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Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Titel: Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Winter
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Band und versuchte, es sich über den Kopf zu ziehen. Doch so kunstvoll er sich auch verrenkte – es ging einfach nicht.
    Mittlerweile stand die Sonne direkt über ihm. Es wurde immer heißer, selbst die Bienen summten langsamer. Doch endlich hatte er eine Idee. Er sprang von der Mauer.
    Geduckt schlich er im Schatten der Häuser die Straßen hoch, bis er am Kriegerdenkmal angelangt war. Er zwängte sich durch eine Lücke im Zaun in sein Versteck. Der weißgestrichene Eisenzaun war alt und an vielen Stellen verrostet. Hier und dort war er gebrochen, und an der Stelle direkt vor seiner Nase ragte eine der Querstreben unverbunden heraus.
    Das konnte die Lösung sein. Wenn er das Halsband genau hier einhakte, den Kopf senkte und zog …
    Filou zwängte seinen Kopf durch die Gitterstreben. Das war knapp, aber es ging. Jetzt das Halsband einhaken. Das war gar nicht leicht. Er brauchte fünf, sechs Versuche, hätte fast aufgegeben, weil es so heiß war und sich eine Wespe viel zu intensiv für seine Nase interessierte. Aber dann hing das Halsband fest.
    Er wartete, bis sich sein Atem beruhigt hatte, sammelte all seine Kraft, stemmte die Vorderpfoten in den Boden und zog. Seine Kehle schmerzte, und sein rechtes Ohr brannte höllisch, als etwas Scharfes, Metallisches an ihm entlangschrammte.
    Dann war er frei.
    Eine Weile lag er schwer atmend im Lavendel und konnte es kaum fassen. Dann sprang er vor Freude aus dem Stand über den Zaun, raste einmal um das Denkmal herum, rannte hinüber zum Petanqueplatz, warf sich in den feinen Sand, wälzte sich und schubberte jede Spur seiner Versklavung aus dem Pelz.
    Er war frei. Aber durfte er ohne Halsband jemals wieder zurück zu Marla? Wie hatte Fidel es genannt? »Ein Symbol für die tiefe Verbundenheit zwischen Herr und Hund.«
    Mag sein, dachte Filou. Aber ich bin kein Hund.

NEUNZEHN
    F ilou stand auf und schüttelte sich den Sand aus dem Pelz. Was sollte er jetzt tun? Wohin gehen? Gab es einen Weg zurück? Zu Luc – oder zu Marla?
    Ein Laut ließ ihn aufblicken. Eine kleine Gestalt stand verloren unter dem Kriegerdenkmal. Marla. Sie schien zu weinen. Sie war allein. Sie war traurig. Das zerriss ihm schier das Herz.
    Im Nu war er bei ihr, rieb sich an ihrem Bein, sah zu ihr hoch und gab einen sehnsüchtigen Laut von sich.
    Sie stieß einen Schrei aus und beugte sich hinab. »Filou! Ich habe dich gesucht! Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Ich dachte, dir ist was passiert!«
    Ihre Tränen tropften auf seinen Pelz, als sie sich zu ihm herabbeugte, ihn auf den Arm nahm und ihm die Nase küsste. Wieder schrie sie leise auf. »Du blutest ja!«
    Ist nur ein kleiner Kratzer, dachte Filou und drückte sich schnurrend an sie. Ich musste doch das blöde Ding loswerden. Das verstehst du hoffentlich.
    Sie presste ihn an sich und lief mit wehendem Haar nach Hause. Dort wartete schon Maman.
    »Da ist der Kerl ja wieder. Und wo ist das Halsband?«
    »Keine Ahnung«, sagte Marla, holte eine Dose Katzenfutter aus dem Schrank, öffnete sie hektisch und hockte sich neben ihn, während er sich aufs Essen stürzte.
    »Das wird teuer, wenn das so weitergeht.« Maman klang missbilligend. »Das nächste Halsband müssen wir ihm fester anlegen.«
    »Aber vielleicht ist er damit hängen geblieben? Vielleicht hätte es ihn fast erwürgt?«
    »Ach was. Er ist eben ein halbwildes Tier. Sperr ihn in dein Zimmer. Wir werden heute Abend einiges zu bereden haben.«
    »Warte nur, Filou. Wenn Papa heimkommt, wird alles gut«, flüsterte Marla ihm ins Ohr, während sie ihn in ihr Zimmer trug. Filou war so erschöpft, dass es ihm nichts ausmachte, als sie die Zimmertür schloss. Zur Feier des Tages erlaubte er sich, auf ihr Bett zu springen und sich auf das Kopfkissen zu legen, das so gut nach ihr roch. Dann döste er ein.
    Er erwachte auf Marlas Arm. »Wir müssen weg«, flüsterte sie. »Sei jetzt ganz still.«
    Auf Socken schlich sie in den Flur. Aus der Küche hörte man laute Stimmen.
    »Ich glaube nicht, dass es besonders human ist, das Tier seiner Freiheit zu berauben.«
    »Papa ist auf unserer Seite«, flüsterte Marla und blieb vor der Küchentür stehen.
    »Richtig, Frederick. Ganz richtig. Ich sehe das genauso. Und deshalb sollte der Kleine wieder dahingehen, wo er herkommt. Eine Straßenkatze wird nie ein Haustier.«
    Sie klingt wirklich wie Luc, dachte Filou. Genauso – unnachgiebig.
    »Aber Ivonne, er hat sich aus freien Stücken mit Marla angefreundet. Das macht keine wilde Katze. Die beiden haben
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