Finale auf Föhr
Hamburg. Da habe ich auch meinen Mann kennengelernt. Der war Mitarbeiter mit einer halben Stelle an der Uni und hat nebenbei für die Reederei die Firmengeschichte erarbeitet.«
Carl horchte auf. Bei der Reederei Siewering! Da konnten sie und ihr Mann sicher seinen Wissensschatz ergänzen. Er vergaß, zum Balzverhalten, Stufe zwei, überzugehen und fragte sie vorsichtig aus. Aber sehr ergiebig waren ihre Antworten nicht. Erst einmal erzählte sie, wie geschockt sie von dem Tod des alten Siewering sei, obwohl sie mit ihm persönlich kaum zu tun gehabt habe. Sie war erst in der Finanzverwaltung tätig gewesen, hatte sogar für kurze Zeit als Assistentin direkt mit dem Reedereichef – dem jüngeren Siewering – zusammengearbeitet. Dann aber hatte sie wegen ihrer Schwangerschaft aufhören müssen. Bei der Reederei hatte sie danach nicht mehr angefangen. Das Betriebsklima in der Reederei, zumindest in der Verwaltung, war durchaus in Ordnung gewesen. Über Querelen auf der Führungsebene wusste sie nichts, genauso wenig über das Privatleben der Siewerings. Mehr wollte sie dazu nicht sagen.
Vor einer Weile hatte sie sich dann auf verschiedene Stellen beworben und war gleich darauf von ihrer neuen Firma – »Channel Trans« – eingestellt worden. Von diesem Unternehmen hatte Carl noch nie etwas gehört. »Kein Wunder«, lachte sie, »wir sind auch nur zwölf Leute und arbeiten im Stillen. Das allerdings weltweit! Wenn Sie mich mal suchen, finden Sie mich eher im Containerhafen als an meinem Schreibtisch.« Immerhin, der stand in einer alten Villa in einer Nebenstraße der Hamburger Rothenbaumchaussee. Sie fühlte sich dort wohl, das war ihr deutlich anzumerken.
Sie unterhielten sich eine Weile über Catherine, die eifrig mit den anderen Kindern an der Burg baute, sie mit kleinen Muscheln verzierte, hohe Wellenbrecher aus Sand auftürmte und rundherum Abzugsgräben für das zu erwartende Wasser zog. Die nächste Flut kam bestimmt, da sollte das Festungswerk standhalten!
»Ich muss jetzt zurück, wir wollen gleich wieder los«, sagte Caroline Schweiger zu seinem Bedauern.
Würde man sich wiedersehen? Carl fasste sich ein Herz. »Haben Sie Lust, mit uns gemeinsam essen zu gehen? Wir kennen da in Utersum ein nettes Lokal, die Ual Skinne . Da kann man gemütlich sitzen, auch draußen, und das Essen ist trotz sehr guter Qualität nicht zu teuer.«
»Ich würde mich wirklich sehr freuen«, sagte sie. »An welchem Tag denn? Ich muss natürlich noch meinen Mann fragen.«
»Und ich meine Frau.« Sie sahen sich in die Augen, vielleicht ein wenig länger als nötig.
»Heute Abend?«, fragte sie leise. Der Wind blies ihr eine Strähne des rotblonden Haares über die Augen. Sie strich sie mit einer anmutigen Bewegung zur Seite.
Carl nickte. Sein Herz schlug unangemessen schnell. »Das wäre schön. Ihr Mann ist bestimmt einverstanden. Ich kann ihm noch gute Kontakte für seine Arbeit vermitteln. Die Kleine bringen Sie mit, wir könnten schon um sieben essen, und so lange muss es ja nicht dauern.«
Caroline Schweiger rief ihre Tochter zu sich, die sich nur zögernd von der »schweren Arbeit« lösen wollte. »Come on, little sweetheart, wir wollen sehen, was Daddy macht!«
So kann es nicht weitergehen
Stumm saßen sie sich am Küchentisch gegenüber. Er rührte in seinem Tee, blickte in die Tasse. »Hör zu und sieh mich an!«, brach sie schließlich das Schweigen. »So geht das nicht weiter. Du kannst nicht ewig hier bleiben. Du solltest dich bei der Polizei melden, und zwar gleich. Die suchen dich! Stell dich und bring das aus der Welt. Was passiert ist, ist passiert. Und vor allem musst du die alten Geschichten jetzt endlich ruhen lassen. Es bringt nichts, sich ewig weiterzuquälen, das ändert nichts.«
Er nickte stumm. Ja, ändern würde sich nichts. Schlimmer konnte es auch nicht mehr werden. »Ich denke, du hast Recht«, sagte er schließlich. »Ich mach mich auf den Weg. Mit dem Asmussen kann man reden. Und dann werden wir sehen.«
Er verließ das kleine schmucke Haus und ging hinüber zu seinem eigenen. Das Rad stand im Schuppen. Dann machte er sich auf den Weg, Richtung Wyk.
Ein Kapitän taucht wieder auf
Achim Lohns seufzte. Seit die Kieler hier ein-und ausgingen, war die Stimmung in der Station auf dem Nullpunkt. Und er saß mal wieder mehr oder weniger allein hier. Der Chef hatte die Tür zu seinem Dienstzimmer verschlossen, was extrem selten vorkam, desgleichen die Kieler. Im Vorbeigehen hörte er immer
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