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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Schluck und musterte mich, als wäre ich ein unbekanntes, aber nicht besonders interessantes Insekt, das ihm in den Kaffee gefallen war. »Sagen wir mal so: Es ist wahrscheinlich interessant, möglicherweise nicht ganz ungefährlich und schlimmstenfalls nicht ganz legal.«
    »Hab ich mir fast gedacht. Ein bißchen mehr müßte ich aber schon wissen. Daß Sie allerdings nicht aus reinem Vergnügen an der Landschaft Bonn verlassen haben und hier herumschlurfen, überrascht mich nicht so sehr.«
    Matzbach stöhnte. »Ich habe Bonn verlassen, weil die zuständigen Leute sich nach Kräften bemühen, die Stadt unbewohnbar zu machen.«
    »Weshalb Sie immer noch da wohnen, oder?«
    »Bis alsbald. Ich habe eine Kate gemietet.«
    »Kate? Kotten? Hier?«
    »Einen Kotten, um in härener Kutte mein Gemüt zu keltern. Wie hieß es über Baron Fircks?
Er zog sich zurück auf seiner Väter Latifundien und degenerierte dort prächtig
. Sind nicht meiner Väter Latifundien, aber das mit dem Degenerieren ist zu erwägen.«
    »Ich kenne Ihren Baron da nicht. Also – Kotten. Wo?«
    »Nicht weit von hier. Im Wald.«
    Ich überlegte. Ich bin kein großer Spaziergänger, hatte aber immerhin ein paar kleinere Runden gedreht. »Da gibt’s diese olle Bruchbude«, sagte ich. »Vom Parkplatz aus rein und dann links, nicht weit von dem Tümpel?«
    Matzbach nickte.
    »Und den haben Sie gemietet? So unbewohnbar wie das Ding kann Bonn doch gar nicht werden.«
    Er zog die Brauen zusammen und starrte mich finster an. »Haben Sie eine Ahnung! Aber darum geht es gar nicht.«
    »Na schön.« Ich lehnte mich zurück und zündete die nächste Zigarette an. Ich bildete mir ein, in Baltasar Matzbachs Augen Gier und Entsagung zu sehen. »Also, Ihr Kotten. Was wollen Sie da wirklich?«
    »Zum Beispiel sehen, was Ihr Kamerad Oswin so treibt.«
    Ich glaube, ich habe ihn zunächst nur angestarrt; die Mitteilung mußte ich verdauen. »Was ist mit Oswin?« sagte ich dann, wahrscheinlich eher matt als fordernd.
    Matzbach blickte an mir vorbei in den Garten. »Tja.«
    »Was heißt tja?«
    »Wollen wir ein bißchen tauschen?«
    »Ich hab nichts zu tauschen.«
    »Ah ah ah. Sie wissen doch viel mehr über ihn als ich.«
    »Woher wissen Sie überhaupt, daß er ein alter Kamerad ist?«
    »Ach, hören Sie, halten Sie mich nicht für dümmer, als Sie selbst erscheinen wollen. Sie waren bei der gleichen Einheit; das ist nun wirklich nicht schwer rauszukriegen. Sie beide haben im selben Wagen gesessen, in einem Konvoi, der unter Beschuß geraten ist. Hinterher waren Sie lange verletzt und sind dann ausgeschieden, und er ist verschwunden.«
    »Ja, Sir«, sagte ich. »Sehr wohl, mein Führer. Und? Mehr weiß ich nicht.«
    »Kann es sein, daß Sie ein bißchen schwindeln? Ich meine, Sie haben Ihre Gesichtszüge gut unter Kontrolle, aber als Coralie von einem Oswin erzählt hat, im Zusammenhang mit dem demolierten Haus da vorn …«
    »Na schön.« Ich gab mir einen Ruck. »Spielt ohnehin keine Rolle. Ja, Oswin ist aufgetaucht. Ich weiß aber überhaupt nicht, was er hier sucht.«
    Matzbach lächelte. »Sehen Sie? Es geht ja doch. Manchmal muß man ein bißchen drücken, wenn man aufs Töpfchen gesetzt wird.«
    »Sitz ich da?«
    »Weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, warum Sie nicht über Oswin reden wollen.« Er beugte sich vor. »Bloß sollten Sie sich klarmachen, daß verbissene Diskretion unsere Zusammenarbeit beenden wird, ehe sie überhaupt angefangen hat.«
    »Seh ich ein. Lassen Sie mich einen Moment nachdenken.«
    »Eine kluge Frau – oder war es ein Zwitter? – hat mal gesagt, man könne aus Versehen glücklich werden und aus Dummheit klug, aber nicht durch Denken gescheit.«
    »Trotzdem.«
    Matzbach lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Er starrte auf etwas in der Luft; wahrscheinlich sah er im Geiste einen über mir kreisenden Geier. Pleitegeier.
    Ich dachte an den Beschuß des Konvois. An Hamid, unseren Dolmetscher, der mit im Wagen gesessen hatte und Tage danach von einem Besuch bei seiner Familie nicht zurückkam; an Dinge, die ich erst später erfuhr, weil ich nach ein paar Tagen im Lazarett ausgeflogen wurde. Es gab eine Botschaft im Netz, ein langes Video, von Hamids Folterung; es gab die Mitteilung, so werde es allen ergehen, die mit den gottlosen Imperialisten zusammenarbeiteten.
    Dann sagte ich mir, daß es keinen Grund gab, Matzbach nichts davon zu erzählen. Also berichtete ich, knapp, und sagte schließlich: »Und Oswin

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