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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin dodenhoeft
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sich gegenüber. Viel fehlte nicht mehr bis zum Handgemenge, entschied Peter Kohlmann und mischte sich ein. »Das ist doch endlich mal ein konkreter Hinweis!«, freute er sich. »Ich hol sie her, dann kann sie uns das in aller Ruhe erzählen. Ist doch schön, dass die junge Frau mal über den Tellerrand schaut!«
    Seyfried blickte ihn giftig an, sagte aber nichts. Der ältere Kollege hatte Recht.

Strandvormittag
    Carl sah Renata zu, wie sie vergeblich versuchte, das Vorhängeschloss an ihrem Strandkorb zu öffnen. Da half nur rohe Mannes-, nein, besser Männerkraft. Oder man müsste schon wieder in der Kurverwaltung Bescheid sagen. Der Strandkorb befand sich am Utersumer Familienstrand, nur zwanzig Meter von der Holztreppe entfernt, die auf die Deichkrone führte. Direkt dahinter lag das Haus des Gastes mit der Kurverwaltung und dem Restaurant.
    »Carl, könntest du mal?«, forderte sie ihren Mann auf.
    Er ließ Sonnenschirm und Wolldecke einfach in den Sand fallen und stellte die beiden Stoffbeutel mit Büchern, Zeitung, Brötchendose, Thermoskanne mit Milchkaffee, Trinkbecher, Sonnenmilch und Badehose vorsichtig ab. Mit einem leisen Knirschen drehte sich der Schlüssel. »Wo rohe Kräfte sinnvoll walten, kann kein Sand den Schlüssel halten«, dichtete er triumphierend. Eine erste – nein, die zweite gute Tat an diesem herrlichen Urlaubsmorgen! Er hatte immerhin schon die Brötchen geholt und geschmiert. Weisungsgemäß drehte er den schweren Korb in die Sonne – noch war es nicht so warm, dass man Schatten brauchte. Die dritte gute Tat.
    Er nahm Renatas Lob an und beobachtete sie bei ihrem täglichen Ritual: Die Neigung des Strandkorbes um eine Stufe nach hinten einstellen, den Sand herauswischen, das große Handtuch sorgfältig darin ausbreiten, das Extra-Strandkissen in die Ecke legen, die inzwischen abgelegte Kleidung im Beutel verstauen, diesen am Gitter in Sicht-und Griffweite aufhängen. Die Sonnenmilch in Reichweite stellen. Der Picknickkorb mit Obst, gekochten Eiern und Getränken stand im Schatten, gut. Den Badeanzug hatte sie schon in der Ferienwohnung angezogen und sich dort auch schon die erste schützende Schicht Sonnenmilch aufgetragen. Carl machte das immer erst am Strand, aber seine Haut war ja auch nicht ganz so empfindlich. Als sie überprüft hatte, dass alles perfekt arrangiert war, setzte sie sich endlich und griff nach der Frauenzeitschrift, die er ihr mitgebracht hatte.
    Carl bohrte die Stange des Sonnenschirms neben dem Strandkorb in den Sand, klappte ihn aber vorläufig noch nicht auf. Die alte Wolldecke breitete er zu Renatas Füßen aus und warf sein Kissen darauf. Strandkörbe fand er seit jeher unbequem. Bis jetzt hatte er auch verhindern können, dass solch ein Möbel angeschafft wurde und ihre Terrasse verstellte. Aber Renata setzte auf den steten Tropfen, und er ahnte, dass der Stein eines Tages gehöhlt sein würde ... Er zog sich um, packte die Taschen aus, stopfte seine Kleidung hinein und ließ sich mit der Zeitung im Schneidersitz auf der Decke nieder, Rücken zur Sonne.
    Renata las ihr Horoskop vor: Wassermann. Carl hörte nicht genau hin – von dem zusammenerfundenen, vermutlich computergenerierten Mist hielt er wenig. »Willst du auch deins hören?«, fragte sie ihn. Jungfrau. Carl brummelte etwas Undeutliches, sollte sie entscheiden. Sicherheitshalber verwies er darauf, dass die Horoskopeschreiber grundsätzlich nur Quark von sich gäben. Ein Erkenntnisgewinn stand nicht in Aussicht. Es galt ja: Je allgemeiner, desto zutreffender, haha! Oder Selffulfilling Prophecy. Natürlich. Steht es da so, mach ich es auch so. Oder ich bewerte das Geschehen so, dass es mir genau in den angelesenen Kram passt. Immer noch besser, als zugeben zu müssen, dass ich für meine Charaktereigenschaften und mein Tun im Wesentlichen selbst verantwortlich war.
    Carl griff nach der Zeitung. »Hör mal!«, sagte er zu seiner Frau. »Es gibt schon wieder was über den Toten im Watt!« Er zeigte Renata die Titelseite, auf der in großen Lettern stand: »Rätsel um den Toten im Watt ungelöst – Polizei tappt im Dunkeln!« Er las vor, was Ekke Knudsen zum Fall zusammengetragen und zusammenspekuliert hatte. Im Wesentlichen war es für sie nichts Neues. Sie verfügten ja – anders als der gemeine Zeitungskonsument – über erstklassige Quellen. Der Journalist spekulierte vor allem über eine mögliche Verwicklung des offenbar verschwundenen Fährschiffkapitäns Jan-Willem Petersen in den Fall. Die

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