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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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bat sie die Witwe, einen Moment zu warten. Gabi ging allein hinein und fand nur Bruno vor, der ihr mitteilte, Hoffmann sei in seinem Büro. Als die beiden Frauen ihn dort antrafen, kondolierte Hoffmann Marion Tiefenbach und bat sie, mit Gabi in seinem Büro zu warten, während er sich darum kümmern wollte, dass sie zu ihrem Mann konnte.
    Sie nahmen auf den beiden Besucherstühlen vor dem Schreibtisch Platz, auf dem sich Aktenberge türmten.
    »Ich habe gestern die Unterkunft gewechselt. Herr Kehlheim hat mich persönlich in die Tiefgarage eines anderen Hotels gebracht, und von dort aus bin ich mit dem Taxi, übrigens demselben Fahrer, der mich heute hergebracht hat, zum Hotel gefahren. Und heute Morgen waren die Paparazzi da.«
    »Wenn dieser Elmar dichthält, bringen wir Sie nachher unbemerkt an der Presse vorbei.«
    »Wir haben ja schon einige Erfahrungen gemacht, in München, als das alles losging. Rainer, ich kann mich einfach nicht an René gewöhnen, für ihn war es damals ein schrecklicher Spießrutenlauf.« Sie nahm ihren Hut ab.
    Unter dem Deckenlicht wurden ihre dunklen Augenringe sichtbar.
    Gabi spürte die Anspannung der Witwe. In dieser Situation verbot es sich, Fragen zum Fall zu stellen.
    »Haben Sie es gesehen?«
    »Was?«, fragte Gabi, obwohl sie ahnte, was gemeint war.
    »Das Foto in der Zeitung, was sage ich, in den Zeitungen.« Die Witwe schüttelte den Kopf. »Sogar die Abendzeitung …«
    »Ja. Es ist gestern Abend aufgetaucht.«
    »Dann wissen Sie ja auch, von wem es stammt.«
    Gabi nickte.
    »Andy.« Sie stützte ihren gesenkten Kopf auf die linke Hand ab. »Rainer hat ihn gefördert, weil er ganz gute Bilder machte und weil Gorzinsky es geschafft hatte, clean zu werden. Andy hat das Vertrauen meines Mannes erschlichen und ihn dann ausgenutzt. Und auch ich habe geholfen, ihm Türen zu öffnen.«
    »Aber er ist rückfällig geworden?«
    »Sie kennen den Fall?«
    »Nur zum Teil. Wir werden uns noch einlesen.«
    »Ich glaube, Andy war immer süchtig, nur hatte er seine Tagesdosis halbwegs unter Kontrolle, wenigstens eine Zeit lang. Und als die Sucht ihn wieder im Griff hatte, hat er keinerlei Rücksicht mehr genommen und sein wahres Gesicht gezeigt.« Sie seufzte und sprach leise weiter. »Ich habe Andy gerade gesehen, draußen vor der Tür. Wenn ich eine Waffe hätte, würde ich mich vergessen.«
    Dr. Hoffmann klopfte an die eigene Bürotür, bevor er eintrat und Frau Tiefenbach durch den Flur zu einem Raum geleitete. Gabi blieb an der Tür stehen, als die beiden den Raum betraten. Der Tote lag auf einer Bahre mit weißen Laken. Zwei dicke Kerzen brannten am Kopfende. Daneben stand ein Holzstuhl. An der sauber gestrichenen Wand hing ein messingfarbenes Kreuz. Hier herrschte nicht die sterile Atmosphäre, die Gabi aus der Gerichtsmedizin gewohnt war.
    Hoffmann trat an die Bahre. Der Tote war bis zu den Schultern aufgedeckt. Der Kopfverband war auf einen schmalen Streifen, der zum Großteil von den Haaren verdeckt wurde, reduziert worden. Die Arme des Toten ruhten mit übereinander gelegten Händen auf dem Laken.
    »Lassen Sie uns bitte allein.« Die Witwe legte eine Hand auf die ihres toten Mannes und ließ sich auf den Stuhl sinken.
     
    »Ist das neuerdings der Raum für Promis?«, fragte Gabi den Pathologen, als sie mit ihm auf dem Flur stand. Sie hatte große Lust auf eine Zigarette. Ein Kaffee wäre jetzt auch nicht schlecht gewesen. Dieser fensterlose hässliche Flur trug nicht gerade zu ihrem Wohlbefinden bei.
    »Das Krankenhaus hat keine Kosten und Mühen gescheut, um diesen Raum herrichten zu lassen.« Hoffmann grinste. »Aber ich kann dich beruhigen. Er wird von nun an natürlich all unseren Fällen zur Verfügung stehen. Dass Tiefenbach den Anfang gemacht hat, ist reiner Zufall.«
    Frau Tiefenbach kam mit gesenktem Kopf aus dem Zimmer. Sie schien nicht geweint zu haben. Vielleicht hatte sie keine Tränen mehr, dachte Gabi, als sie sanft ihren Arm berührte und sie zur Treppe führte. Für Dr. Hoffmann hatten beide keinen Blick mehr. Sie mieden das Foyer und gelangten durch den zweiten Stock eines Gebäudeflügels der großen Klinik zu einem Seitenausgang in den menschenleeren Park, wo sie an der Krankenhauskapelle vorbei nach wenigen Metern durch ein kleines Tor in der alten Umfriedungsmauer in die Peter-Friedhofen-Straße gelangten. Dort warteten Walde und Grabbe mit dem Wagen.
    Sie brachten Marion Tiefenbach durch eine weniger frequentierte Straße der Fußgängerzone zum

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