Finale auf Föhr
wieder mal die Stimmen der Kripoleute, die miteinander sprachen oder telefonierten. Die anderen Kollegen hatten entweder schichtfrei oder waren unterwegs. Eicken hatte mit dem jungen Wachter den Auftrag erhalten, den Petersen ausfindig zu machen. Nach einigen Telefonaten waren sie aufgebrochen, um sich hier und da umzuhören. Er hatte inzwischen die Fahndung herausgegeben.
Der Polizeiobermeister beschloss, sich der liegen gebliebenen Ablage zuzuwenden und sich nochmals den Schichtplan für den kommenden Monat vorzunehmen. Etwas Spannenderes lag aktuell nicht an. Alles ruhig auf der Insel.
In diesem Moment klingelte das Telefon. Er nahm den Hörer ab und meldete sich. Eine Frauenstimme. Sie hätte auf dem Marschweg neben der Straße Boldixum – Wyk den Jan-Willem Petersen auf dem Fahrrad gesehen, den würden sie doch suchen. Lohns fragte nach ihrem Namen. Aber sie hatte schon aufgelegt. Egal, er eilte mit der Neuigkeit zum Chef.
»Danke, Lohns. Informieren Sie bitte die Herren von der Kripo. Wir holen ihn uns.«
Lohns klopfte an die Tür der »SoKo Watt«, wie er den Raum insgeheim getauft hatte, und trat ein. Der jüngere der beiden, der Blonde, sah ihn missmutig an, mit hochgezogener Augenbraue. Der Ältere beschäftigte sich mit dem Computer, den sie dann doch hatten haben wollen, nachdem sie ihn zunächst abgelehnt hatten. »Was gibt es? Haben Sie den Petersen?«, fragte der Kripokommissar unfreundlich.
»Wir haben soeben einen Anruf erhalten, dass Jan-Willem Petersen gerade ganz hier in der Nähe gesehen worden sei. Möglicherweise ist er auf dem Weg hierher«, antwortete Lohns gelassen und in dem schleppenden Ton, der schon seine Mutter vor Jahrzehnten bis zur Weißglut gereizt hatte.
»Ja, und jetzt wollen Sie gemütlich warten, bis er hier eintrifft, oder was?«, bellte der Blonde. »Schauen Sie gefälligst zu, dass Sie den Mann abfangen, nicht dass er Ihnen wieder entwischt. Dann gleich zu mir!«
»Selbstverständlich, Herr Hauptkommissar«, Lohns nickte, »wenngleich ich festhalten darf, dass er uns nicht entwischt sein kann, weil er uns nicht weggelaufen ist!« Mit dieser spezifischen Logik hatte er schon vor Jahrzehnten seine Lehrer auf die Palme gebracht. Entsprechend fiel auch jetzt die Reaktion aus. Lohns verließ schnell das Zimmer. Auf dem Flur erlaubte er sich ein kleines, nur ein ganz, ganz kleines Lächeln.
Er wollte gerade hinausgehen, da klingelte es an der Tür der Station. Lohns bat den Mann, einen nachlässig gekleideten Sechzigjährigen mit vollem, etwas wirrem grauen Haar, herein. Er kannte ihn. Auf der Insel kannte ihn so gut wie jeder.
»Guundach. Ik hiitj Jan-Willem Petersen«, knurrte er undeutlich, fuhr dann aber betont förmlich auf Hochdeutsch fort: »Ich habe gehört, dass die Polizei mit mir sprechen will.«
»Wir erwarten Sie schon. Einen Moment, bitte. Ich bringe Sie zu den Herren von der Kriminalpolizei.«
»Ich will Asmussen sprechen«, forderte Petersen.
Bevor Lohns überhaupt darauf eingehen konnte, stand schon der ältere Kieler Kollege auf dem Flur. »Mein Name ist Peter Kohlmann, Kriminaloberkommissar. Sie sind sicher Herr Petersen. Sie sprechen mit uns. Kommen Sie doch bitte.«
Kohlmann betrat mit Petersen das Zimmer, in dem Hauptkommissar Seyfried immer noch an seinem Schreibtisch saß, vertieft in irgendwelche ausgedruckten Papiere. Er erhob sich und ging ihnen ein Stück entgegen. »Alexander Seyfried, Kriminalhauptkommissar. Sie sind Herr Jan-Willem Petersen?« Dieser nickte nur. »Wir haben einige Fragen an Sie, Herr Petersen. Nehmen Sie bitte Platz.« Er wies auf einen der vier Stühle an dem kleinen runden Tisch, der ihnen zu Besprechungszwecken diente. »Holen Sie Asmussen«, wies er Lohns an, der noch an der Tür stand. Der nickte und kam gleich darauf mit seinem Chef zurück. »Bitte?!« forderte Seyfried ihn auf. Lohns verstand und schloss die Tür von außen.
Unergiebig
Sie setzten sich. Kohlmann nahm die Personalien des Kapitäns auf, dann sagte Seyfried unvermittelt: »Wir haben Grund zu der Annahme, dass Sie etwas über den Tod von Hermann Siewering wissen. Wo waren Sie am Abend des 2. August und in der Nacht vom 2. auf den 3. August?«
Petersen schaute den Beamten ruhig an, dann sagte er: »Das geht Sie eigentlich nichts an. Ich habe mit dem Tod des Mannes nichts zu tun, gar nichts.«
»Beantworten Sie meine Frage!«, forderte Seyfried erneut, in scharfem Ton.
»Das wird Ihnen nicht allzu viel nützen«, stellte Petersen fest, äußerlich
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