Filmwissen
Pinal) und einem Waffenschmuggler (Burt Reynolds), sucht im Roten Meer heimlich nach Goldbarren. Die kühle Anna möchte die Teilhaber beseitigen und lockt, während die Männer tauchen, einen Hai an. Der Waffenschmuggler entkommt dem Anschlag und besteht auch die Auseinandersetzung mit Anna und einem korrupten Polizeioffizier.
Fuller, dessen ursprüngliches Konzept vom Produzenten durchkreuzt wurde, scheint sich sehr stark um eine formal neuartige Erzählweise eines B-Picture-Plots bemüht zu haben;
«alles in Shark ist Kontemplation … Die szenische Atmosphäre des Sudans und seiner Leute, die Godard ähnliche Akzentuierung der soliden primären und komplementären Farben der Kleidung gegen weißgetünchte Tonmauern, die gelegentlich erscheinenden Bilder von Sonne und Meer, all das dient weniger als Kontrast zu den Groschenromaneigenschaften der drei fremden Amerikaner, sondern mehr dazu, den ganzen Film als eine Stilübung erscheinen zu lassen.» (T. A. Gallagher)
Auch Stephen Spielberg scheint das Kino «studiert» zu haben wie ehemals Truffaut, Godard und andere, die sich in der Cinémathèque Française die Augen wund sahen. Auch er kokettiert mit dem Nimbus des Cineasten, verwendet Filmzitate und -parodien. Wesentlicher jedoch ist die Übernahme des Blicks auf die «normalen» Menschen, den Spielbergs action -Kino von realistischen europäischen Arbeiten adaptiert. Während der tough guy fast nur noch mit parodistischen und anarchistischen Zügen auftaucht, gilt die Aufmerksamkeit in Spielbergs Filmen zuerst einmal den kleinen Angestellten, ihrer Kultur und Lebensweise. Das wiederkehrende Motiv in seinen Arbeiten ist die Begegnung des amerikanischen Mittelständlers mit dem Phantastischen, dem Unglaublichen, das in Jaws ( Der weiße Hai ; 1975) durch die Vermittlung eines Wissenschaftlers glaubhaft gemacht (nicht rationalisiert) wird. (Ganz ähnlich verhält es sich im Übrigen in Close Encounters of the Third Kind – Unheimliche Begegnung der dritten Art ; 1975–1977, wo der Wissenschaftler von François Truffaut dargestellt wird.) Der uns da als Held vorgestellt wird, ist nicht der Abenteurer, sondern ein Garant des Wahrscheinlichen, ein farbloser Angestellter. Eine Mischung aus sozialer Verantwortung, Zivilcourage, Neugierde und Zufall ist es, die ihn ins Abenteuer zieht, in dem er dann über sich selbst hinauswächst. Wie in dem Film The Deep ( Die Tiefe ; 1976, Regie: Peter Yates), in dem Drehbuchautor Peter Benchley die Figurenkonstellation von Jaws noch einmal verwendet, wenden sich die Protagonisten erst, als sie nicht mehr weiter wissen, auf dubiosen Rat hin an einen geheimnisvollen, zurückgezogen lebenden Mann. Über seine Herkunft wird kaum etwas verraten, sein Haus gleicht einer Festung. Der Eintritt des Helden dort markiert den Beginn des Abenteuers. Die Behausung dieses Fremden gleicht einem Fundus – für Abenteuerfilme: mit dem Blick auf Tauch- und Fanggeräte, auf Waffen und ähnliche Symbole stellt sich die Atmosphäre, das Klima der Abenteuerlichkeit ein. Und der fremde Abenteurer tritt aus dem Haus und trägt das Abenteuer in die Welt, in deren geordneten Bahnen es sonst nicht zu finden wäre. Bereitwillig lassen wir uns über diesen Anachronismus des Abenteuers täuschen, während er selbst als Anachronismus vorgeführt wird.
Damit das gelingt, erhält die Exposition eine erweiterte Funktion. Sie muss den Zuschauer von der Ebene des Alltäglichen in den Bann des Abenteuers ziehen, ohne durch den Widerspruch der zwei Welten Distanz aufkommen zu lassen. Jaws bietet in dieser Hinsicht ein Optimum. Der Stil ist zeitgemäß naturalistisch und das Sujet, der öde Touristenbetrieb eines Badeorts von Long Island, zunächst aufreizend gewöhnlich. Polizeichef Brody (Roy Scheider) sehnt sich nach seinem alten Distrikt im weniger eintönigen New York zurück. Als der riesige weiße Hai den Badestrand heimsucht, ist das für die Stadtoberen vor allem ein ökonomisches Problem. Um die Touristen nicht zu verschrecken, verhindert der Bürgermeister Information und Sicherheitsmaßnahmen. Der schwache Brody lässt sich darauf ein, obwohl er von dem Meeresbiologen Hooper (Richard Dreyfuss) von der Gefährlichkeit des Tieres weiß. Erst als das Monster trotz Brodys von schlechtem gewissen geschärfter Aufmerksamkeit ein drittes Mal zugeschlagen hat, schließt er den Strand, und die Stadt beauftragt den Hai-Jäger Quint (Robert Shaw) mit der Vernichtung des Hais. Die Jagd beginnt. Gleichzeitig
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