Fine, die kleine Blumenelfe
ihrer Freunde gegessen.«
»Oh, Mann!«, sagte Gerri. »So etwas habe ich ja noch nie gehört. Wenn jedes Wesen mit jedem Nahrungsmittel befreundet ist, dann kann ja niemand etwas essen und alle Lebewesen auf der ganzen Welt müssten vor Hunger sterben!«
»Wie könnt ihr nur so grausam sein!«, schrie Fine laut. »Bei euch will ich nicht bleiben. Ich will nach Hause!« Und schnurstracks machte sie sich auf den Weg zum Ausgang.
Kapitel 9
Die Katastrophe
Die Trolle hätten gerne noch weiter gegessen, aber sie befürchteten, dass sie Ärger mit der Königin bekämen, wenn Fine plötzlich verschwunden war. Also folgten sie ihr zum Ausgang. Bereits nach wenigen Schritten spürten sie, dass die ganze Erde bebte. Sie mussten sich an den Wänden der Höhlen festhalten, um nicht umzufallen. Als alles wieder ruhig war, gingen sie vollends nach oben und schauten sich vorsichtig um. Fine stand noch direkt am Eingang der Gnomi-Werke und blickte entsetzt um sich. Holzfäller! Sie hatten nur wenige Meter vom Eingang der Gnomi-Werke entfernt einen Baum gefällt. Als dieser auf die Erde geprallt war, hatte es die große Erschütterung gegeben. Fine war noch ein bisschen verweint. Sie hatte jetzt keine Lust auf noch mehr Aufregung. Sie ginge lieber zur Tommys Höhle, dem Troll, und würde ihn bitten, sie nach Hause zu begleiten. Sie hatte endgültig genug. Sie wollte auch nicht mehr tapfer sein. Bestimmt käme Sylvia auch mit. Fine blickte sich um. Wo war Sylvia? Sie hatte doch hier warten wollen. Ob sie sich versteckt hatte?
Die Holzfäller waren gerade dabei, den Baumstamm auf die Seite zu ziehen, um die kleinen Äste abzuschlagen. Die Tiere hatten sich gleich in Sicherheit gebracht. Für die Menschen unsichtbar war bereits Klausi, der Sicherheitskobold, unterwegs. Schließlich musste die Lage sofort geprüft werden. Das Bergwerk hätte einstürzen können. Oder Tiere hätten verletzt werden können. Vorsichtshalber hatte man bereits Dr. Möck verständigt. Für die Eichhörnchen und Vögel, die vielleicht heimatlos geworden waren, musste man neue Nester suchen. Es gab so viel zu tun. Als Fine suchend umherflatterte, sah sie gerade die Truppe von Amos, dem Weisen. Sie waren sofort angerückt, denn der Baum hatte im Fallen bestimmt einige kleine Tiere getötet. Diese mussten sofort entsorgt werden. Fine wollte schon weiterfliegen, als sie sah, dass eine der Ameisen ein rotes Käferchen wegtrug.
»Neeeein!«, schrie sie aus Leibeskräften und stürzte auf die Ameise zu.
Diese war sehr verwirrt. Das brachte ihren ganzen Arbeitsablauf durcheinander. Fine stürzte neben die Ameise auf den Waldboden und hoffte noch, dass es sich um einen Irrtum handelte. Aber nein, das tote Käferchen war Sylvia. Sie war von einem Zweig getroffen worden.
»Ihr werdet Sylvia nicht essen«, schrie sie und nahm das Käferchen behutsam in den Arm und packte es auf ihr Kleid, das sie wie eine Schürze zusammenhielt. »Ich werde sie beerdigen!«, weinte sie und flog mit dem Käferchen im Kleid davon.
Die anderen Waldbewohner und vor allem die Ameisen waren sprachlos. Kurze Zeit bewegte sich niemand. Keiner hatte Verständnis dafür, dass man Nahrung beerdigte. Menschen vergraben auch nicht ihr Schnitzel oder ihr Hähnchen. Als sich die Trolle und Gnome wieder gefangen hatten, war Fine längst außer Sicht. Die Trollpolizisten machten sich sofort auf die Suche, aber sie konnten ja nicht fliegen und wussten nicht, wo sie anfangen sollten.
Fine war todunglücklich. Die ganze Welt war gemein zu ihr. Sie war sowieso schon allein, sie musste unter die Erde, sie hatte eine Pilzsuppe gegessen und ihre neue Freundin war einem Holzfäller zum Opfer gefallen. Weinend flatterte sie tiefer in den Wald und suchte die Stelle, an der sie Sylvia kennengelernt hatte. Dann grub sie mit ihren feinen weißen Händchen ein Loch und beerdigte Sylvia auf etwas Laub. Sie klopfte anschließend die Erde darüber auch wieder gut fest und legte einen Zweig darüber, damit nur ja niemand auf die Idee kam, hier zu graben. Völlig allein gelassen setzte sie sich hin und weinte so sehr, wie sie noch nie vorher geweint hatte. Sie musste unbedingt weg von hier. Aber sie konnte auf keinen Fall nach Hause zurück. Man würde bestimmt mit ihr schimpfen, wenn sie ihre Ausbildung einfach so abbrach. Aber konnte eine Elfe so viel Schmerz überhaupt aushalten? Wo sollte sie nur hin? Zu Tommy konnte sie auch nicht zurück. Der überredete sie bestimmt, hierzubleiben.
Dann hatte sie eine
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