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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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ist, was er schrieb und sagte, wie kann ich die Wahrheit rauskriegen? Ich schaute im www. Na klar, wo sonst! Und fand eine Telefonnummer und eine Adresse unter seinem Namen in dem Dorf, in dem er lebte. Na also. Was du kannst, kann ich schon lange!
    Da er mir erzählt hatte, kürzlich in sein neues Haus gezogen zu sein, schlussfolgerte ich messerscharf, es müsse die Adresse der alten Wohnung und damit die seiner Frau sein. Ich nahm mir vor, dort anzurufen und nach ihm zu fragen. Vielleicht bekäme ich heraus, wer da alles wohnte.
    XY selbst hatte einmal in einer E-Mail geschrieben:
    Es ist spannend, hinter die Menschen zu schauen, zu ergründen, warum sie das geworden sind, was sie sind, weil genau auch das in uns selbst ist. Von Mutter Teresa lernen wir über uns selbst nicht sonderlich viel, aber von dem scheinbar Bösen schon. Wir lernen, wozu der Mensch fähig ist und vor allem, was ihn dazu gemacht hat. Ich finde diese Erkenntnis wichtig. Ich glaube an das Gute im Menschen. Daran, dass jeder Mensch als guter Mensch auf die Welt kommt, dass es das › natürlich Böse ‹ sozusagen nicht gibt!
    Ich hoffte inständig, dass XY das nicht schon in weiser Voraussicht und als Vorwarnung in seinem Brief geschrieben hatte. Sonst wollte ich ihm zeigen, wozu ein »gut« geborener Mensch wie ich fähig war.
    Plan A: Kumpel Ronny wurde von mir auserwählt, die gefundene Nummer anzuwählen. Eine Männerstimme schien mir nicht so verräterisch. Aber leider: »Diese Nummer ist zur Zeit nicht erreichbar!« rief es uns aus dem Hörer entgegen. Was hatte das zu bedeuten? Warum sollte XY seine alte Nummer, die ja wohl seine Frau noch nutzte, abgemeldet haben? War etwa doch die ganze Familie samt Kindern und Hund ins neue Haus gezogen?
    Also kam jetzt Plan B zum Tragen: Mir blieb nichts anderes übrig, ich musste in sein Kaff fahren und nach seinem schicken neuen Haus, das ich noch deutlich vor meinem inneren Auge sah, Ausschau halten. Was macht »Frau« nicht alles, wenn sie einfach nicht wahrhaben will, dass sie gnadenlos verarscht wird. Also los. Dorf gefunden. Was für ein elend langes Nest. Wie in aller Welt sollte ich hier ein Einfamilienhaus finden! Ich schraubte die Geschwindigkeit runter und schaute intensiv nach links und rechts. Die Autofahrer hinter mir wurden ungeduldig. Ich war genervt, fuhr rechts ab, um die sich hinter mir stauende Autokolonne vorbeizulassen. Plötzlich, welch Fügung, lese ich doch den Straßennamen aus dem Telefonbuch. Kann ich mir wenigstens die »alte« Wohnung von XY mal anschauen, dachte ich. Mir fiel auch gleich die Adresse ein. Und da stand es dann: das architektonisch so einmalige und teuer wirkende Einfamilienhaus des XY . Ein Briefkasten mit seinem und einem weiteren Namen am Straßenrand wurde gerade von einer Frau, die ihren Hund Gassi führte, geleert. Ich starrte fassungslos auf die Szenerie. Alles Klar , Tati ?
    Äußerlich ganz locker fuhr ich vorbei, aber innerlich tobte ich. So ein Arsch! Aber hallo! Ich wollte ihn zur Rede stellen, anschreien, seine Frau ansprechen, alle Wut rauslassen, und vor allem wollte ich wissen: Warum? Was sollte das? Noch auf der Rückfahrt schickte ich ihm eine SMS mit der Bitte um Rückruf – keine Reaktion; ich versuchte ihn unter all seinen Telefonnummern zu erreichen, er nahm nicht ab oder ließ sich verleugnen. Zu Hause angekommen, schrieb ich ihm eine Mail – nichts. Auch auf meine Bitte, mir doch die ihm geborgte Doppel- CD von Klaus Hoffmann, meinem Lieblingssänger bei Liebeskummer, zurückzugeben, reagierte er nicht. Nada! Nitschewo! Sein Profil im Internet – gelöscht; der Eintrag im Telefonbuch – gelöscht. XY stellte sich tot. Wahrscheinlich ein probates Mittel bei Spionen. Ich war entsetzt. Meine Menschenkenntnis hatte versagt, meine Toleranz war an ihre Grenzen gestoßen. Ich schrieb ihm:
    XY , das ist definitiv meine letzte Meldung an dich. Habe erst überlegt, ob ich die Coole gebe, die durch nichts zu Erschütternde, aber das kann ich nicht. Du musst dir vorstellen: ich weiß nichts, diese Hilflosigkeit durch komplette Nichtbeachtung ist schwer zu ertragen. Ich finde dein Verhalten degradierend und unentschuldbar. Es ist mir komplett unverständlich, wie du dich verhältst, warum du dich tot stellst,
obwohl du doch mit einer E-Mail, besser natürlich noch bei einem Kaffee unter vier Augen ganz sauber aus unserer Affäre rausgekommen wärst, ohne jemanden zu verletzen.
Deine für mich gesponnene Legende war einfach schlecht,
zu

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