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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin dodenhoeft
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du was«, sagte ihre Mutter geduldig, »ich habe eine Idee. Wir fragen Papi, ob er nicht ein Boot mieten kann, und dann segeln wir drei zusammen. Wäre das nicht schön?«
    Das Mädchen überlegte. »Ja, aber dann fahre ich mit Grandpa auch noch!«
    »Ja, dann fährst du auch noch mit ihm. Versprochen!« Damit schien die Kleine nun endlich zufrieden zu sein und schloss sich einer Gruppe Kinder an, die direkt am Ufer eine große Sandburg bauten.
    Caroline Schweiger trug einen knappen schwarzen Bikini, darüber eine offene weiße Bluse und einen breitkrempigen Strohhut. Vorsichtig straffte sich Carl – Franz Branntweins Training! – und zog dabei so gut es ging den Bauch ein. Ganz unauffällig! Die Hitzepickel auf den Schultern und Oberarmen waren auch nicht schön anzusehen. Er hätte das Hemd anlassen sollen. Aber da musste er jetzt durch!
    Die Frau blickte ihn an – belustigt? Durch die Gläser ihrer Sonnenbrille konnte er ihre Augen leider nicht erkennen. Vielleicht half Selbstironie. »Ich wollte gerade schwimmen gehen«, sagte er zu ihr, »damit der Schreibtischtäter im Urlaub nicht noch mehr verfettet.« Dabei wies er auf seinen Speckansatz um die Hüften herum und kniff leicht hinein.
    »Na ja, so schlimm ist es bei Ihnen noch nicht«, tröstete sie ihn. Ein durchsichtiges Manöver. Aber doch wohltuend. Sie hätte ja auch einfach zustimmen können. Er war sich seiner körperlichen Makel voll bewusst, wenn sie ihn auch nur selten störten. Man muss halt zu dem stehen, was man hat – oder nicht hat.
    »Ist Ihr Vater auch auf Föhr?«, fragte er sie, an die kleine Szene mit ihrer Tochter anknüpfend. »Ja, kurz, aber er ist wohl mal wieder mit dem Segelboot unterwegs. Leider meldet er sich nie ab, und dann ... na, Sie sehen ja.«
    »Ihre Tochter weiß jedenfalls, was sie will, und gibt sich nicht mit halben, sondern nur mit doppelten Erfolgen zufrieden. Ich sehe eine große Karriere voraus!« Caroline Schweiger lachte und Carl stimmte aufrichtig ein. Dem durchtriebenen kleinen Gör musste man einfach alles verzeihen.
    »Darf ich Sie auch ein bisschen ausfragen?«, fragte er. »Wenn ich mich recht erinnere, habe vorgestern nur ich geredet. Wahrscheinlich wollte ich mich wichtig machen. Männlicher Reflex. Genauer gesagt: Balzverhalten, erste Stufe. Gefieder spreizen. Gestatten, mein Name ist Pfau! Ich bitte um Nachsicht! Aber ich konnte einfach nicht anders!«
    Sie lachte. Diese Art von Situation kannte sie höchstwahrscheinlich zur Genüge. »Natürlich habe ich Sie durchschaut. Aber Sie haben meinen Ohrring gefunden. Dafür hätte ich noch viel mehr ertragen.« Carl bemühte sich, schuldbewusst dreinzublicken. »Aber ich dachte mir: Lass ihn ruhig. Und so furchtbar war es ja auch nicht. Ich bin gern mit interessanten Menschen zusammen, und ich muss auch nicht so viel reden. Catherine ist anders als ich. Das Mundwerk steht nicht still, den ganzen Tag.«
    Carl pflichtete ihr bei. Wo nahmen die Kleinen nur die Energie her? Er hatte auch zwei Kinder, die nicht auf den Mund gefallen waren. Aber nun waren sie schon mehr oder weniger erwachsen. In der letzten Zeit wurden Renata und er sich zunehmend bewusst, dass sie sich eigentlich doch nach den früheren Zeiten zurücksehnten, wo die Kinder immer um sie herum gewesen waren und Fröhlichkeit verbreitet hatten. Heute war es viel stiller im Haus, manchmal zu still. Aber Oma und Opa wollten sie auch noch nicht sein.
    Caroline setzte fort: »Ich bin hin und wieder wirklich ganz froh, dem zu entgehen, wenn ich in der Firma sein kann, natürlich wenn ich nicht gerade im Hafengebiet unterwegs sein muss.«
    Carl hakte ein: »Was machen Sie eigentlich genau in Ihrer Firma?«
    Sie erzählte ihm, dass sie in einer kleinen Hamburger Im-und Exportfirma beschäftigt sei, mit Schwerpunkt auf dem deutsch-britischen, aber grundsätzlich weltweiten Handel. Sie als gebürtige Engländerin hatte einen besonders guten Zugang zu den britischen Handelspartnern.
    »Und früher?«
    »Ich bin in Norwich geboren und habe da gelebt, bis meine Mutter gestorben ist, da war ich vierzehn. Meine Mutter war übrigens aus Deutschland.« Das erklärte einiges. »Mit meinem Vater bin ich dann nach London gezogen. Geschwister habe ich keine. In London und Hamburg habe ich studiert, Volkswirtschaft mit Schwerpunkt internationale Handelsbeziehungen. In Hamburg konnte ich bei einer Tante wohnen, das war eine schöne Zeit. Nach dem Studium habe ich sofort einen Job gekriegt, bei der Reederei Siewering in

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