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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin dodenhoeft
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haben mich vorgeführt und schikaniert, wo es nur ging. Tu dies nicht, mach das nicht, man benimmt sich so und so, du kannst das nicht anziehen, sei besonders nett zu dem Senator mit den grabschigen Wurstfingern, und so weiter und so weiter. Von mir wurde erwartet, dass ich fein und brav alles ertrage, was den hohen Herrschaften genehm war. Ich weiß genau, dass mein Mann mich mit diversen Mitarbeiterinnen und anderen Weibern betrogen hat. Ich war ihm nur als Kinderfrau gut genug. Mein Schwiegervater, der feine Herr, war auch nicht besser. Mehr als einmal habe ich ihm auf die Finger geklopft. Schweine, alle beide!«, sie spuckte es förmlich aus.
    Asmussen erkannte, wie stark der Hass in ihr sein musste, dass sie sich so weit vergaß. Hatte sie keine Angst, dass sie damit seinen Verdacht nur schürte? War sie sich so sicher, dass ihr nichts passieren konnte?
    »Mit seinen Kindern bin ich auch nicht klargekommen. Vor der Heirat ging es ja. Aber als es dann hieß, das ist meine neue Frau, da war es vorbei, da war ich ihnen nicht gut genug. Die sind doch nicht besser. Haben mich total abgelehnt, nicht ein vernünftiges Wort konnte ich mit denen reden. Wissen Sie, wie das ist, wenn man total isoliert ist, wenn man immer alles falsch macht, wenn man kaltlächelnd belogen und wieder und wieder betrogen wird? Ich habe überhaupt nicht gezählt! Nichts war ich für die, außer wenn ich ihnen unangenehme Dinge abnehmen konnte! Jetzt haben sie sich verzogen und lassen mich alles allein regeln.«
    Ihre Stimme war immer lauter geworden, nun beruhigte sie sich wieder und fuhr leiser fort: »Eines Tages habe ich beschlossen, Schluss zu machen. Ich war fix und fertig. Aus meiner Triathlonzeit hatte ich noch das Dopingmittel – ja da staunen Sie. In großer Überdosis macht das einen wunderbaren Rausch, bevor man wegdämmert. Eine von meinen Kameradinnen ist damals fast draufgegangen. Der Sportarzt hat sie wieder hingekriegt. Es gab neben einer saftigen Drohung ein bisschen Kohle für ihr Studium und das war’s. Das war dann der Moment für mich, aufzuhören mit diesem Scheißspiel. Von dem Zeug hatte ich noch einiges übrig, habe nie alles genommen, was ich sollte, hat keiner gemerkt.« Sie schnaubte verächtlich.
    »Also, dachte ich mir, ich nehm das ein, dazu ein knackiger Abschiedsbrief an BILD, der Skandal in der feinen Gesellschaft ist perfekt! Dann saß ich davor, und mir wurde klar: Warum eigentlich ich? Ich war doch nicht schuld! Von da an hab ich stillgehalten. Hab alles gemacht, wie sie es wollten. Meine Stunde würde kommen. Ich musste nur überlegen, wie ich es tun könnte.«
    Sie lächelte ihn an, als erzähle sie ihm von den Vorbereitungen einer Geburtstagsfeier, die sich letztlich als sehr gelungen erwiesen hatte. »Ein Zeitungsartikel letztes Jahr hat mich schließlich draufgebracht. Da ist ein Sylter ertrunken, der eine Bekannte retten wollte. Die waren nachts mit dem Boot in einem Priel vor Anker, die blöde Kuh geht baden, treibt ab, er will sie retten, springt hinterher. Irgendwer fischt sie noch rechtzeitig raus, er ertrinkt. Stand groß im Inselkurier. Das war die Lösung! Der Bootsfimmel, die starke Strömung an ihrem Lieblings-Ankerplatz. Tragischer Unfalltod durch Ertrinken. Der eine ist beim Baden unvorsichtig und treibt ab. Der andere will ihn retten und treibt auch ab. Beide tot. Es durfte nur niemand in der Nähe sein, der sie hätte retten können. Das war ein guter Plan. Seitdem habe ich dafür trainiert. Und auf meine Gelegenheit gewartet.«
    Asmussen wusste, jetzt hatte er sie soweit. Aber er wollte noch mehr Einzelheiten. Es war gut, dass er allein gegangen war. Zwar hatte er so keinen Zeugen, aber sie hätte es in Anwesenheit eines Dritten niemals zugegeben. Und je mehr Details er jetzt bekam, um so besser könnten sie sie später beim offiziellen Verhör unter Druck setzen. Peter van Aertsen würde dafür sorgen, dass sie nicht entkam. »Warum haben sich die beiden nicht gewehrt? Zwei Männer gegen eine Frau?«
    Sie fuhr ihn an: »Männer! Das waren keine Männer. Schlaff und angeberisch, das waren sie. Ich konnte es locker mit beiden aufnehmen. Aber das war gar nicht nötig. Als ich an Bord kam, war von meinem Schwiegervater nichts zu sehen. Und mein Mann? Es war ganz leicht. Er war mal wieder voll, torkelte an Deck herum. Ein kleines Gerangel, ein kleiner Stoß, das Problem war erledigt. Ich hab mir gedacht, der treibt in die Nordsee raus und mit etwas Glück findet man ihn nie wieder. Und

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