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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin dodenhoeft
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beinah ist es ja so gekommen. Um Hilfe hat er geschrien, um Gnade gewinselt. Aber das hätte er sich früher überlegen müssen.«
    Asmussen warf ein: »Ihr Schwiegervater ist an einem Herzinfarkt gestorben. War er noch an Bord, als Sie ...« Er brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Nein. Ich habe ihn gesucht. An Deck war er nicht, also bin ich runter, in den Kabinen nachsehen. Er liegt da, auf seinem Bett, einfach nur so. Ich denk, er schläft. Ich geh näher ran und merke: Der atmet nicht mehr! Ein Wunder, ein regelrechtes Wunder hat mir das Problem abgenommen! Also ließ ich ihn so liegen, wie er war. Das mit dem MÖRDER auf der Brust hab ich erst nicht verstanden. Und wie er plötzlich ins Watt gekommen ist! Darüber musste ich erst mal nachdenken. Aber lange hat es nicht gedauert, dann war es mir klar. Es musste jemand nach mir gekommen sein, so viel stand fest. Ich hatte zunächst Angst, dass der mich gesehen haben könnte. Aber es passierte ja nichts, da wurde ich wieder sicher.« Sie sah Asmussen triumphierend an. Der nickte nur, ermutigte sie damit weiterzusprechen.
    »Dieser Fährkapitän hatte also auch etwas mit den Herren abzumachen, stand ja alles im Föhrer Inselkurier. Der hat den Alten über Bord geworfen, wer sonst, und den Anker gelichtet. Hätte ich das bloß vorher gewusst, dann hätte ich mir vielleicht die ganze Mühe sparen können«, sagte sie kalt, und setzte fort: »Mit dem Surfbrett bin ich zurück an Land. Ich war mal gut im Surfen, richtig gut, wissen Sie. Stand sogar in der Zeitung. Wissen Sie, wie schnell man mit so einem Brett sein kann? Und niemand hat mich an Bord gehen sehen, niemand hat mich von Bord gehen sehen. Wenn jemand einen Surfer in der Nacht bemerkt hätte? Na und? Im Augenblick ist die Insel voll von Surfern, die alle für die norddeutsche Meisterschaft trainieren. Ein paar Fanatiker gehen auch nachts aufs Wasser. Das gibt den richtigen Kick, Surfen unterm Sternenhimmel.«
    Asmussen unterbrach sie: »Wenn wir das Surfbrett finden, dann finden wir auch Spuren. Schrammen vom Boot, als Sie angelegt haben, vielleicht.«
    »Suchen Sie nur! Vielleicht treibt es ja jetzt gerade irgendwo in der Nordsee. Vielleicht ist es auch ganz woanders. Nein, bleiben wir dabei: Martin ist beim nächtlichen Bad ertrunken. So ein Pech. Und der alte Mann ist einfach von allein gestorben. Nur dass da noch jemand an Bord gekommen ist und ihn verziert hat, das war nicht vorauszusehen. Sonst wär die Kripo schön zu Hause geblieben.«
    »Es hätte aber doch sein können, dass Sie jemand beim Verlassen Ihres Hauses sieht. Oder beim Wiederkommen!«
    Die Frau räumte es ein: »Ja, das war natürlich eine Schwachstelle. Aber das Risiko war relativ klein. Das Haus liegt direkt hinter dem Deich am Südstrand. Es war in der Nacht ziemlich dunkel, aber noch ausreichend hell für die Orientierung. Fast perfekt. Ich habe, sagen wir mal, ich hatte, einen wunderbaren schwarzen Neoprenanzug, mit Kappe. Damit bin ich durch den Garten, durch die Rosenbüsche« – sie zeigte ihm lächelnd ihre Kratzer an den Händen. »Gartenarbeit, wie man sieht – da hatte ich schon das Surfbrett, ein paar Meter den Deich runter, rein ins Wasser und ab ging’s! Niemand war in der Nähe, ich habe gut aufgepasst. Zurück genauso. Alles ruhig, alles still. Alles schläft, einsam wacht ...«.
    »Aber Sie haben kein Alibi für die Nacht«, stellte Asmussen fest.
    »Und Sie, haben Sie etwa ein Alibi?«, fuhr sie ihn an. »Es gibt noch tausend andere auf der Insel, die für die fragliche Zeit mitten in der Nacht kein Alibi hatten. Und dabei einer, der auch ein richtig gutes Motiv hatte, meinen Mann und vor allem seinen Vater wegzuräumen. Ich verstehe nur nicht, dass der sich umgebracht hat. Und letztlich: Martin, das Schwein, habe ich nur ins Wasser befördert. Er hätte ja schwimmen können. Ertrunken ist er jedenfalls von allein. Kann ich was dafür? Sein Vater war sowieso tot. Und wenn nicht, wäre er eben auch baden gegangen.«
    Sie schaute ihm direkt in die Augen. »Und damit Sie es wissen, ein für allemal: Ich habe in der besagten Nacht in unserem Haus geschlafen. Niemand hat mich da rausgehen sehen, niemand sah mich reinkommen. Die Kinder jedenfalls nicht; die schliefen tief und fest, glauben Sie mir. Ich hab nichts dem Zufall überlassen, hab sogar noch meinen Mann übers Handy angerufen, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich allein an Bord waren und an der gewohnten Stelle ankerten. Das Handy war ein Prepaid, was denken

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