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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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einfach zu überprüfen und unnötig. Du bist ein Feigling! T .
    Was bleibt? Jede Menge Diskussionsstoff über männliche Abgründe und ein Satz von XY : »Agenten lügen nicht, sie legendieren!«
    XY ungelöst? Gestern fand ich bei meiner Internet-Recherche ein neues Profil eines neununddreißigjährigen Mannes aus der Nähe von Berlin. In seinem Motto heißt es:
    Für alles, was man tun möchte, ist 3 Uhr zu früh oder zu spät!
    Na dann: Auf zu neuen Legenden, XY !

    Sartre, den XY so gerne zitiert, hatte auch tausende Geliebte und unterschied zwischen kontingenter und notwendiger Lie-be. Die kontingente, also zufällige und nicht lebenswichtige Liebe war die zu seinen Mätressen, die er alle mit »du« ansprach. Notwendig hingegen war für ihn die Verbindung zu seiner großen Liebe Simone de Beauvoir, die er lebenslang siezte. Es waren wohl die geistigen Nabelschnüre, ein Bewusstseinsstrom, der sie verband. Aber ich suche irgendetwas dazwischen. Nestbau und Reproduktionsgemeinschaft sind in meinem Alter nicht mehr nötig. Eine andere Form der Partnerschaft muss her. Der Mensch ist biologisch betrachtet ein Paarwesen und sucht Nähe, ja! Aber muss man deswegen zusammenziehen, solche Intimitäten, wie Stuhlgang, Zehnägel schneiden und Nasenhaare rupfen miterleben? Stirbt nicht die Liebe schon in dem Augenblick, in dem ich beginne, ihm seine Sachen hinterherzuräumen? Ist es Selbsttäuschung, wenn ich glaube, dass ein Paar seine Paarhaftigkeit auf gegenseitiger Unabhängigkeit begründen und sich trotzdem verbindlich, verlässlich, vertrauensvoll und ehrlich dauerhaft aufeinander freuen kann?
    Unzählige Male habe ich über solche Dinge schon nachgedacht und keine Antwort gefunden. Wieder bin ich auf dem Weg zu einem Date, ohne genau sagen zu können, wie ich mir eine Zukunft zu zweit vorstelle.

Carsten
    Klick! Mein Auto blinkt mir fröhlich zu und signalisiert, dass ich es geschlossen habe. Der Parkscheinautomat hat wegen der klirrenden Kälte seinen Geist aufgegeben. Die eisigen Gedanken an die XY -Geschichte abschüttelnd, stapfe ich knirschend auf das Boutiquefenster zu, vor dem Carsten immer noch auf mich wartet und hoffentlich nicht erfroren ist. Er blickt mich mit lustigen Augen an, die Schultern wegen dieses unglaublich frostigen Winters ein wenig eingezogen und zögernd einen Schritt auf mich zugehend. »Hallo«, begrüßt er mich mit behandschuhtem Handschlag, »Ich freue mich. Du bist die erste pünktliche Frau, die ich treffe. Sehr sympathisch!« Ich muss, so direkt vor ihm stehend, meinen Kopf weit ins Genick beugen, um ihm in seine grünbraunen Augen schauen zu können. Ein »Bussi« ist aus dieser Entfernung nur durch einen gezielten Sprung nach oben zu bekommen, denke ich grinsend, mache aber keine Anstalten, um ihn nicht gleich mit meiner Erkältung zu konfrontieren. Sein Dreitagebart gefällt mir. Das hat etwas Verruchtes, Verwegenes. Dass er draußen in sibirischer Kälte auf mich gewartet hat, überrascht mich sehr.
    Die wenigen Meter bis zu den »12 Aposteln« gehen wir nebeneinander, unablässig redend. Schon in dem Moment, in dem er mich etwas fragt und ich antworte, habe ich vergessen, wovon wir sprechen. Mein von Aufregung umnebeltes Hirn geht eigene Wege. Ich bemerke bei ihm keine Nervosität. Er wirkt fröhlich und trotzdem ruhig und gelassen. Neben unserem Tisch im Wintergarten des Restaurants stehen ein Gasheizer und ein Kinderstuhl, auf dem ich meinen grünen Wintermantel, der mich immer unförmig dick erscheinen lässt, ablege. Wir müssen den Kellner drei Mal wegschicken, weil wir uns immer noch nicht für ein Gericht entscheiden können. Wir haben uns einfach zu viel zu erzählen. Aber worüber reden wir gerade? Er grinst. Wahrscheinlich habe ich ganz im Interviewstil der toughen Moderatorin eine Frage nach der anderen gestellt. Mir fällt auf, dass er länger und detaillierter erzählt, als ich es gewöhnt bin.
    »Du hast mal am Telefon zu mir gesagt, du brauchst deine Freiheit. Wie hast du das gemeint?«, will ich von ihm wissen.
    »Bei mir interpretiert man das Wort ›Freiheit‹ meist nur falsch. Ich meine damit, dass ich nicht immer derselben Meinung wie meine Partnerin sein möchte, nicht immer alles gemeinsam schön finden muss, nur weil man zusammen ist. Ich liebe die Zweisamkeit … aber dann mit voller Aufmerksamkeit und nicht nur parallel … und was sachste jetzt???«
    »Musstest du immer alles zusammen machen in deiner letzten Beziehung? Wie lang ging die

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