Finale auf Föhr
passiert, also diese feindliche Übernahme und der Unfall«, überlegte Renata.
»Ja klar!«, nahm Franz Branntwein diesen Gedanken begeistert auf. »Die Frau war bestimmt völlig mit den Nerven fertig und ist deshalb verunglückt. Und Petersen kam zurück und hat Siewering für den Tod von seiner Frau und seinem Kind verantwortlich gemacht!«
»Und jetzt hat er sich gerächt!«, folgerte Renata. »Allerdings hat er ziemlich lange damit gewartet, das war doch schon ...«, sie versuchte sich an das Datum auf dem Grabstein zu erinnern, »... Ende der siebziger Jahre, vor dreißig Jahren!«
Franz Branntwein erinnerte an den Streit im Hafen. »Er hat sich lange beherrscht. Aber jetzt ist ihm die Galle endgültig hochgekommen. Das find ich durchaus logisch. Immer hat er den vor der Nase, der irgendwie am Tod seiner Frau schuld ist. Und nun will der, ausgerechnet der, die Reederei übernehmen, für die er fährt. Der wär ja dann sein Chef geworden. Ist doch klar, dass er austickt.«
»Das ist vielleicht der berühmte Tropfen gewesen«, sagte Renata, und Franz Branntwein ergänzte: »der das Fass zum Überlaufen bringt.« Beide schwiegen erneut.
»Wie sieht das nun aus?«, überlegte Franz Branntwein. »Erst streitet der Petersen sich bis aufs Blut mit den beiden Männern. Dann verschwindet er mit seinem Boot. Die Siewerings fahren auch raus, später findet man beide tot, die Yacht abgetrieben. Petersen ist vielleicht halb um die Insel gefahren und dabei in die Nähe der Elisabeth gekommen. Oder er hat irgendwo angelegt, von wo die Yacht fast noch mit bloßem Auge zu sehen ist. Und natürlich entdeckt er sie und weiß, wie man sie erreichen kann. Die Nordsee hier kennt er schließlich wie seine Westentasche. Wenn Sie mich fragen: Der könnte das wirklich gewesen sein. Die Polizei ist da ja dran, in Husum untersuchen sie die Yacht. Wenn sie da irgendwas finden, haben sie ihn. Aber ich glaub bestimmt, das hat was mit damals zu tun. Ich muss da mal mit Ekke drüber schnacken, der kriegt sicher noch mehr darüber raus. So’n Streit, das wär als Ursache doch zu wenig. Gefetzt hat er sich ja total oft, mit jedem, der ihm in die Quere kam, Männer, Frauen, Kinder, Kollegen, Touristen, egal. Nur ich hab anscheinend bisher Glück gehabt. Also wenn er jeden umgebracht hätte, mit dem er sich gestritten hat, dann wär heute halb Föhr entvölkert.«
Renata fragte vorsichtig: »Irgendjemand hat erzählt, dass an dem Tag auch noch ein anderer Mann auf der Yacht war, also als die noch im Hafen lag. Haben Sie da was gehört?«
»Ja, das war aber harmlos. Was ich weiß, und ich weiß viel«, Franz Branntwein war nun mal nicht der Bescheidenste, »ist, dass die Siewerings noch vor dem Streit mit Petersen an dem Tag Besuch von einem Engländer an Bord hatten, so’n Segler. Meine Quellen sagen, dass die ganz friedlich oben an Deck ihres Bootes gesessen und sich unterhalten haben, auf Englisch. So friedlich wie wir jetzt. Wenn Sie meinen, dass der Engländer irgendwas damit zu tun hat, dann können Sie gleich den halben Yachthafen dazuzählen. Die Leute sind sehr gesellig, da kennt fast jeder jeden, und man besucht sich häufig. Nee, nee, der Einzige, der wirklich auffällig war, ist der Petersen.«
Schon wieder verschwunden
Für die Kripo war der Fall nun klar. Die Untersuchung der Yacht hatte eindeutig ergeben, dass Petersen an Bord der Yacht gewesen war, aber nicht nur oben, wo man ihn ja auch gesehen und gehört hatte, sondern auch unter Deck. An verschiedenen Stellen hatte man seine Fingerabdrücke gefunden, die belegten, dass er offenbar alle Kabinen betreten hatte. An dem Messer, das bei Petersens Befragung sichergestellt worden war, hatte die kriminaltechnische Untersuchung tatsächlich das Blut von Hermann Siewering festgestellt. Petersen hatte ihnen gestern den Beweis, dass er dem Toten das Wort MÖRDER in die Brust geritzt hatte, quasi vor die Füße geworfen. Damit hatte er sich auf jeden Fall der Störung der Totenruhe schuldig gemacht. Nun galt es herauszufinden, ob Petersen für den Tod der beiden Reeder verantwortlich war. Er war nun intensiv zu verhören. Aber dafür müsste man ihn erst einmal haben. Seyfried war erbittert, dass sie den Mann nicht vorläufig festgenommen hatten, und machte Asmussen dafür verantwortlich.
Als der Kieler sich wieder beruhigt hatte, setzte ihn Asmussen über die Ergebnisse der Forschungen des Hamburger Historikers ins Bild. Carl hatte ihn erneut angerufen und berichtet, was Renata
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