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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin dodenhoeft
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während der ganzen Fahrt wortkarg geblieben war. Im Übrigen war er der Meinung, dass die Polizei Vorbild sein musste und auf der Insel besonders umsichtig Auto fahren sollte. Radfahrer, darunter viele Kinder, waren auf allen Straßen unterwegs und beachteten nicht unbedingt immer die Verkehrsregeln. Das galt besonders für schöne Tage wie diesen, wo ganze Scharen von ihnen die Radwege entlang der Straßen bevölkerten. Und ganz besonders für Nieblum, wo sich der ganze Verkehr über die enge, stark belebte Straße abwickelte.
    Endlich heraus aus dem Ort, beschleunigte er. Die Landstraße war frei, nur auf dem Fahrradweg waren zahlreiche Urlauber unterwegs. Zehn Minuten später hatten sie Utersum erreicht und hielten bald vor einem mit Kiefern dicht bestandenen, schmalen Grundstück.
    Ina Meyer sah vom Beifahrersitz aus zwischen den Bäumen ein recht kleines rotes Backsteinhaus mit Ziegeldach. Rechts davon gab es einen Schuppen, vor dem ein altes Ruderboot kieloben auf zwei kräftigen Holzböcken lag. Sie stiegen aus und gingen über einen von Gras und Unkraut überwucherten Kiesweg auf das Haus zu. Das Gebäude, dessen Renovierung sichtlich schon viele Jahre zurücklag, war von Rasen, eher einer ungepflegten Wiese, umgeben. Blumen oder Sträucher gab es nicht, bis auf einige recht kümmerliche Rosenstöcke an der Mauer links und rechts neben dem Eingang.
    Asmussen klingelte. Hinter der dunkelbraunen, rissigen Tür rührte sich nichts. Er blickte durch die kleine rautenförmige Scheibe nach innen, klingelte erneut und klopfte schließlich kräftig mehrfach mit der Faust an die Tür. »Petersen!«, rief er laut, »machen Sie auf! Hier ist die Polizei!« Immer noch nichts. Nur der Wind rauschte in den Baumwipfeln des kleinen Waldstücks zwischen dem Haus und dem Deich.
    Ina sah ihren Chef an. Was nun? Er drückte die Türklinke hinunter. Die Tür war offen! »Bleiben Sie hinter mir!«, ordnete der Hauptkommissar an. Ina Meyer nickte. Nervös griff sie an ihre Pistolentasche. Die Waffe war noch da, wie es sich gehörte. Wenn Petersen ein Mörder war, könnte er gefährlich sein! Aber Asmussen war ja dabei, da konnte nicht viel passieren.
    Er betrat den Korridor hinter dem kleinen Windfang und rief erneut: »Herr Petersen! Hier ist Asmussen, Polizei Wyk. Sind Sie da?« Kein Laut war zu hören.
    Asmussen, Ina immer hinter ihm, öffnete nacheinander die Zimmertüren und blickte in die Räume. Die Küche, ein kleines Wohnzimmer mit unscheinbaren Möbeln, ein dunkles Arbeitszimmer mit einem großen Schreibtisch und erstaunlich vielen Büchern in umlaufenden dunkelbraunen Regalen, waren menschenleer. Genauso das Badezimmer mit den altmodischen zartgrünen Kacheln und einer abgestoßenen Wanne. Im Dachgeschoss befanden sich ein Schlafzimmer – das Bett ungemacht – und ein Abstellraum, der abgesehen von einigen verschlossenen, völlig verstaubten Kisten an der Wand und einem alten Sessel leer war.
    »Bleibt noch der Keller«, meinte Asmussen. Die Tür befand sich neben der Küche im Erdgeschoss. Vorsichtig stiegen sie die Treppe nach unten. Aber auch hier war niemand. Ina Meyer war froh, als sie wieder oben waren. Der muffige Keller war vollgestopft mit allerhand alten Möbeln, Werkzeug-und Flaschenregalen, verrosteten Gartengeräten und allerhand Gerümpel, das sie nicht zuordnen konnte. Eine Tür mit einer völlig blinden Glasscheibe führte nach außen zu einer Treppe hinauf in den Garten.
    »Fehlanzeige!«, konstatierte Asmussen, als sie wieder draußen vor dem Haus standen. »Wir sehen noch im Schuppen nach«, teilte er Ina mit, »ich gehe erst einmal um das Haus herum. Warten Sie solange hier. Anschließend befragen wir die Nachbarn.« Zwischen den Bäumen konnten sie auf dem Grundstück gegenüber ein etwas größeres, altes rotes Backsteinhaus sehen. Vor dessen Garage stand ein relativ neuer silberfarbener VW Golf.
    Ina Meyer wandte sich nach links und ging auf den recht großen Holzschuppen zu, vor dem das Ruderboot aufgebockt stand. Petersen hatte offenbar vor Kurzem damit begonnen, das Boot zu restaurieren. Ein Teil des Rumpfes war dunkelrot neu gestrichen, der andere Teil offenbar gerade zum Streichen vorbereitet worden. Auf einer mit Farbklecksen übersäten, alten Plane unter dem Boot befanden sich mehrere Farbeimer und Pinsel.
    Sie betrachtete den leicht windschiefen Schuppen. In der Seitenwand waren zwei kleine, völlig verdreckte Fenster. »Hier müsste man dringendst mal sauber machen«, dachte Ina.

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