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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin dodenhoeft
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in Leons Augen, als er das Wort »Mutter« hörte. Ausgesprochene Zuneigung schien er nicht für seine Stiefmutter zu hegen.
    Aber der Anruf bei Helen Siewering, der Schwiegertochter des alten Reeders, ging ins Leere. Temporarily not available. Auch Leons Schwester war nicht zu erreichen. Wahrscheinlich habe sie ihr Mobiltelefon abgeschaltet, überlegte er. »Das macht sie häufig, wenn sie mit ihrem Freund zusammen ist. Damit wir sie nicht in der trauten Zweisamkeit stören können.«
    »Ja, dann fürchte ich, dass Sie mitkommen und Ihren Großvater identifizieren müssen. Mit viel Glück schaffen wir es, dass Sie noch die letzte Fähre zurück auf die Insel bekommen. Zur Not bringen wir Sie mit dem Polizeiboot zurück. Machen Sie sich bitte fertig«, forderte Peters. »Wir fahren erst zur Polizeistation und setzen meine Kollegin ab. Die nächste Fähre«, Peters sah auf die Uhr, »können wir noch erreichen.«
    Ina war enttäuscht. Sie wäre gern dabei gewesen. Vielleicht auch, um diesen richtig gut aussehenden jungen Mann noch etwas näher in Augenschein nehmen zu können.

Apfelgarten
    Renata hatte Carl herumgekriegt, doch noch im Apfelgarten in Oldsum einzukehren, ihrem (Zweit-) Lieblingscafé und Restaurant. Er hatte ein wenig gemurrt. Seine Schulter tue ihm weh, er habe keine Lust, noch mal mit dem Fahrrad wegzufahren. »Mit dem Auto! « , hatte sie ihm angeboten. Da war er wieder dabei gewesen. Er tat nämlich nichts lieber, als seinen makellos gepflegten Oldtimer bei schönem Wetter offen durch schöne Landschaften zu bewegen. Außer in seiner karg bemessenen Freizeit den Wagen in der beheizten Garage zu polieren und zu streicheln oder sich auf Oldtimertreffen herumzutreiben. Renata musste zugeben, dass das silbergraue Mercedes 280 SE Cabrio, Baujahr 1968, wirklich ein elegantes Schmuckstück war. So etwas einzigartig Schönes müsse erhalten werden, hatte Carl schon oft gesagt. Nach dieser Baureihe habe Mercedes ja kein schönes Design mehr hingekriegt. Er verstehe ohnehin nicht, dass überhaupt noch Mercedescabrios verkauft würden. Nur der ganz neue SL fand wenigstens einigermaßen Gnade vor seinen Augen. Aber zu teuer, viel zu teuer!
    Sie fuhren offen, wie immer mit gemessener Geschwindigkeit. Der Motor – erste Maschine! – durfte nicht überstrapaziert werden. Vor dem »Apfelgarten« in Oldsum, dem liebevoll restaurierten, umgebauten Bauernhaus, war noch ein Parkplatz frei. Gott sei Dank. So kann Carl sein kostbares Stück besser im Auge behalten, dachte Renata bei sich. Obwohl, wenn das einer klaute, würde er nicht weit kommen. Es sei denn, er hätte eine eigene Fähre und einen eigenen Anleger. Föhr – kein Paradies für Autodiebe. Höchstens für Autoknacker. Am begehrtesten waren jetzt Navi-Systeme, hatte sie gelesen. Damit konnten sie allerdings nicht aufwarten, nicht einmal mit einem mobilen Gerät. Carl schwor bis jetzt auf seinen Hintern, sein eingebautes Naturnavigationssystem – den bewährten männlichen Orientierungssinn. Dieser Hintern habe ihn immer an alle gewünschten Ziele geführt. Sonst säße er ja nicht hier, pflegte er triumphierend zu sagen. Also kein Navi. Renata bedauerte das. Sie könnte schon eines brauchen. Vielleicht zu Weihnachten. Das Autoradio, immerhin das Original-Becker-Radio von 1968, könnte vielleicht einen Liebhaberpreis erzielen.
    Sie gingen an der offenen Tür des kleinen, gut sortierten und liebevoll dekorierten Modeladens vorbei in den Garten. Renata blickte kurz hinein. Nachher würde sie doch noch mal nach diesen wunderbaren Sommerpullovern schauen. Auch wenn Carl wie üblich demonstrativ unauffällig im Laden herum-und den interessierten Damen im Weg stehen würde.
    An diesem herrlichen frühen Sommerabend waren draußen natürlich alle Plätze besetzt, sogar die alte Gartenbank unter dem Fenster. Sie warteten eine Weile. Aber niemand von den Gästen machte Anstalten, von den altmodischen Eisen-und Holz-Tischen aufzustehen und ihre altmodischen Eisen-und Holz-Garte n stühle für sie frei zu machen. »Gehen wir rein?«, fragte Carl seine Frau. »Das Leben ist zu kurz, um ständig darauf zu warten, bis andere ihr drittes Stück Butterkuchen in sich reingestopft haben!« Sie quittierte das mit einem triumphierenden Lächeln. Genau diese Äußerung hatte sie erwartet – Nr. 98b aus der Sprüchekiste. Das wiederum verstand er nicht, sie sah es an seinem Gesichtsausdruck. Männer und Frauen konnten sich eben nicht wirklich verstehen ... und wenn Männer

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