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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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hat?«
    Meine Mutter schaute gar nicht von ihrer Arbeit auf. Ich dachte schon, sie hätte mich nicht verstanden und rang mit mir, ob ich diese Frage an meine Mutter wiederholen sollte oder nicht. Doch dann erwiderte sie: »Das kann man nicht beschreiben. Das Gespräch ist beendet.«
    Dass es auch Oralverkehr gibt, erfuhr ich durch eine Schulfreundin, die diese Erfahrung schon gemacht hatte.
    »In den Mund?«, fragte ich sie ganz erschrocken, »Ist das nicht eklig?«
    »Nein«, lachte sie, »ich habe gezuckerte Kondensmilch drauf gemacht, damit ging’s gut!«
    Wir konnten kaum etwas über Sex lesen, also sprachen wir oft davon. Wir konnten keine Pornofilme gucken, also waren wir beim Liebesspiel kreativ. Anscheinend ist unser Sex deshalb sehr selbstbestimmt, unbeschwert und ohne Leistungsdruck.
    Dass ausgerechnet ich dann aber an den Super - Ossi geraten musste, nennt man Ironie des Schicksals!

XY-ungelöst
    XY chattete mich eines Tages an.
    XY : Hallo, schöne Frau!
    Ich : Hallo, schöner Mann – kann ich nicht antworten, hast ja kein Bild drin!
    XY : Kann dir aber sofort eins mailen, wenn du willst!
    Ich : Mal gucken, ob es sich lohnt 6 !
    XY : Wen oder was suchst du denn hier auf den Seiten?
    Ich : Am liebsten eine Backanleitung für einen Mann, der genau zu mir passt! Am besten von »Kathi« 6 !
    XY : Und den willst du dann mit einer Tasse Rondo verspeisen?
    Ich : Hey, du bist aus dem Osten und kennst Kathi Tortenmehl und Rondo? Freut mich!
    Er, ein Jurist mit eigener Kanzlei im Norden Berlins, war offen, fröhlich und interessiert und stammte aus dem Tal der Ahnungslosen. Schön, gleich zwei Pluspunkte: intelligent und aus dem Osten. Obwohl er kein Bild in seinem Profil hatte, tauschten wir unsere E-Mail Adressen. Ich hatte mir bereits eine Adresse zugelegt, die nicht sofort auf meine Identität schließen ließ. Ein bisschen Vorsicht ist immer gut. Schon einen Tag später hatte ich seine erste Mail.
    Aller Anfang ist schwer! Hallo Tatjana (der Name begeistert mich ehrlich)!
    Ehe mich der alltägliche Stress wieder einfängt und ich sodann in die Verlegenheit komme, das Schreiben der versprochenen (und natürlich von mir ebenso gewollten) Mail ein ums andere Mal zu verschieben, mache ich doch jetzt gleich den Anfang, die Eindrücke unseres Chats noch aktuell vor Augen. Es war eine amüsante Unterhaltung ………
    Es folgte eine Seite lang die euphorische Beschreibung seiner Auftritte in den Gerichtssälen dieses Landes und seines Hobbys. Wieder mal ein Enddreißiger, der die Musik für sich entdeckt hatte.
    Ich bin da nicht mehr als ein fortgeschrittener Anfänger. Aber ein Schlaflied mit Gitarrenbegleitung könnte ich dir schon bringen, so du das möchtest. Vielleicht krame ich auch noch meine alte Laute raus, kleide mich wie Walther von der Vogelweide, stelle mich vor dein Fenster und preise deine Anmut und Schönheit!
    Ich fand das soooo romantisch! Sollte ich jetzt nach knapp einem Jahr vergeblicher Suche mal Glück haben? Am Ende seines Briefes beeindruckte er mich vollends mit den Worten:
    Für alles, was man tun möchte, ist 3 Uhr zu früh oder zu spät!

    Meine Schwester sagte, als ich ihr stolz diese wunderbare Mail zeigte: »Also, wer mit Sartre endet, ist ein Kandidat, den man sich genauer anschauen muss!«
    Das erste Date war schnell vereinbart. Freitagabend, Bar. Er stand vor der Tür. Auf den ersten Blick hätte ich ihn nicht beachtet. Keine Schönheit im landläufigen Sinn. Hohe Stirn, halblanges Haar, dunkle Augen und volle Lippen. Nicht viel größer als ich, aber ein Mann mit Ausstrahlung. Der hatte was, man kann es nicht beschreiben. Um es kurz zu machen: Ich war beeindruckt. Das Gespräch lief locker und fröhlich, wir verstanden uns sofort und fanden kein Ende. Nachts um zwei, als ich endlich zu Hause in meinem Bett lag, dachte ich noch mal darüber nach, was er von sich erzählt hatte. Bevor er sein Jurastudium gleich nach der Wende begonnen und abgeschlossen hatte, war er als Student an einer Schule der Staatssicherheit der DDR ausgebildet worden. Als er davon erzählte, glitzerten seine Augen wie bei einem kleinen Jungen, der davon träumt, James Bond zu werden. Noch nie hatte ich mit einem »Hauptamtlichen« gesprochen, der so offen
und frei erzählte, wie dieses System funktioniert hat. Er berichtete detailliert von der Werbung »seines« ersten IM s, erläuterte, wie er sich einschlich in dessen Leben und dann aufgrund der angeeigneten Kenntnisse aus dessen Privatsphäre eine Legende

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