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Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Titel: Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Winter
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Schreck eingejagt. Maman ist ganz krank vor Sorge.«
    Marla schluchzte auf.
    »Ist es wegen Filou?«
    Sie schluchzte noch lauter.
    »Aber deshalb musst du doch nicht weglaufen. Wir tun ihm nichts. Er ist es nur nicht gewöhnt, in einem Menschenhaushalt zu wohnen. Und da gelten eben ein paar andere Regeln.«
    »Aber Papa«, sagte sie. »Filou ist doch nur deshalb immer ausgerissen, weil er zu seiner Maman musste! Sieh doch nur!« Sie ließ sich von ihm absetzen und zeigte mit dem Finger auf Lucrezia. Luc hatte sich auf ihren Platz gelegt, den Kopf auf die Pfoten gebettet und die Szene mit großer Aufmerksamkeit studiert. Als Frederick sich zu ihr umdrehte, legte sie sich auf die Seite und begann, schwer zu atmen.
    Du Biest, dachte Filou hilflos. Du verdammtes raffiniertes Biest.
    »Sie ist krank. Und unser Filou hat ihr Futter gebracht.« Marla zeigte auf die leeren Dosen neben Lucrezias Schlafplatz.
    Frederick schüttelte staunend den Kopf. Doch Filou spürte, wie gerührt er war. Er sah das Unausweichliche kommen.
    »Wir müssen sie mitnehmen. Sie braucht Pflege«, sagte Marla. »Dann wird Filou auch nicht mehr fortrennen, gell, Hübscher?« Sie fuhr ihm mit der kleinen weichen Hand über den Kopf.
    Er schmiegte sich an sie. Doch seine Gedanken waren düster. Wenn du wüsstest, was du uns da an den Hals gewünscht hast, Marla. Wenn du nur wüsstest.

ZWANZIG
    E s musste ein merkwürdiger Anblick sein, ihre kleine Prozession: Frederick trug Luc, die sich halbtot stellte, und Marla hatte Filou auf dem Arm, der sich auf eine Standpauke gefasst machte. Würde Ivonne ihn gleich verjagen? Ihm wieder mit Kastration drohen? Und würde Luc bleiben dürfen? Aber Ivonne schimpfte nicht, Ivonne weinte, während sie neben Marla kniete, bis auch Marla weinte, ihr die Arme um den Hals legte und »Liebste Maman« wisperte.
    Und so zog Lucrezia in Filous eifersüchtig gehütetes Paradies ein. Er fürchtete das Schlimmste. Und wer hätte es gedacht: Das Schlimmste trat ein.
    Lucrezia, das arme schwache Tier, wurde in ein weich gepolstertes Körbchen gebettet und war im Handumdrehen Mamans Liebling. Ivonne fütterte sie mit erlesenen Häppchen, striegelte ihr das Fell, stutzte ihr die Krallen und ließ sich dafür die Hände lecken.
    Filou aber musste wieder einmal um seinen Platz in der Welt kämpfen. Denn Luc war noch immer und ganz und gar die Alte.
    Sie legte es darauf an, ihn wie einen unerzogenen Barbaren, einen Gossenrowdy erscheinen zu lassen. Wann immer Ivonne in der Nähe war, tat sie, als ob sie Angst vor ihm hätte, duckte sich, machte sich ganz klein, legte die Ohren an. Ganz zu Anfang hatte er das Theater nicht ernst genommen, nahm es als Aufforderung zum Spiel und war auf sie zugesprungen. Daraufhin stieß sie einen derart markerschütternden Klagelaut aus, dass Ivonne herbeistürzte, sie aufnahm, herzte und küsste – und den bösen roten Kater verscheuchte.
    Filou begann, Luc aus dem Weg zu gehen. Das war nicht wirklich schwierig, denn Marla spielte, wie er, am liebsten draußen im Garten. Wenn sie die verblühten Rosen abschnitt, stöberte er zu ihren Füßen nach krabbelnden Käfern und interessanten Gerüchen. Wenn sie am Tisch saß und malte, lag er neben ihr und träumte. Und wenn beiden langweilig wurde, jagte er die Bällchen, die sie ihm warf, sprang immer weiter und schraubte sich immer kunstvoller in die Höhe, bis ihm sogar Ivonne applaudierte.
    Mittlerweile wagte sich auch Lucrezia nach draußen, wenn Ivonne auf der Terrasse saß und Bücher las oder Gemüse putzte, und ruhte vornehm auf der Bank, auf ein weißes Kissen gebettet. Wie es einer Prinzessin gebührte. Nichts erinnerte an die herrische Furie, die noch vor kurzem vier Kater und einen Dobermann in die Flucht geschlagen hatte.
    Filou ignorierte sie nach Leibeskräften. Und das war sein größter Fehler.
    Hätte er die Zeichen lesen können? Sicher, er hatte in den vergangenen Nächten kaum geschlafen, weil er schlecht geträumt hatte. Und das war eigentlich kein Wunder: Die Luft vibrierte geradezu von den Schreien der Kater Beaulieus. Warum sie sich zu gewissen Zeiten wie die Besessenen prügelten, verstand er bis heute nicht. Er verspürte keine Lust, sich einzumischen – er war froh, dass er die Quälgeister endlich los war.
    Wie also hätte er vorhersehen können, was am nächsten Tag geschah?
    Der Tag begann friedlich. Frederick war wie immer früh zur Arbeit gefahren, er besaß eine Autowerkstatt, weshalb er mit ölverschmierten Pranken
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