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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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Edelstahl.

30.
    Hermann und das Team aus der IT hatten die Adresse von Julia Schmidt in Rekordzeit herausgefunden. Kreuzberg, Bergmannstraße 30. Es gab nur eine Julia Schmidt mit dieser IP-Nummer und diesem Xenotube-Account, und auch der Fotoabgleich mit dem Video war positiv gewesen.
    Clara und Winterfeld hatten zuvor eine Telefonkonferenz mit Bellmann gehabt, der sich noch immer in Wiesbaden aufhielt, aber bereits aus der Limousine auf dem Weg zum Flughafen Frankfurt telefonierte, um in die letzte Maschine nach Berlin zu steigen.
    »Wie kann es sein, dass die Presse so schnell Wind davon bekommen hat?«, hatte Bellmann gefragt. »Das war ein Video unter Millionen.«
    »Ja«, hatte Clara erwidert, »aber ein sehr grausames. Außerdem wissen wir nicht, was der Killer alles getan hat, damit es bei der Presse landet.«
    Tatsächlich hatte die Presse Wind davon bekommen. In den Onlineausgaben zahlreicher Zeitungen war bereits auf das Video hingewiesen worden. Besonders prägnant war es im größten Boulevardblatt, und der Link wurde eifrig innerhalb des Internets weitergeleitet.
    Der Killer aus dem Internet – Wer stoppt den irren Facebook-Ripper?
    Sobald Dinge einen Namen haben, verselbstständigen sie sich, vermehren sich, verbreiten sich wie Viren. Der Facebook-Ripper. Acht Reporter hatten bereits die Presseabteilung des LKA angerufen. Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit waren aus dem Wochenende zurückkommandiert worden. Vorher hatten Winterfeld und Bellmann sich über eine gemeinsame Kommunikationsstrategie abgestimmt. Den Medien sollte mitgeteilt werden:
    Zunächst einmal ist gar nicht geklärt, ob es sich hier um eine tatsächliche Straftat oder um einen äußerst geschmacklosen Scherz handelt. Auch die Wahl des Namens (Clara) kann willkürlich sein. Wir werden dies nicht kommentieren, solange wir keine eindeutigen Erkenntnisse haben oder das Risiko besteht, die Ermittlungen dadurch zu gefährden.
    Falls die Presse aufgrund undichter Stellen oder auf der Basis von Informationen, die ihnen zugespielt worden waren, überzeugend argumentieren konnte, dass es schon vorher einen Mord gegeben hatte, sollte die Antwort lauten:
    Wir sind dem Täter auf der Spur, können aber nichts über den Stand der Ermittlungen sagen, um unsere Arbeit und potenzielle Opfer nicht zu gefährden. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass Julia Schmidt noch lebt. Sobald die Polizeibehörden Klarheit haben, werden zuerst die Angehörigen verständigt, dann die Öffentlichkeit.
    Und falls es doch ein Serienkiller war:
    Das Gerücht, der Killer habe bereits vorher Dutzende anderer Frauen getötet, ist eine haltlose Spekulation und entbehrt jeder Grundlage. Unsere besten Leute sind auf den Fall angesetzt und werden sehr bald mit Ergebnissen an die Öffentlichkeit treten.
***
    Sie hatten mit dem Mobilen Einsatzkommando die Wohnung von Julia Schmidt in der Bergmannstraße 30 erreicht. Der Tatort wurde abgesperrt. Polizeifahrzeuge mit Blaulicht und Einsatzbeamte, die den Tatort abriegelten, hatten Stellung bezogen. Mittlerweile glaubte niemand mehr an einen üblen Scherz.
    Julias Wohnung war dunkel wie ein Grab.
    Jemand hatte den Sicherungskasten außer Gefecht gesetzt, wahrscheinlich der Killer selbst, sodass in der Wohnung der Strom nicht mehr funktionierte. Zwecklos, auf Elektriker zu warten oder den Sicherungskasten selbst zu reparieren. Jede Minute zählte.
    Doch die Dunkelheit war ein Risiko. Niemand wusste, ob nicht irgendwo messerscharfe, hauchdünne Stahlseile gespannt waren, die einem Menschen den Kopf abschneiden konnten, wenn er nur schnell genug dagegen lief. Niemand wusste, ob irgendwo ein Sprengsatz tickte, der beim geringsten Lichtreiz explodierte. Niemand wusste, ob nicht irgendwo der Killer mit Infrarotgläsern in der Wohnung lauerte, um beim ersten Laut mit einer automatischen Waffe um sich zu schießen. Nur die Maglites des Mobilen Einsatzkommandos und die Taschenlampen aus dem Einsatzwagen durchschnitten in kalten Strahlen die filzige Dunkelheit.
    Das Licht kroch weiter.
    Julias Zimmer sah ähnlich aus wie das von Jasmin, soweit man es in den Lichtkegeln erkennen konnte, die wie kleine Suchscheinwerfer über die Wände huschten. Poster, ein gerahmtes Gemälde von van Gogh, die Sternennacht , eine Sitzecke, eine große Zimmerpalme. Die Blätter der Palme warfen vor dem Licht der Maglites tanzende Schatten auf die Wände wie Schlangen, die sich kurz vor dem Biss zurückduckten, um im nächsten Moment vorzuschnellen. Dann

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