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Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Titel: Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Winter
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setzte sich auf und gab sich jede Mühe, stolz und kühn zu blicken. Ja, von hier oben aus gesehen war alles nichtig und klein, was sich in Beaulieu abspielen mochte, und so zuckte er auch mit keinem Barthaar, als unten im Dorf ein langgezogener Schrei ertönte. Das war kein Kater. Das war eine Katze. Und die hatte ihm gleichgültig zu sein.
    Ihm – und den anderen auch. Doch neben ihm machte sich Unruhe breit. Diabolo knurrte leise. Garibaldi gab einen hechelnden Laut von sich.
    »Hörst du sie?«, Maurice, unsicher.
    »Hör nicht hin«, Magnifico.
    »Sie ruft nach uns«, sagte Diabolo mit belegter Stimme.
    »Das geht dich nichts an.« Doch auch Magnifico klang nicht so beherrscht wie sonst.
    »Ich glaube, ich muss mal eben …«, sagte Maurice verlegen und sprang vom Felsen.
    »Du bleibst«, knurrte Garibaldi. »Sonst komm ich mit.«
    »Brüder! Geht nicht!« Auch Magnifico war aufgestanden und machte einen Buckel.
    »Mach dir nichts draus, Alter.« Diabolo klang immerhin verlegen. »Morgen wieder. Aber jetzt …« Auch er sprang fort.
    Magnifico seufzte ihnen hinterher.
    Filou wunderte sich über die Brüder. »Ich bleibe«, sagte er. »Ich hab mit Miezen nichts am Hut.«
    »Gut für dich«, brummte Magnifico, sprang ebenfalls von der Felsnase und verschwand im Gestrüpp.
    Filou lauschte seinen Brüdern hinterher. Und wunderte sich über die schrillen Schreie, die bald ertönten. Alle Kater Beaulieus schienen sich zu einer Massenprügelei versammelt zu haben. Aber warum?
    Hatte er das richtig verstanden? Konnte das sein? Die Brüder stritten sich – um den Feind? Um eine Katze?

FÜNFUNDZWANZIG
    B is zu einem trüben Tag Ende November, an dem die Bäume plötzlich mit kahlen Ästen dastanden, weil ein kräftiger Sturm in der Nacht alle Blätter abgerissen und fortgeweht hatte, war Filou noch jeden Tag nachmittags zum Kriegerdenkmal gelaufen – zu Marla. Doch sie musste bemerkt haben, dass er ein anderer geworden war, denn sie wurde immer stiller. Und es stimmte ja, er ließ sich nicht mehr gern auf den Schoß nehmen. Er duckte sich, wenn sie ihn streicheln wollte. Er machte nicht mehr Männchen, wenn sie ihm ein Stück Schinken hinhielt. Er sprang dem Bällchen nicht mehr nach. Er hatte keine Geduld mehr für Kinderspiele.
    Die Brüder verstanden sowieso nicht, warum er jeden Nachmittag auf der Friedhofsmauer lag und ihn nichts, kein Ausflug, keine Versammlung und keine Patrouille durch die Stadt davon abhalten konnte. Sollte er ihnen vielleicht gestehen, dass er Tag für Tag auf den Schulbus wartete, in dem ein kleines Mädchen mit braunen Augen und hellen Haaren saß, das als Erstes zum Kriegerdenkmal laufen würde, um einen räudigen Straßenkater zu treffen, der schon lange kein niedliches Kätzchen mehr war, das man »Hübscher« nennen konnte?
    An diesem Novembertag hatte er ihre Verabredung das erste Mal vergessen. Auch am nächsten Tag verpasste er den richtigen Zeitpunkt. Und am übernächsten Tag. Irgendwie lag immer gerade etwas anderes an. Es ist so viel zu tun, Marla, versteh mich doch, dachte er. Aber – vielleicht verstand sie ja längst? Vielleicht kam auch sie nicht mehr jeden Tag, bei Wind und Wetter, zu ihrem Rendezvous?
    Zwei Tage später war er rechtzeitig zur Stelle. Er vergrub sich im Laub, das sich hinter dem morschen Zaun vor dem Denkmal angesammelt hatte, und wartete. Er hoffte und er fürchtete, dass sie ihn vergessen hatte. Sicher, der Gedanke tat weh, aber nur noch ein bisschen. Sie sollte, sie musste ihn vergessen.
    Er sah sie schon von weitem. Eine kleine Gestalt, gebeugt unter einem großen roten Ranzen, die sich gegen den kalten Nordwind stemmte. Er sprang ihr nicht entgegen, so wie früher. Er rührte sich nicht von der Stelle, er lag da und sah zu, wie sie wartete. Wie sie aufstand und umherging und nach ihm rief. Wie sie schluchzte. Und wie sie endlich ging.
    Er lag noch lange im Laub und wartete darauf, dass sich sein Herzschlag beruhigte und die Trauer nachließ. Dann stand er auf und schüttelte sich das Laub vom Pelz. Er war jetzt Geronimo. Er führte das Leben eines Kämpfers. Ein raues, freies, ein abenteuerliches Leben. Ein Leben, das nicht mehr zu einer Kleinfamilie mit Haus und Garten und regelmäßigen Mahlzeiten passte. Und in dem eine Freundschaft mit einem Mädchen namens Marla nicht vorgesehen war.
    »Und? Wie fühlst du dich, starker Kater?«, fragte eine Stimme, als er durch den Eisenzaun kletterte. »Ist es nicht ein großartiges Gefühl, dass ein Mensch um

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