finde-mich-sofort.de (German Edition)
unerquicklichen Situation gab ich ihm den freundlichen Hinweis mit auf den Weg, das mal überprüfen zu lassen. So einfühlsam wie mir nur möglich, äußerte ich: » Kontrolle , bevor du nicht zum Arzt gehst und das in den Griff bekommst, brauchst du mich nicht mehr zu belästigen!«
Er lehnte meinen Vorschlag ab. »Bist du verrückt geworden, ich kann das doch meiner Hausärztin nicht sagen, die kenne ich schon, seit ich ein Kind bin!«
»Ich bin verrückt? Du vielleicht!«, rief ich ihm im Treppenhaus hinterher. Weg war er.
In mir wuchs – welch Wunder – das vage Gefühl, dass Kontrolle nicht zu mir passen könnte. Das teilte ich ihm einen Tag später per Telefon mit und war nach diesem konsequenten Schritt sehr stolz auf mich.
Meine klaren Worte schienen Kontrolle nicht zu irritieren. Er rief trotzdem wieder an, als ob nichts gewesen wäre.
»Du schon wieder!«, maulte ich in den Hörer und ärgerte mich schrecklich über meinen Fehler, ihm meine Telefonnummer gegeben zu haben. »Ich hab dir doch gesagt, dass Schluss ist mit uns beiden!«
»Das hast du zwar gesagt, aber ich habe nicht zugestimmt!«
» Jaha , aber auch nicht widersprochen ! Und jetzt lass mich in Ruhe!« Ich legte auf.
Schluss! Aus! Nach sieben Tagen Funkstille klingelte er doch wieder an, und bevor ich etwas sagen konnte, klagte er: »Ich bin im Krankenhaus!«
Ich wurde weich. »Warum denn das? Was Schlimmes?«
»Ja. Wegen meiner sexuellen Standschwierigkeiten habe ich nun doch einen Spezialisten aufgesucht. Ein Griff genügte, und der Arzt wies mich in eine Klinik ein. Sofortoperation!« flüsterte er weinerlich.
»Ach du Schande! Was haben sie denn operiert?«
»Ich hatte eine große Geschwulst, also … so was wie ein großes Geschwür. Du kannst dir schon denken, wo!«
»Nein, kann ich nicht! Im Schritt?«
»Ja, und die notwendigen Blutgefäße wurden davon abgedrückt«, antwortet er kleinlaut.
»Hast du das denn nicht bemerkt??? Beim Fahrradfahren, ja? So eine unterirdische Entzündung macht doch Höllenschmerzen«, fragte ich und gab ihm zu verstehen, dass ich seine Lebensretterin sei. »Dir ist schon klar, dass du ohne mich jeglichen genitalen Blutdurchfluss für immer verhindert hättest, oder? Jaha, ich habe dich gerettet!«
Ich fühlte mich wie die größte Wohltäterin aller Zeiten und bot ihm an, ihn im Krankenhaus zu besuchen. Allerdings hatte ich keine Lust, auf seinem Bettrand zu sitzen, beäugt von den männlichen Mitpatienten, höchstwahrscheinlich alle gepampert. Nein! Lieber in der krankenhauseigenen Cafeteria einen Milchkaffee schlürfen! Dachte ich mir! Daraus wurde nichts, weil er sich weigerte, eine Sitzhilfe (also so was wie einen Schwimmring; jede Frau, die entbunden hat, kennt das) für den gemeinsamen Nachmittags-Kaffee zu nutzen.
»Ich setze mich doch nicht auf einen Schwimmring«, rief er aufgeregt durchs Telefon. »Ich bleibe beim Krankenbesuch neben dem Tisch stehen!«
Das war mir jetzt blöd. »Mach’s gut, Kontrolle , dann musst du allein zusehen, wie du klar kommst!«
Na klar! Männer werden eben nicht krank, Männer sind es! Ich fuhr einfach nicht hin und hörte nie wieder etwas von ihm. Ich hatte ihn in seiner schwersten Stunde allein gelassen. Zum Glück .
Danach hatte ich beschlossen in solchen und ähnlichen Fällen nicht nur bizarre Albernheiten, sondern gleich den ganzen Mann komplett und konsequent zu ignorieren.
* *
Ich schaue in Carsten s Gesicht. Er spricht ruhig und unaufgeregt. Ganz anders als Kontrolle . Er hat mich nicht gegoogelt, erzählt keine Räuberpistolen und prahlt nicht rum. Ich lächle in mich hinein und denke: »Der Mann spricht klar und pointiert, der hat keine Psychopharmaka, sondern
Kerzen für eine romantische Liebesnacht auf dem Nacht-tisch!«
Er lächelt mich an und guckt irgendwie lieb. Wie gern würde ich endlich ankommen, nicht mehr von einem Date zum nächsten hetzen; einfach wissen, wo ich hingehöre.
»Hey, Tatjana, als du mir kurz vor deinem Urlaub endlich gesagt hast, was du arbeitest, wollte ich dich eigentlich gar nicht mehr treffen«, spricht er mich direkt an. An seinem Blick kann ich erkennen, dass es ihm schwerfällt, ehrlich zu sein.
Ich bin verwundert und dann befürchte ich sogar, dass mein Beruf als Fernsehmoderatorin, den bisher immer jeder Kandidat toll fand, für Carsten ein Grund sein könnte, mich nicht wiedersehen zu wollen.
»Weißt du, ich denke, dass Fernsehmoderatorinnen egozentrisch sind, immer im Mittelpunkt stehen
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