Fine, die kleine Blumenelfe
Sehnsüchtig dachte sie an Pummel. Sie wäre lieber bei ihm unter den wohlduftenden Kräutern als hier im Wald. Sie seufzte. Wann würde sie ihn wohl wiedersehen?
Doch sie hatte nicht viel Zeit, Trübsal zu blasen. Sylvia bemerkte, dass Fine traurig war, und streichelte ihr mit dem Fühler beruhigend über die Schulter. Mit schweren Schritten stapften die Trollpolizisten weiter, während Fine versuchte, auf gleicher Höhe zu fliegen. Sie wollte nicht unbedingt nebenhergehen. Wozu hatte sie denn Flügelchen?
Auf ihrem Weg kamen sie auch an Walter, dem Waldpilz, vorbei. Fine war sehr froh, dass Walter noch völlig unversehrt auf seinem Platz stand. Und Walter hatte auch gute Laune. Um ihn herum wuchsen ganz kleine neue Pilze. Er würde bald nicht mehr allein sein! Fine freute sich für ihn. Es war nicht schön, einsam zu sein.
Plötzlich flog ganz schnell ein großer Rabe heran und landete direkt vor den Trollen auf dem Boden.
»Ah, die Post!«, sagte Manni. Das war auch das erste Mal, dass er überhaupt etwas sagte.
Vom Rücken des Raben stieg ein Postwichtel und öffnete die Posttasche, die der Rabe um den Hals trug. Fine hatte noch nie die Wichtelpost benutzt. Sie hätte gar nicht gewusst, wem sie schreiben sollte. Außerdem hätte sie gar keine so wichtigen Dinge gehabt, die nicht auch Nicole, die Nachrichtenhummel, hätte weitererzählen können.
Der Postwichtel überreichte den Polizisten einige Umschläge und machte sich dann wieder auf den Weg. Fine blickte ihm nach, wie er auf dem Raben schnell davonflog.
»Er hätte sich auch mit uns unterhalten können«, sagte Fine zu Storky.
»Nein, der hat dazu nie Zeit. Er fliegt express!«
»Ach so«, sagte Fine. Obwohl sie gar nicht verstand, dass express so viel wie extra schnelle Postzustellung bedeutete.
Sie waren schon ein ganz schön großes Stück durch den Wald gelaufen, als sie vor den Gnomi-Werken ankamen. Gerri, der Gnom, kam gerade aus dem Eingang und grüßte ausnahmsweise Fine und die Trolle. »Wollt ihr bei uns in der Kantine mitessen?« fragte er. »Dann kann Fine kurz einen Blick hereinwerfen, wo sie schon mal da ist.«
Die Trolle brauchte man nicht zweimal einzuladen. Sie konnten eigentlich immer etwas essen. Erfreut schlüpften sie hinter Gerri in den Durchgang zu den Metallwerken. Fine wurde wieder etwas mulmig. Sie mochte es gar nicht, unter der Erde zu sein. Tommys Höhle ging ja gerade noch. Aber ganz, ganz tief, viele Meter unter dem Waldboden? Oje. Sylvia wollte auch nicht mitkommen. »Ich warte hier draußen auf dich und ruh mich im Schatten aus«, sagte sie zu Fine.
»Na gut«, meinte Fine. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn das liebe Käferchen auch mitgegangen wäre. Aber sie hatte ja selbst Angst und konnte verstehen, dass Sylvia lieber über der Erde blieb. Also ließ sie sich zu Boden sinken und ging mit schnellen Schritten in den Tunnel hinein, um die Trolle einzuholen.
Sie kam in ein großes Höhlen- und Tunnelsystem. Es gab verschiedene Gänge, in denen Steine und Metalle abgebaut wurden. Andere endeten in kleinen Vorratskammern, wo die Steine und Metalle je nach Beschaffenheit gesammelt wurden. In anderen kleinen Höhlen waren büroähnliche Räume untergebracht, wo fleißige Gnome aufschrieben, wie viel sie wieder abgebaut hatten. In den großen unterirdischen Hallen arbeiteten Gnome und Kobolde an der Herstellung von Schmuck, Schubkarren und anderen seltsamen Dingen, die Fine noch nie vorher gesehen hatte.
Doch es blieb keine Zeit, alles genau anzuschauen. Die Trolle waren hungrig und eilten zielstrebig der Kantine zu. An langen Holztischen saßen bereits einige der Arbeiter und aßen genussvoll eine Suppe. Fine aß selten Suppe, musste aber zugeben, dass es sehr lecker roch. Erwartungsvoll ließ sie sich etwas servieren. Dazu gab es sogar kleine Weizenbrötchen. Also hier konnte man es wohl schon aushalten, dachte sie so bei sich. Sie wusste nur nicht genau, was für eine Art Suppe das war, und fragte bei Gerri nach.
»Ja, diese Suppe ist wirklich lecker, die ist auch aus ganz feinen Pilzen gemacht!«, sprach Gerri stolz.
Fine erstarrte schlagartig. »Was, ich habe einen Pilz gegessen?« In Gedanken sah sie Walter, den Waldpilz, vor sich und wusste nicht, ob sie sich zuerst übergeben oder zuerst weinen sollte. Sie würgte und weinte gleichzeitig.
»Was hat sie denn?«, fragte Gerri erschrocken. Storky seufzte. »Nichts. Aber sie ist eine Gartenelfe und die sind mit Pilzen befreundet. Sie hat also vermutlich einen
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