Finale Mosel
nickte. »So könnte es gewesen sein.«
Als sie im Flur auf den Fahrstuhl warteten, sagte Walde: »Wir sollten rauskriegen, wann Tiefenbach das Zelt verlassen hat.«
»Zuletzt hat er sich mit dem Journalisten Sacher im Zelt unterhalten«, Grabbe schlug einen kleinen Block auf. »Gegen Viertel nach elf soll das gewesen sein.«
»Wir brauchen die genaue Zeit. Da gibt es sicher noch mehr Zeugen. Vielleicht hat ihn auch jemand unterwegs in der Arena gesehen. Dann müssen wir die Uhrzeit mit der auf den Bildern von Gorzinsky abgleichen und feststellen, wann der Notruf beim NAW und bei uns einging.«
Das Fenster zum Aufzug blieb dunkel. Es waren auch keine Geräusche aus dem Schacht zu hören.
»Je nachdem, wie viel Zeit zwischen den Fotoaufnahmen und dem Notruf vergangen ist, können wir diesen Gorzinsky drankriegen«, sagte Gabi.
»Dann haben wir aber noch nicht unbedingt den Mörder«, sagte Walde.
»Ich nehme die Treppe.« Grabbe ging durch den Flur davon.
Die Anzeigenknöpfe neben dem Fahrstuhl blieben dunkel.
»Besser, wir nehmen auch die Treppe«, sagte Walde und wendete sich in die Richtung, in die Grabbe verschwunden war.
»Was hat er denn?«, fragte Gabi, als sie ihm durch den langen Flur folgte.
»Das fragst du noch, nach der Aktion von eben? Zum einen ist Grabbe höchst ungern in der Pathologie. Ich bin wirklich froh darüber, wie er das inzwischen hinkriegt. Und dann katapultierst du ihn in heimtückischer Rambomanier auf den Seziertisch.«
»Also erstens ist Rambo in keinem seiner Filme heimtückisch und zweitens … okay …«
Als sie aus dem Treppenhaus ins Foyer kamen, war Grabbe nur wenige Meter entfernt stehen geblieben.
Gabi ging zu ihm. »Du, Grabbe, sorry, das war eben …«
»Hey, lass mal«, wiegelte Grabbe ab. »Was ist denn da vorn los?« Er deutete zum Eingang, wo sich Menschen drängten und lautes Stimmengewirr zu hören war. Im Zentrum des Auflaufs stand eine schwarz gekleidete Frau mit Sonnenbrille und schwarzem Hut, die am Arm eines Mannes versuchte, durch einen Tross von Fotografen, Kameraleuten, Menschen mit Mikros und Diktiergeräten in die Klinik zu gelangen.
»Da ist Frau Tiefenbach«, rief Gabi.
Walde und Grabbe liefen zu der offen stehenden Schiebetür. Auch von innen staute sich eine größere Gruppe von Leuten, die vergeblich versuchten, nach draußen zu gelangen. Walde schien es, dass noch mehr Blitze ausgelöst wurden, nachdem er sich mit Grabbe zu Marion Tiefenbach durchgekämpft hatte, um sie und ihren Begleiter, der ebenfalls eine Sonnenbrille trug, vor der Presse abzuschirmen und ins Krankenhaus zu lotsen.
Auch das Personal an der Pforte hatte seinen Glaskasten verlassen und unterstützte Walde und Grabbe dabei, den Presseleuten den Zutritt zum Krankenhaus zu verwehren. Endlich hatten die Witwe und der Mann, der sie am Arm führte, es geschafft, ins Foyer zu gelangen.
»Polizei! Sie haben hier keinen Zutritt. Verlassen Sie augenblicklich das Haus!« Ein Kameramann ging mit vorgehaltener Kamera einfach weiter. Walde drückte ihm seine Hand aufs Objektiv und brachte ihn damit zum Stehen. Derweil versuchte sich ein kleinerer Mann zwischen ihm und Grabbe hindurchzuwinden. Es war Gorzinsky, der seine Kamera vor der Brust hielt und dabei Fotos in Serie schoss, wie Walde am Klicken des Motors hörte. »Herr Gorzinsky, keinen Schritt weiter!«
Während der Fotograf stehen blieb, blickte Walde sich um und sah, wie Gabi Frau Tiefenbach in Empfang nahm.
Als Gabi sich der Frau des berühmten Baritons vorstellte, folgte diese ihr wortlos zur Treppe. Unten am Treppenabsatz nahm sie die Sonnenbrille ab.
»Das ist Elmar«, stellte sie den Mann an ihrer Seite vor.
»Angenehm.« Gabi reichte ihm die Hand. »Ich bin …«
»Entschuldigung«, unterbrach sie die Witwe. »Elmar hat mich mit seinem Taxi hierher gebracht und war so freundlich, mich durch die Meute zu lotsen.«
»Soll ich auf Sie warten?« Der Taxifahrer blieb stehen.
»Das ist eine sehr gute Idee«, sagte Gabi. »Das würde die Presse ablenken. Und wir würden einen anderen Ausgang wählen.«
Marion Tiefenbach reichte ihm einen zusammengerollten Geldschein.
»Danke, nicht nötig. Das mache ich gerne.« Der Taxifahrer stieg die Treppen wieder nach oben.
Während Gabi einen halben Schritt vor Frau Tiefenbach ging, wurde ihr bewusst, wie trostlos der Flur im Keller wirkte. Eine der Leuchtröhren an der Decke flackerte. Dazwischen lief ein Gewirr von Leitungen und Röhren. An der Tür zur Pathologie
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