Finale auf Föhr
jüngere Geliebte zu finanzieren oder eine Schaffarm in Neuseeland aufzumachen.«
»Ja, aber nur, weil du vorher immer alles ausgibst!«, rächte sich ihr Mann.
Renata wusste genau, dass Carl ihr jetzt unendlich dankbar dafür war, dass sie sein morgendliches Treffen mit der Frau nicht erwähnt hatte. Für diese Investition würde sie jedenfalls noch Gegenleistungen in Form von Naturalien einfordern!
»Wir haben die Frau natürlich aufgesucht«, setzte Asmussen fort. »Sie hat erklärt, dass sie tatsächlich mit ihrem Vater zu einem kurzen Treffen in Wyk verabredet war. Im Prinzip hat sie sowieso alles bestätigt, was er ausgesagt hat. Sie habe sich schon Sorgen gemacht, weil er ohne Abschied wieder verschwunden sei, aber das sei andererseits nicht das erste Mal gewesen. Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass sich diese ganze Geschichte rein zufällig zu dem Zeitpunkt ereignet hat, als die Siewerings verschwunden sind.«
»Na ja, ein wenig merkwürdig finde ich das schon«, konnte sich Renata nicht verkneifen.
»Ja, natürlich. Der Seyfried hat ihrem Vater und ihr auch entsprechend massiv zugesetzt, aber es hat sich daraus kein Anhaltspunkt für weitere Ermittlungen ergeben. So, und zur Krönung des Ganzen kam nachmittags der Anruf von meinem alten Freund van Aertsen, Kripo Hamburg, dass wir auf dringendes Ersuchen bestimmter britischer Regierungsstellen die Finger von dem Spencer-Brown lassen sollten. Der hat sich dann sehr höflich von uns verabschiedet. Aber ich gehe davon aus, dass Seyfried darauf noch angesprochen wird. Oder vielleicht gerade nicht?«
»Geheimdienst?«, fragte Carl.
»Wer weiß? Jedenfalls gibt es definitiv keine weiteren Ermittlungen mehr in diese Richtung.«
Mehr gab es nicht zu sagen. Das Gespräch wandte sich anderen Themen zu. Schließlich sprachen sie doch noch über Inger, Asmussen selbst wollte es so. Sie war noch auf der Insel und hatte ihm einen Brief geschrieben, dass es leider endgültig aus sei zwischen ihnen. Wenigstens keine SMS, dachte Renata, sagte es aber nicht. Sie sah Carl warnend an, der gern die Tiefe solcher Fettnäpfchen auslotete. Inger hatte noch mitgeteilt, dass sie jetzt in einem Restaurant in Nieblum jobbe und da jemanden kennengelernt habe.
»Es tut mir leid, das sagen zu müssen, Klaus-Henning, aber ich glaube, du kannst froh sein«, kommentierte Carl dann doch.
Der Freund verzog die Mundwinkel. Noch war er nicht so weit, das so zu akzeptieren. »Den neuen Lover habe ich natürlich ermittelt. Ein grünes Bürschchen, das hier mit ein paar anderen für die norddeutsche Surfmeisterschaft trainiert.« Ja, Asmussen hatte die Mittel, so etwas schnell festzustellen.
Carl berichtete von einem Beinahezusammenstoß mit einem Surfer und wie die jungen Leute hier über das Wasser preschten, ohne Rücksicht auf Verluste. »Kann man eigentlich mit dem Surfbrett die Insel umrunden?«, fragte er ahnungslos.
»Ja klar«, stellte Asmussen fest, »aber es ist nicht ganz ungefährlich. Für Anfänger nicht zu empfehlen.«
»Dann kann ein guter Surfer, der sich ein bisschen auskennt, doch sicher auch mit einem Brett nachts zwischen den Inseln herumfahren und zu einem vor Anker liegenden Boot gelangen.«
Sie sahen sich an. Dieser einfache Satz, einmal im Raum, eröffnete neue Möglichkeiten. Natürlich! Es war so offenkundig!
»Ich denke, ich sollte doch noch mal mit Helen Siewering sprechen«, sagte Asmussen.
Das Geständnis
Klaus-Henning Asmussen hatte ihr mitgeteilt, dass er noch einige abschließende Fragen habe. Sie hatte ihn verwundert angesehen, aber hereingelassen. Er kam schnell zur Sache und konfrontierte Helen Siewering mit seinem Verdacht, dass sie als geübte Surferin die Yacht der Siewerings in der Nacht mit ihrem Surfbrett erreicht habe.
Helen Siewering blieb scheinbar ungerührt, leugnete, blieb bei ihren früheren Aussagen. Sie schien gelassen, sich ihrer Sache ganz sicher. Asmussen begann sich damit abzufinden, dass sein dienstlich nicht gedeckter Besuch auf dem Anwesen der Siewerings zu keinem Ergebnis führen würde. Als er sich mit einem ironischen Hinweis auf ihre große Trauer schließlich zurückziehen wollte, überraschte sie ihn.
»Ich höre den Spott in Ihren Worten sehr genau, aber Sie werden es nicht glauben, ich bin traurig! Weil ich so lange warten musste, weil es jetzt erst passiert ist! Ich habe meinen Mann gehasst, meinen Schwiegervater, diese eingebildeten Snobs, die ganze ehrpusslige Familie. Die Heirat war ein Riesenfehler. Die
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