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Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Titel: Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Winter
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Crescendo, bis er sah, dass Garibaldi sich zum Sprung zusammenkrümmte. Filou war schneller. Er griff als Erster an.
    So kennst du dich gar nicht, dachte er noch. Und er kannte auch nicht das Gefühl triumphierender Wut, mit der er sich in die Luft katapultierte, um sich mit ausgestreckten Klauen auf den anderen zu stürzen. Alles, was sich so lange schon in ihm aufgestaut hatte, wurde reine Energie, brach aus ihm heraus, ballte sich in diesem Sprung.
    Garibaldi wich mit knapper Not aus und begann seinerseits einen gurgelnden Schrei, der Filou durch Mark und Bein ging.
    Jetzt war er es, der zurückwich und lauerte und wartete. Garibaldi maulte und grollte und plusterte sich bedrohlich auf. Doch als er lossprang, war Filou längst in der Luft. Jetzt zahlte es sich aus, dass er wochenlang mit Schmetterlingen und Marlas Bällchen geübt hatte: Er konnte in der Luft Pirouetten drehen, die Richtung wechseln, ja, geradezu fliegen – unkalkulierbar für einen Gegner wie Garibaldi, der den dicken Kopf mit dem einen gesunden Auge nicht schnell genug bewegen konnte, um diesem Tanz zu folgen.
    Es war nun ganz still. Filou und Garibaldi sprangen und flogen und schwebten und berührten kaum noch den Boden. Man hörte sie keuchen, aber keiner der beiden wurde laut. Schreie gehörten zum Vorspiel. Das hier war ernst.
    Filou spürte, dass er der Überlegene war. Aber er zögerte, seinen Vorteil auszunutzen. Er hatte diesen Kampf nicht gewollt, er war ihm aufgezwungen worden. Eigentlich war er nur hier, um gegen das Terrorregime von Luc zu kämpfen, gegen die Vorherrschaft der Katzen, aber nicht gegen einen der Kater, mit denen er sich doch verbrüdern wollte. Außerdem war der andere im Nachteil, und das nutzte man nicht aus.
    Doch es musste eine Entscheidung geben, bald. Garibaldi atmete schwer, und auch Filous Sprünge waren nicht mehr so lässig und leicht wie zu Anfang. Er musste angreifen, musste den Gegner am Nackenfell packen, musste ihn zu Boden zwingen. Oder so lange weiterkämpfen, bis Garibaldi das Feld räumte, mit eingezogenem Schwanz und gebrochenem Stolz.
    Nur kurz verschaffte ihm der Gedanke an eine Rache für vergangene Kränkungen Befriedigung. Denn ein gedemütigter Garibaldi würde nie sein Freund werden, noch nicht einmal sein Kumpel, und Filou würde nie dazugehören zu der verschworenen Bande der Kampfkater von Beaulieu. Doch er wollte dazugehören, jetzt, endlich, mehr als jemals zuvor. Er wollte nie mehr allein sein.
    Unversehens wurde der Kampf entschieden, von oben, wenn auch nicht vom lieben Gott. Als Garibaldi seine letzten Kräfte sammelte, um Filou zu erledigen, der auf die Mülltonne nebenan gesprungen war und nervös tänzelte, als er einen letzten martialischen Schrei ausstieß und zum Sprung ansetzte, ergoss sich ein Schwall kaltes Wasser über den Schwarzen. Mit einem entsetzen Kreischen sprang Garibaldi von der Tonne und lief davon.
    Oben knallte ein Fenster zu.
    Die anderen Kater murmelten und murrten, und einige schlichen sich fort. Doch Magnifico blieb, sprang hoch zu Filou und sah ihn beängstigend lange an. Filou aber wich seinem Blick nicht aus.
    »Du bist gut«, meinte der Alte schließlich.
    Filou leckte sich verlegen die Flanke.
    »Doch wenn man Garibaldi nicht mit Wasser überschüttet hätte, wäre die Sache womöglich anders ausgegangen.«
    »Sicher, das war unfair«, sagte Filou. Er zögerte. So leicht wollte er sich seinen Sieg denn doch nicht nehmen lassen. »Aber …«
    »Kein Aber. Der Kampf ist unentschieden ausgegangen. Ich möchte keinen Gesichtsverlust für Garibaldi, hörst du?«
    Filou nickte. Er verstand. Im Kampf gegen das Terrorregime der Katzen wurde jede Pfote und jede Kralle gebraucht. Er gab Magnifico feierlich sein Wort.

DREIUNDZWANZIG
    A ls Filou am nächsten Tag durchs Dorf trabte, war er nicht mehr Filou, der Kleine, der aus dem Weg zu gehen hatte, wenn andere ihm entgegenkamen – daran war er gewöhnt. Er war über Nacht eine Respektsperson geworden, der man sich unterwürfig näherte, wenn überhaupt. Das war gewöhnungsbedürftig.
    Auch, dass die vier Schwarzen ihn bereits auf der Mauer zum Park hinter dem Marktplatz erwarteten, dass Maurice ihm zur Begrüßung einen freundlichen Nasenstüber versetzte und Diabolo seine Schulter an ihm rieb, war neu. Garibaldi tat zwar nicht ganz so kumpelhaft, murmelte aber immerhin: »Respekt!«, als er neben ihn auf die Mauer sprang.
    »Hallo, Geronimo«, sagte Magnifico.
    »Geronimo?«
    »Das ist dein geheimer
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