finde-mich-sofort.de (German Edition)
wollen und unablässig über ihren großartigen Job reden wollen!«
»Und nun?«
»Na ja, jedenfalls habe ich mir im Dezember deine Bingo-Show im Fernsehen angeguckt!«
»Und, hat’s dir gefallen?«, frage ich kleinlaut.
»Geht so«, sagt er und setzt spöttisch nach, »mir fiel besonders deine große Brust in dem schwarzen Paillettenkleid auf, jetzt sehe ich erleichtert, dass sie gar nicht so groß ist!«
Ist das jetzt gut oder schlecht? Was hat das alles zu bedeuten? Will er mich wiedertreffen oder …?
Carsten hat gerade aufgehört zu reden und ich schaue ihn fragend an. Er blickt spöttisch zurück, direkt in meine Augen. Wahrscheinlich sieht er mir meine Unsicherheit an. Ich versuche, ihn mit einem Augenaufschlag, der leider zu einem nervösen Blinzeln missrät, für mich einzunehmen. Keine Reaktion seinerseits, und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wenn ich schlagfertig sein müsste, fällt mir nichts ein. Für einen coolen Spruch ist es nach dieser langen Pause ohnehin zu spät. Mir fällt nichts Besseres ein als nach meiner Zigarettenschachtel zu greifen.
Jetzt zieht er seine linke Augenbraue hoch, als ob ihn meine Sprachlosigkeit aufs Äußerste erheitert und sagt, fast frohlockend darüber, mich solange auf die Folter gespannt zu haben: »Es ist so, dass ich überrascht bin, wie unkompliziert du bist. Mein Klischee von einer Moderatorin hast du nicht bestätigt. Wann hast du wieder Zeit für mich?«
Habe ich richtig gehört? Er will mich wiedersehen? Bald. Ich strahle. Tralalalala!
»Ja«, hauche ich und hole sofort meinen Terminkalender aus der Tasche. »Ich kann am Samstag!«
Als ich aufblicke, steht der Kellner verlegen vor uns. Wir sind fast die Letzten hier, haben gar nicht mitbekommen, dass sich das Lokal geleert hat. »Ob wir noch etwas bestellen wollen?« Nein, nein, es ist schon spät.
Auf dem Weg zu meinem Auto bietet Carsten mir seinen Arm an, zum Abschied nimmt er mich ein wenig hilflos in die Arme. Er ist also doch aufgeregt. Ein gutes Zeichen, denke ich, und winke zum Abschied. In wenigen Tagen werden wir uns wiedersehen. Ich freue mich und hoffe, bis dahin ganz gesund zu sein. Ich will ihn riechen können und das Okay der Pheromone bekommen.
Berlin wirkt verlassen. Es ist nach Mitternacht und kalt. Ich höre »Blue Moon« auf Fritz, kann mich nicht konzentrieren. Meine Gedanken schweifen ab. Ich rufe mir jedes Detail seiner Mimik und Gestik ins Gedächtnis, seine im Kerzenlicht dunkel erscheinenden Haare, die Locke, die immer wieder in seine Stirn fällt, und sein schelmisches Lächeln. Ich mische diese Erinnerung mit meiner Menschenkenntnis und komme zu keinem Ergebnis. Ich weiß nicht, ob ich meinen Traummann gefunden habe. Ich weiß nur, dass ich Carsten kennenlernen möchte. In meinem Gesicht hat sich ein Dauergrinsen manifestiert. Das ist bestimmt ein gutes Zeichen.
Carsten hatte unsere Rechnung anstandslos bezahlt. Ganz angenehm ist mir das als selbstständiger Frau nicht. Gerecht finde ich es auch nicht, wenn Männer immer bezahlen müssen. Mit einer Ausnahme: Männer, die ausschließlich eine Geliebte suchen – wie Peter .
Der Verheiratete
Ein reichliches Jahr nach dem ersten misslungenen Treffen mit einer Internetbekanntschaft war ich nicht mehr so zwanghaft auf der Suche. Es war nicht mehr so wichtig, sofort und ganz schnell »unter die Haube« zu kommen. Unter dem Motto »Der Weg ist das Ziel« wollte ich das abwechslungsreiche Leben samt unzähliger Verabredungen und unterschiedlichster Männer genießen. Für mich stand fest, um »meinen Prinzen« zu treffen, musste ich in Kauf nehmen, mehrere Dates zu absolvieren. Dass meine Freundin Sabine gleich mit der ersten Männerbekanntschaft einen Volltreffer landete, sprach für so viel Glück und so viel Zufall, wie man auch im »richtigen« Leben braucht, um einen Traumpartner zu finden. Das hatten Alexandra und ich nach anfänglicher Internet-Euphorie schmerzlich zur Kenntnis genommen.
In einem Experiment haben Wissenschaftler festgestellt, dass man von zirka tausend Menschen, die man täglich trifft, nur hundert überhaupt wahrnimmt. Umgerechnet bedeutet das für mich, dass ich mir hundert Profile im Netz anschauen muss, um einen Kandidaten zu finden, der meine Aufmerksamkeit erregt. Von solchen für mich annähernd interessanten Typen müsste ich wiederum noch einmal hundert treffen, um nur einen zu finden, der meinem Ideal nahekommt. Aber was ist mein Ideal?
Ich fasste meine bisherigen Erfahrungen zusammen,
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