Finale auf Föhr
könnte es immerhin gewesen sein.«
Asmussen gab ihm Recht. »Dann hätten wir endgültig keinen Mordfall, allenfalls Leichenschändung.« Aber das waren vorerst nur Hypothesen, keine Fakten. »Ich danke dir, Carl. Vielleicht haben wir jetzt den Schlüssel in der Hand. Wir verfolgen aber noch eine andere Spur. Die Siewerings hatten am Nachmittag noch diesen Engländer an Bord, Spencer-Brown. Wir haben den jetzt, er war im Yachthafen von Römö, wird gerade von den Kollegen der Wasserschutzpolizei hergebracht. Trotzdem werden wir uns heute noch Hansen und Petersen vornehmen. Außerdem will ich den Historiker sprechen, wie heißt der noch gleich?« Carl gab ihm den Namen, hatte aber nicht die Urlaubsadresse der Schweigers in Wyk. »Macht nichts, wozu sind wir die Polizei! Ich dank dir noch mal. Wenn was rauskommt, erfährst du es als Erster, na sagen wir als Zweiter!« Carl schlug vor, dass Renata außerdem versuchen könne, Franz Branntwein »anzuzapfen«. Ja, warum nicht! Asmussen war einverstanden. Eine offizielle Befragung würde er bei Seyfried sowieso nicht durchbekommen.
Vernehmung des Engländers
Gegen zehn Uhr kam Polizeihauptmeister Eicken herein. Der Engländer war da! »Sagen Sie den Herren Seyfried und Kohlmann Bescheid«, beauftragte ihn Asmussen, »ich komme gleich dazu.« Er griff nach seinen Notizen. Sein Freund Peter van Aertsen hatte eben das Wenige durchgegeben, was die Hamburger in der Kürze recherchieren konnten: Richard Spencer-Brown, 56 Jahre alt, wohnhaft London, Eigentumswohnung in den Docklands; englischer Marineoffizier, Kapitänleutnant, aus dem Mannschaftsstand aufgestiegen; passionierter Einhandsegler; in Großbritannien nicht vorbestraft; auch international lag nichts gegen ihn vor.
»Blütenweiße Weste«, hatte van Aertsen gesagt. »Aber zwei Dinge irritieren. Erstens sein recht hoher Lebensstandard, so viel verdienen britische Kapitänleutnante nicht, um sich Luxuswohnungen in den Docklands und bestens ausgestattete Hochseeyac h ten leisten zu können. Zweitens gibt es eine Verbindung zwischen ihm und der Reederei Siewering. Er war mehr als einmal in Hamburg beim Unternehmen, außerdem auch auf Föhr. Das ist doch kein Zufall. Da müsst ihr reinstoßen.« Van Aertsen war leider nicht legitimiert, weitergehende Ermittlungen anzustellen, jedenfalls nicht ohne konkreten Tatverdacht.
Richard Spencer-Brown war ein mittelgroßer, kräftiger Mann mit krausem rötlichem, recht kurzem Haar, wasserblauen Augen und sommersprossiger, sonnenverbrannter Haut. Er sah nicht aus wie ein Mann, der vor Seyfried einknicken würde. Sein Funkgerät war ausgefallen, deshalb war er nicht erreichbar gewesen und hatte den Yachthafen Römö aufgesucht. Die Unterbrechung seines Segeltörns hatte ihn sichtlich verärgert und er schien entschlossen, das die deutsche Polizei auch spüren zu lassen. Als Asmussen hereinkam, forderte er gerade Seyfried zu einer entsprechenden Erklärung auf. Sein Deutsch war passabel.
»Mr. Spencer-Brown«, erklärte der Angesprochene, »es tut uns leid, dass wir Ihre Tour unterbrechen mussten. Aber es hat hier zwei Tote gegeben, und Sie sind möglicherweise ein wichtiger Zeuge.« Der Engländer sah ihn aufmerksam an. Seyfried erläuterte kurz, um wen es sich handelte und wie der Reeder und sein Vater gefunden worden waren. »Sie, Mr. Spencer-Brown«, der Hauptkommissar deutete mit dem Zeigefinger auf ihn, »waren einer der Letzten, die beide kurz vor ihrem Tod gesehen und gesprochen haben. Uns interessiert, in welcher Verbindung Sie zu den beiden Reedern standen.«
»Well, Herr Kommissar«, – diesmal verzichtete Seyfried auf eine Korrektur, wunderte sich Asmussen, vielleicht begann Föhr auf ihn abzufärben? – »das ist sehr einfach. Das hätte ich Ihnen auch sagen können am Telefon. Ich kenne Mr. Siewering und seinen Vater schon lange. Es gab früher Geschäftsbeziehung zwischen britische Marine und Reeder Siewering. Daher ich kannte Mr. Siewering, den Senior. Später meine Tochter hat gearbeitet einige Zeit in Company und erzählte mir viel. Ich habe besucht sie in Hamburg bei der Arbeit. So ich kannte auch Mr. Siewering junior. Und als ich machte Station vor einigen Tagen im Hafen Wyk, ich sah, sie waren da. Also ich habe besucht sie und gesagt guten Tag. Das war alles.«
»Können Sie uns sagen, welcher Art diese Geschäftsbeziehungen waren?«, fragte Seyfried.
»Ich kann nicht sagen, sorry. You have to ... Sie müssen Royal Navy direkt fragen. Ich bin nicht ...
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