Finale auf Föhr
Siewering und von Martin Siewering keine Schuld trage. Ich bin in der Nacht des 2. auf den 3. August, dem Geburtstag meiner Tochter, mit meinem Motorboot hinaus zur Yacht der Familie Siewering gefahren, die ich am Abend zwischen Föhr und Sylt ankern sah. Gegen 1.30 Uhr betrat ich die Yacht und fand dort nur Hermann Siewering vor, der tot auf dem Bett in einer Kabine lag. Martin Siewering war nicht an Bord, ich habe alles abgesucht.
Ich räume ein, dass ich in der Absicht hinausgefahren bin, den am Vorabend begonnenen Streit fortzusetzen. Ich wollte mit dem Reeder endgültig abrechnen, und mit seinem Sohn gleich mit. Diese Familie hat mein Leben zerstört. Aber Hermann Siewering war schon tot und sein Sohn verschwunden.
Ich gebe zu, dass ich Hermann Siewering das Wort MÖRDER in die Brust geschnitten und ihn in die Nordsee geworfen habe. Denn er war ein Mörder. Er hat eine ganze Familie ausgelöscht.
Hermann Siewering hat meine Frau und mein Kind auf dem Gewissen. Sie starben 1977 bei einem Autounfall, nachdem meine Frau erfahren musste, dass die Reederei Siewering unter der Leitung von Hermann Siewering die Ausflugsreederei ihres Vaters systematisch geschädigt, dann für ein Spottgeld übernommen und ihren Vater in Verzweiflung und Selbstmord getrieben hatte.
Meine Frau und meine kleine Tochter sind gestorben. Seit diesem Tag bin auch ich nicht mehr am Leben. Hermann Siewering hat nicht nur Helma und Maren, er hat auch mich getötet. Ich gehe jetzt zu ihnen.
Jan Wilhelm Heinrich Petersen
Renata legte das Testament auf den Tisch. Für einen Moment herrschte Schweigen. Hinter der groben, unsympathischen Fassade hatte sich ein Mensch verborgen, der furchtbar gelitten hatte und unfähig gewesen war, den schweren Verlust zu überwinden.
»Versteht ihr, dass ich nicht glauben kann, dass dieser Mann einen Mord begangen hat? Es klingt ehrlich. Er hat beschlossen zu sterben. Er hat schon alles verloren. Warum soll er noch lügen?«, fragte Asmussen. Ja, das klang unwahrscheinlich.
»Also war es wohl doch ein Unfall oder eine Verkettung unglücklicher Umstände«, stellte Renata fest.
»Ja, so sieht es aus. Die Kieler Kollegen sehen zwar Petersen als Mörder, aber das wollen die auch so. Aber so war es nicht«, schloss Asmussen.
»Da gab es doch noch eine Spur, diesen Engländer«, warf Carl ein. Er war froh, dass Franz Branntwein ihn erwähnt hatte, so hatte er Caroline Schweiger heraushalten können. Denn mit Sicherheit hatte es sich um ihren Vater gehandelt. »Habt ihr den schon befragt?«
»Heute früh haben wir einen Mr. Richard Spencer-Brown aus Römö herbeigeschafft. Er hat erklärt, dass er am 2. August zu einem Törn nach Norwegen aufgebrochen sei. An diesem Abend ist er aber nur bis Römö gekommen und hat da auch übernachtet. Das ist belegt. Er gab an, dass sein Funkgerät defekt gewesen sei und er deswegen den Törn abgebrochen habe. Wir haben das überprüft. Es stimmt. Die Hafenmeisterei in Römö hat geschludert und seine Ankunft nicht eingetragen. Deshalb blieb die Suche nach ihm zunächst erfolglos.«
»Was hatte er denn eigentlich mit den Siewerings zu tun? Er muss die doch anscheinend gekannt haben?«, fragte Carl.
»Er hat ausgesagt, dass er sie kannte, weil seine Tochter früher für die Reederei gearbeitet hatte, als Assistentin von Martin Siewering. Die Begegnung im Yachthafen war reiner Zufall, und er hat quasi nur guten Tag gesagt. Das klang durchaus plausibel.«
Carl guckte ein wenig ungläubig, fand Renata, ging dem aber nicht nach. »Und weiter nichts?«, fragte sie stattdessen Asmussen.
»Einige wenige Fingerabdrücke an einem Deckstuhl des Bootes. Sonst nichts. Nichts, was da noch Licht in die Sache bringen könnte«, war das Fazit Asmussens.
Carl kam noch einmal auf den Engländer zurück – warum nur? Ob denn seine Tochter die Aussage des Vaters bestätigt habe?
»Ja, mein Junge, ich weiß schon, warum du fragst«, sagte Asmussen maliziös. »Eine bildschöne Frau, die Ehefrau eures findigen Historikers, ihr kennt sie. Habt ihr nicht zufällig über ihren Vater geredet?«
Carl schien sich zu winden, man habe nur so allgemein geredet, wie man halt redet, wenn man sich flüchtig kennenlernt.
»Pass nur gut auf deinen Mann auf«, warnte Asmussen Renata scherzhaft.
»Ich pass auf, darauf kannst du dich verlassen. Männer in der Midlife-Crisis«, Carl knurrte, »sind zum Glück ziemlich durchschaubar. Jedenfalls hat er noch kein Geld abgehoben, um eine zwanzig Jahre
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