Finale auf Föhr
gesperrt. Er gehörte sowieso in die Psychiatrie.«
Auf dem Grundstück gegenüber rückte die Polizei ab. Nur ein Streifenwagen stand noch dort. Der Leichenwagen war schon vor einer Weile weggefahren. »Komm, lass uns das jetzt auch noch erledigen. Der Asmussen ist noch da, ich sehe ihn«, sagte die Frau.
»Also gut«, seufzte der Mann und stand auf. »Vielleicht ist es das Beste. Ich mach das.« Er trat aus dem Haus und ging auf den Polizeiwagen zu, den letzten Brief des toten Fährkapitäns in der Hand.
Ein Puzzleteil
Renata betrachtete die Kopie des Schriftstücks, die Klaus-Henning Asmussen ihr zum Lesen gegeben hatte. Sie saßen bei ihm zu Hause, diesmal im Wohnzimmer. Vorhin hatte es ein Gewitter gegeben, jetzt regnete es Bindfäden. Sehr zum Leidwesen der Urlauber, der Landwirte, die mitten in der Getreideernte steckten, und eines Oldtimercabriofahrers, der feststellen musste, dass das Stoffverdeck seines Schmuckstückes an einer Stelle mürbe geworden war und ein kleines Loch hatte.
Asmussen berichtete über den letzten Akt des Dramas. Die Kripokollegen waren heute abgereist. Hauptkommissar Seyfried hatte den Fall nach Abstimmung mit den Hamburger Kollegen für erledigt erklärt, trotz der Einwände Asmussens. Den Brief, hatte der Kieler erklärt, solle man nicht zu hoch bewerten. Der Mann, offenbar ein Psychopath, habe seiner Ansicht nach mit Martin Siewering gekämpft und ihn ins Wasser gestoßen, sodass er in der starken Strömung abtreiben und ertrinken musste. Hermann Siewering sei Zeuge dieses Dramas geworden und an einem Herzinfarkt gestorben, vielleicht auch schon vorher. Das täte nun nichts mehr zur Sache. In die Enge getrieben, habe sich Petersen schließlich selbst gerichtet. Den Brief habe er nur geschrieben, um sich doch noch irgendwie moralisch reinzuwaschen. Aber die Indizien, vor allem die Fingerabdrücke, die offenkundigen Motive, die ihn schwer belasteten, schließlich der Selbstmord sprächen eine eindeutige Sprache. Auf die Vernehmung des Wattführers hatten sie dann auch verzichtet. Das konnte ihrer Meinung nach nichts Neues mehr bringen.
Ja, theoretisch auszuschließen sei eine Verkettung unglücklicher Umstände nicht. Martin Siewering habe auch aufgrund eines Badeunfalls das Leben verlieren können, sein Vater sei vielleicht zeitgleich oder nachher einem Herzinfarkt erlegen. Petersen habe sich nur der Leichenschändung schuldig gemacht. Aber deshalb hätte sich Petersen doch nicht umbringen müssen, meinte Seyfried. Und das sei auch gar nicht mehr von Belang. Oberkommissar Kohlmann hatte den Bericht entsprechend abgefasst und noch von Wyk aus nach Kiel und Hamburg übermittelt. Die SoKo konnte ihre Arbeit abschließen. Erfolgreich abschließen, in recht kurzer Zeit, jawoll. Und er, Asmussen, solle sich besser wieder um seine Straßenabsperrungen und Geschwindigkeitskontrollen kümmern. Asmussen war, ganz gegen sein Naturell, ruhig geblieben. Eines war überdeutlich geworden: Dass dieser ehrgeizige Kripokollege nur mit Wasser kochte.
Er war mit diesem Ergebnis nicht einverstanden gewesen, trotz der überzeugenden Indizien und nachvollziehbaren Motive. Irgendetwas war da noch ... Er wusste nur noch nicht was. Aber er hatte immer auf sein Gespür vertraut. Es hatte ihn selten im Stich gelassen, wenn es um schwierige Fälle ging. Bei seinen Frauen war das leider anders.
»Lies vor, Renata«, bat Carl, als Asmussen seinen Bericht beendet hatte. Sie seufzte. Das war ein schwieriges Dokument, zum Vorlesen nicht gut geeignet. Der Text, in einer kräftigen Handschrift mit einem Kugelschreiber auf ein Blatt weißes Papier geschrieben, trug die Überschrift »Testament« und das Datum des 5. August.
Ich, Jan Wilhelm Heinrich Petersen, geboren am 16. November 1945, wohnhaft Klaf 66, 25 938 Utersum, erkläre im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte:
Meiner Cousine Anna-Maria Marxen, wohnhaft Am Goosberg 1b, 24340 Gammelby, vermache ich meinen gesamten Besitz mit folgenden Auflagen:
Sie sorgt dafür, dass ich im Familiengrab in Süderende bei meinen Eltern und bei meiner Frau Helma und meiner Tochter Maren beigesetzt werde. Ich wünsche keinerlei Bestattungsfeierlichkeiten, keine Blumen und Kränze.
5 000 Euro erhält die Seemannsmission, die sich für ein menschenwürdiges Leben von Seeleuten einsetzt.
5 000 Euro erhält der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der das Gedenken auch an die im Krieg gefallenen Seeleute pflegt.
Ich erkläre, dass ich am Tod von Hermann
Weitere Kostenlose Bücher