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Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Titel: Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Winter
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nach Hause kam und auch noch nach dem Duschen nach Benzin und Öl roch. Filou mochte diesen Geruch nicht – Frederick selbst aber war in Ordnung.
    Ivonne saß wie immer morgens in ihrem Arbeitszimmer. »Sie malt Bilder«, hatte Marla ihm einmal erklärt, und er begriff, dass das etwas Großartiges sein musste. Marla selbst war nicht da, sie ging seit einigen Tagen auf die höhere Schule in der Stadt.
    Am späten Nachmittag brachte Ivonne Papier und Kreidefarben auf die Terrasse und setzte sich an den Tisch, Luc im Gefolge. Filou lag unter dem Mimosenbaum und schaute nicht hin. Es war besser, wenn Luc ihn gar nicht wahrnahm.
    Aber sie hatte ihn im Blick, das spürte er. Und als Ivonne ins Haus verschwand, weil Marla von der Schule zurückgekommen war und nach ihr gerufen hatte, stand Luc plötzlich vor ihm und grinste ihn scheinheilig an.
    »Wer ist schneller, du oder ich?«
    »Na, ich«, antwortete Filou unvorsichtigerweise. »Du hast es doch in den Gelenken.«
    »Wollen wir wetten?«
    »Ach komm, sei nicht albern, Luc.«
    »Drückeberger!«
    »Also hör mal!«
    »Weichei!«
    »Was soll das?«
    »Also was ist? Kommst du?« Sie streckte sich kokett.
    Er fügte sich in sein Schicksal und ließ sich auf das Spiel ein. Er rannte los.
    Sie hinter ihm her. Er war schnell. Aber sie war nicht viel langsamer.
    Runde um Runde hetzten sie durch den Garten, an der Buchsbaumhecke entlang bis zur Steinlorbeerhecke auf der anderen Seite und wieder zurück.
    Ein wütender Aufschrei: Ivonne. Aber Luc reagierte nicht. Auch Filou lief wie mechanisch weiter.
    »Willst du wohl aufhören, deine Mutter zu jagen, du rotes Biest?« Ivonne war auf die Terrasse getreten, hinter ihr Marla.
    »Sie spielen doch nur!«, rief Marla. Filou hörte ihrer Stimme an, dass auch sie sein Verhalten merkwürdig fand.
    »Lass uns aufhören«, keuchte er. Aber Luc antwortete nicht.
    Filou wurde langsamer, drehte sich um, suchte nach ihr. Luc war verschwunden. Irgendetwas sagte ihm, dass er besser stehen blieb, jetzt, sofort, bevor es wieder ein Drama gab. Aber es war zu spät.
    Luc hockte geduckt vor ihm, direkt in seinem Weg. Er konnte nicht mehr bremsen. Er landete auf und über ihr. Sie stieß einen nervenzerfetzenden Schrei aus.
    Doch noch schrecklicher, noch viel viel schrecklicher, war das Geschrei, das Ivonne anstimmte. Spätestens jetzt wusste er, dass alles vorbei war.
    Filou verkroch sich in der Steinlorbeerhecke und ließ sich selbst von Marla nicht hervorlocken. Am Abend, als auch Frederick zu Hause war, tagte das Familiengericht am Terrassentisch. Luc war natürlich dabei, sie thronte auf ihrem weißen Kissen und bemühte sich, erniedrigt und beleidigt auszusehen. Filou beobachtete das ganze Theater aus seinem Versteck und bewunderte Lucs Gerissenheit, während ihn Trauer und Angst fast zerrissen.
    »Ach komm, er wird doch wohl nicht seine eigene Mutter gejagt haben – ich meine, so wie ein Kater eine Katze …?« Frederick, das hörte man ihm an, glaubte nicht, was Ivonne gesehen haben wollte. Aber die kannte keine Zweifel und keine Gnade.
    »Ich hab es doch genau gesehen! Erst hat er sie gejagt und dann – bestiegen. Du hättest sie mal hören sollen, wie das arme Ding schrie! Das ist nicht mehr zu ertragen. Du musst ihn zum Arzt bringen. Marla hilft dir dabei.«
    Filou kroch tiefer ins Gebüsch und fühlte sich elend. Obwohl er nicht wusste, welches Verbrechen er begangen hatte, begriff er, dass er schuldig war. Als Marla abends im Bett lag, schlüpfte er in ihr Zimmer, kroch neben sie aufs Kopfkissen und kuschelte sich an sie. Es würde das letzte Mal sein. Er musste Abschied nehmen.
    »Filou?« Sie war noch wach. Sie nahm ihn in den Arm und küsste ihn auf die Nase. »Du bist mein bester Freund.«
    Gott sei Dank weinte sie nicht, das hätte er kaum ertragen.
    »Du musst fort. Das weißt du, oder?«
    Er verbarg seinen Kopf in ihrer Hand.
    »Aber ich lass dich nicht im Stich, hörst du? Wir treffen uns beim Kriegerdenkmal. Jeden Nachmittag, nach der Schule.«
    Er fuhr ihr mit der rauen Zunge über die Nase. In den frühen Morgenstunden sprang er vom Bett.
    Dann entließ er sich selbst in die Freiheit, die sich kalt und erbärmlich anfühlte. Freiheit war schön und gut. Aber das Paradies war besser.

EINUNDZWANZIG
    D as Leben hatte seinen Glanz verloren. Ein Tag war wie der andere. Manchmal schlief Filou nachts im Keller, allerdings nicht mehr auf dem alten Weinfass, sondern auf Lucs weit komfortablerem Hochsitz. Oft wanderte er den Roche

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