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Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Titel: Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Winter
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dich weint?«
    »Fidel!«
    Der weiße Mops lag vor dem Denkmal, mit Halsband und Leine, die am Zaun befestigt war.
    »Bist du stolz auf dich?«
    Filou wollte schon den Kopf schütteln. Aber dann wurde er wütend. Wie kam der fette Mops dazu, ihm Vorwürfe zu machen?
    »Wie ich mich fühle? Das kann wohl niemand beurteilen, der seine Freiheit für geregelte Mahlzeiten hingegeben hat!«, zischte er.
    Der Mops richtete sich auf. Es kam Filou vor, als ob er sehr viel schlanker geworden sei.
    »Du verwechselst da was«, sagte Fidel kühl. »Ich bleibe bei Herrchen, weil ich ihn liebe. Deine Freiheit heißt Einsamkeit. Oder befriedigt dich etwa die Gemeinschaft geschlechtsreifer Kater, die dich für jede jaulende Katze sitzen lassen?«
    Woher wusste der Hund das? Filou spürte, wie ihm vor Verlegenheit heiß wurde.
    »Du würdest deinen Herrn für jeden gefüllten Fressnapf verraten, Mops. Erst kommt das Fressen und dann die Moral, also predige mir nicht.«
    Fidel ließ sich wieder sinken und legte den Kopf auf die Vorderpfoten.
    »Du wirst es schon noch begreifen«, sagte er resigniert. »Keine Freiheit auf der Welt ist es wert, seinen Menschen zu verlieren.«

    »Sei nicht sentimental! Wenn es deinem Menschen gefällt, landest du im Tierheim«, konterte Filou.
    Fidel seufzte tief auf. »Glaub mir: Nur die Liebe zählt.«
    »Amen«, knurrte Filou, bauschte den Schweif, ließ ihn peitschend durch die Luft fahren und drehte dem sentimentalen Köter den Rücken zu. Was verstand ein Hund, der freiwillig an der Leine ging, schon von der Freiheit?

SECHSUNDZWANZIG
    J e kürzer die Tage wurden, desto dichter wuchs ihm das Fell. Filou würde nie so groß und breit sein wie einer seiner schwarzen Brüder, aber es gab schon ein paar gute Gründe dafür, dass ihn niemand mehr »Kleiner« nannte.
    Dennoch war er noch immer ständig hungrig und außerdem viel zu mager, wenn man Magnifico glauben durfte, der ihn eines Nachmittags beiseitenahm. »Du solltest langsam Vorsorge treffen«, sagte der Alte und rieb seine Schulter an ihm. »Bild dir ja nicht ein, hier sei ewiger Sommer, nur weil Beaulieu in Südfrankreich liegt. So was glauben nur die Touristen, und das nicht lange.«
    Filou dachte an den Winter mit Zsazsa zurück, den sie zusammengekuschelt im Kinderwagen auf dem Dachboden verbracht hatten – aber nicht nur Zsazsa war nicht mehr, auch der Kinderwagen war vom Dachboden verschwunden mitsamt all dem anderen gemütlichen Gerümpel. Bei seinem letzten Besuch dort war alles leergeräumt gewesen.
    »Versuch wenigstens, dir ein ordentliches Fettpolster anzufressen, das schützt gegen Kälte.« Magnifico streckte sich, aber der Alte sah nicht aus, als ob er sich an seinen eigenen Ratschlag gehalten hätte.
    »Oder du suchst dir eine nette Pension bei einer mitleidigen Oma, die dich durchfüttert. Maurice ist bei der kleinen Mademoiselle vom Café untergekommen.«
    Bei der allerliebsten Isabo mit den dicken Zöpfen? Filou spürte einen Stich von Eifersucht.
    »Die klagt zwar dauernd, dass Katzen im Haus nicht erlaubt seien, aber es ist bald Weihnachten, und da setzt niemand mehr ein Tier vor die Tür.«
    »Und du?« Filou hätte gern gefragt, was Weihnachten ist, traute sich aber nicht.
    »Ach, ich.« Der Alte betrachtete angelegentlich die angewinkelte Pfote. »Ich bin zu alt für so was. Ich verkrieche mich in den Schuppen hinter der Bäckerei und warte, bis es Frühling wird.«
    Filou schluckte. Das klang traurig, nach Kälte und Einsamkeit. Andererseits: Hinter der Bäckerei roch es gut. Vielleicht sollte auch er sich ein wärmeres Plätzchen suchen als den zugigen Keller?
    »Und jetzt tu ausnahmsweise mal, was ein alter Freund dir sagt«, brummte Magnifico und gab ihm einen Schubs. Dann trollte er sich davon.
    Filou seufzte. Der Alte hatte recht, es wurde langsam Zeit. Maurice war natürlich zu beneiden. Er hatte sich schon seit Tagen gefragt, wo der Kerl neuerdings steckte. Vielleicht sollte er sich auch bei jemandem einschmeicheln? Bei Ma Dame, der Mutter des Bürgermeisters, die allein in einem Haus unweit von Lucs Keller in der Rue Basse lebte? Oder bei dem allein lebenden Mann, der in einem Bungalow unterhalb des Roche du Diable wohnte?
    Gedankenverloren lief er in die Ruelle des Camisards ein, ganz ohne darauf zu achten, ob Maxim und Manon irgendwo herumlungerten. Das war um diese Jahreszeit auch nicht mehr nötig. Die Menschen hielten sich seit Wochen nur noch selten im Freien auf, und die Kinder sah man höchstens auf dem
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