstler als Abenteuer, und wie bei To Have and Have Not sagte man der Arbeit nach, der Film sei ein guter Film nach einer eher mäßigen Vorlage.
Der alternde, erfolgreiche Bildhauer Thomas Hudson (George C. Scott) hat sich auf die Bahamas zurückgezogen,
«die Souveränität seiner Einsamkeit als Bewährung erprobend. Bewährung vor der Natur, wie sie in einem langen und intensiv vergegenwärtigten Kampf mit dem großen Meerfisch existenzielles Format annimmt, Bewährung vor dem Leben überhaupt, in den gesammelten Erfahrungen mit den Nächsten der ehemaligen Frau (Claire Bloom), den drei Jungen, die den Mann besuchen.»
hieß es in der Neuen Zürcher Zeitung . War Bogart der noch einmal tätige Held in den mittleren Jahren, so ist George C. Scott im «Hemingway-Look» nun der das Leben resümierende, selbstreflektierende alte Held. Erst im letzten Drittel der Handlung wird solche Grübelei von den Kriegsereignissen – es ist das Jahr 1940 – eingeholt. Ein letztes Mal wird Hudson gefordert, als er sich in eine Rettungsaktion für jüdische Flüchtlinge verstrickt. Beim Versuch, die Flüchtlinge nach Kuba zu bringen, wird er von der Küstenwache abgefangen und findet den Tod. Wie Bogarts zynische laissez-faire -Haltung, so werden hier Hudsons schwermütige Reflexionen durch integre und mutige Taten, die dem Tod den Schrecken nehmen, relativiert.
Sinnfällig demonstriert Islands in the Stream , der nach einem Drehbuch des Reporters und Freunds Hemingways Denn Bart Petitclerc entstand, den Zusammenhang von Abenteuer und Erzählen. Viele der modernen Erzähler, beispielsweise B. Traven oder Herman Melville, waren selbst so etwas wie Abenteurer. Hemingway war, wie etwa auch Hawks oder Huston, leidenschaftlicher Jäger. Vielleicht hat die Ernsthaftigkeit (nicht: Humorlosigkeit) und Authentizität
Weitere Kostenlose Bücher