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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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Webdesigner prüfen können, ob ihre Inhalte nicht von anderen Leuten nachgemacht werden und es dadurch Copyright-Verletzungen gibt.«
    Clara bog die Arme nach hinten, um die Verspannung im Nacken zu lösen.
    »Und hat der Killer etwas gefunden?«
    » Wir haben jedenfalls etwas gefunden«, sagte Hermann. »Es gab da eine Wiki-Page.« Er schaute sie kurz an. »Diese webbasierten Dokumente, an denen verschiedene Leute gleichzeitig arbeiten können. Sie hatte von einer Uni-Studiengruppe eines dieser Wikis, wo sie im Team ein Referat schreiben mussten. Ist schon etwas her, im dritten Semester. Aber es ist noch online. Das Internet hat ein gutes Gedächtnis. Und was nicht gelöscht wird, bleibt.« Er klickte das Wiki an. Es ging um Marketingstrategien für eine Getränkefirma. Irgendetwas aus dem BWL-Seminar. Jasmin Peters’ Name stand dort, gemeinsam mit zwei weiblichen und zwei männlichen Kommilitonen.
    »Der Bereich ist geschützt«, sagte Hermann, »aber nicht mit mehr als Hundert-Bit-Verschlüsselung, sodass man sich relativ einfach dahinterhacken kann. Und selbst wenn man’s nicht kann – Google kann es.«
    »Google kommt einfach so in geschützte Bereiche?«
    »Du musst dir das vorstellen wie die Reise nach Rom«, sagte Hermann. »Viele Wege führen dorthin. Normalerweise fliegt man mit dem Flugzeug oder fährt auf der Autobahn. Ist die verstopft, nimmt man eine Landstraße. Ist die auch verstopft, nimmt man einen Feldweg. Irgendwie kommt man nach Rom, auch wenn die größten Zugangswege blockiert sind. Genau so macht es Google. Der Google Robot durchforstet ganze Webseiten innerhalb von Mikrosekunden nach wichtigen Keywords. Irgendwann kennt er alle Wege. Und Google hat nur ein Ziel: Informationen zu sammeln. Wenn die Hauptwege verstopft sind, findet der Robot irgendwann auch die Feldwege.«
    Clara zeichnete mit einem Kugelschreiber mehrere Wege auf die Ausdrucke. »Das heißt, die Autobahn verlangt Maut. Wer die nicht hat, kommt nicht durch. Auf den Feldwegen aber schon.«
    Hermann nickte. »Genau. Die Autobahn ist der direkte Weg, wo nach einem Passwort gefragt wird. Auf dem Feldweg kann man dieses Passwort umgehen.«
    »Musste unser Killer dazu Google manipulieren?«
    »Er musste wissen, wie die Semantik von Google tickt, anhand welcher Kriterien der Google Robot Informationen findet, auswählt und für speicherungswürdig erachtet.«
    »Und die Information ist öffentlich?«
    »Die steht in fast jedem Marketingbuch über Suchmaschinenoptimierung«, sagte Hermann. »Die meisten Unternehmen, die mit ihren Seiten im Netz sind, wollen ja von Google gefunden werden und am besten ganz oben stehen.«
    Schöne neue Web-Welt, dachte Clara. Die Geheimnisse des Internetmarketings sind auch für Serienkiller nützlich. Sie tippte mit dem Stift auf das Papier. »Jetzt zu dem Wiki. Was hat er da gemacht?«
    Hermann klickte durch die Seiten. »Über Copyscape hat er die Seite herausgefunden, indem er den Nickname ›Lady J.‹ und die Handynummer eingegeben hat. Vielleicht noch ihre Hobbys wie Reiten und so weiter. Und dann hat er sich entweder reingehackt, wenn er schlau ist ...«
    »Was ich dem Typen durchaus zutraue«, warf Clara ein.
    »Ich auch.« Hermann nickte. »Oder er hat die Frage bei Google so eingegeben, dass Google den Feldweg genommen hat. Ruckzuck war er in dem Wiki-Dokument drin, das eigentlich geschützt ist.«
    Clara nickte bedächtig. »Verstehe. Und wie konnte er die Nummer zuordnen?«
    Hermann ging mit der Maus auf eine andere Seite. »Zu dem Wiki gehörte eine Liste derjenigen, die an der Seminararbeit beteiligt waren«, sagte er. »Da standen die Namen, E-Mails und Handynummern drauf. Falls man sich mal schnell abstimmen will.«
    Clara folgte dem Mauspfeil von Hermann.
    Jasmin Peters, 3. Semester, BWL und Kulturwissenschaften, Mail: [email protected]
    Es folgte die Handynummer. Clara schüttelte den Kopf. Verdammt. Jasmin hatte schon ihre Prepaidnummer angegeben und nicht die mit dem Vertrag. Doch selbst das hatte nichts genützt. Alles war so transparent wie in einem offenen Buch.
    »Jetzt wusste er auch noch eine weitere Mailadresse, die Prepaidnummer und den richtigen Namen.«
    Hermann lächelte. »Das Netz wurde immer enger.«
    »Dann hat er so weitergemacht?«, fragte Clara. »Wieder Querverweise gezogen, den Namen und die Handynummer irgendwo eingegeben, sich irgendwo anders reingehackt? Auf der Suche nach ihrem Facebook-Alias und ihrer wirklichen Adresse?«
    Hermann nickte.
    »Und wenn unser

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