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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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wiedererkannt. Den Schlüssel hatte sie in der Hosentasche, und im Wagen war ein Beutel mit Papieren und Handy und dem Rest.«
    »Haben Sie da was notiert?«
    Ich stand auf und ging zum Hängebord neben der Tür, wo meine Tabakreserve und Coralies Karte lagen.
    »Danke«, sagte Unger, als ich ihr die Nummer diktiert hatte. »Dann können die Kollegen sie anrufen und sich erkundigen. Und Sie? Ist Ihnen noch was eingefallen?«
    »Nichts. Aber darf ich Sie auch was fragen?«
    »Fragen Sie, soviel Sie wollen. Mal sehen, ob ich antworten kann. Oder darf.« Sie lächelte, und irgendwie wirkte sie nicht mehr so massig. Vielleicht lag es daran, daß sich beim Lächeln ihre Nase kräuselte, was eine Art Thermik bewirkte – nicht gerade Aufhebung, aber doch Minderung der Schwerkraft. Masseverlust durch Zunahme an Ästhetik? Keine Ahnung; irgend jemand – im Zweifel Matzbach – fände bestimmt eine wohlklingende Erklärung für das Phänomen. Wohlklingend, ohne zu überzeugen.
    »Wissen Sie schon irgendwas Neues?«
    »Was meinen Sie mit neu?«
    »Na ja, irgendwas, was Sie dieser Tage noch nicht gewußt haben.«
    Sie blinzelte. »Worüber? Fußball? Wetter? Besoldung?«
    »Das Haus des abwesenden Anwalts. Sebastian Arndt, Doktor, und so weiter.«
    »Am Montag wußten Sie aber noch nicht, wessen Haus das ist.«
    Nun war ich an der Reihe mit Schulterzucken und Lächeln. »Sie wissen doch, wie so was in einem Kaff wie dem hier geht. Man redet auf der Straße.«
    »Was wollen Sie denn wissen?«
    »Da stehen heute so nette Dinge im
Express

    »Märchenstunde«, sagte sie mit einem Zwinkern.
    »Also nix dran?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sind Ihre Kollegen schon weiter? Was Ursache und Hergang angeht?«
    »Nicht so richtig. Benzin und ein Brandsatz. Ziemlich primitiv, aber wirksam.«
    »Hat denn sonst jemand was gesehen? Gehört? Andere Brandanschläge in der Nähe? Vielleicht eine kleine Schießerei?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Sie gucken zuviel Krimis.« Sie leerte ihren Kaffeebecher und stand auf.
    »Haben Sie’s aber heute eilig!«
    »Mann, wenn Sie wüßten, was noch alles zu erledigen ist, eh ich ins Wochenende kann. Falls nicht noch was passiert.«
    »Was wäre dann?«
    Sie blähte die Wangen und ließ Luft mit einem groben Zischen entweichen. »Wochenende gestrichen. Noch ein paar Überstunden mehr.«
    »Nach allem, was man so liest, haben Sie davon ja sowieso schon reichlich. Wird das irgendwie mal bezahlt? Abgefeiert?«
    »Weder noch. Nicht genug Leute und kein Geld. Okay, danke für den Kaffee. Ich nehme an, ich muß Sie nicht nochmal behelligen.«
    »Kein Problem« sagte ich, als ich sie zur Tür geleitete. »Kaffee gibt’s bei mir fast immer.«
    Gereon machte Lärm. In der vergangenen Nacht hatte sich mindestens ein Wildschwein durch den Zaun des Nachbarn gewühlt und dessen Beete inspiziert. Nun rammte Gereon neue, dickere Pfosten tiefer ein und nagelte Balken statt Latten darauf. Ich sah ihm ein paar Minuten zu; nebenbei betrachtete ich die Hecke, die »meinen« Garten vom Feldrain trennte. Solider, grüner Maschendraht bis zum Boden, davor und dahinter eng gesetzte Buchenschößlinge – inzwischen anderthalb Meter hoch – mit einem gründlichen Über- und Durchzug von Brombeeren.
    »Die kommen überall durch«, sagte Gereon. »Aber bei dir wird’s länger dauern.«
    »Bis dahin ist Möller wieder da; darum kann er sich dann selber kümmern.«
    »Aha.« Gereon legte den Hammer auf einen der neuen Pfosten, drückte den Rücken durch und rieb sich die Umgebung der Lendenwirbel. »Das sagst du so. Er wird sich nicht kümmern. Das werd ich dann erledigen dürfen.«
    »Du siehst aus, als ob du eine Pause vertragen kannst. Könntest.«
    »Mhm. Hast du Kaffee?«
    »Immer. Komm.«
    Er schnalzte, zwängte sich durch den noch nicht zu Ende reparierten Zaun und kam über den Feldrain durch das Törchen zu mir. Im Gehen rieb er sich wieder die Region über dem Steißbein.
    »Bandscheiben?« sagte ich.
    »O Mann. Ich sag dir, alt werden ist nichts für Schlaffis.«
    »Feiglinge.«
    »Heißt das so? Egal.«
    »Wie alt bist du eigentlich?«
    Er schob einen Stuhl zurecht, so daß er nicht direkt in die Sonne blicken mußte. Mit einem Ächzen setzte er sich. »Schätz mal.«
    Ich holte Becher, Kaffee, Milch und Zucker aus der Küche. »Matte sechzig?«
    »Schlappe zweiundsechzig.«
    Ich schob ihm den Aschbecher hin. »Jahrgang was? Neunundvierzig?«
    »Mhm.«
    »Na ja, dann kannst du dich wirklich noch an die erste

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