Fine, die kleine Blumenelfe
Idee. Sie wischte sich die Tränen ab und versteckte sich, bis es dunkel wurde. Sie wusste jetzt, wo sie hinkonnte. Mit einem kleinen Lächeln spielte sie an ihrem Lavendelquarz. Sie schlief in der Spalte eines hohlen Baumes ein, während die Waldbewohner draußen versuchten, die Elfe wiederzufinden. Doch niemand konnte sie entdecken. Fine erwachte erst wieder, als es dämmerte. Vorsichtig schlich sie aus dem hohlen Baum. Sie konnte niemanden entdecken. Nur der Mond, der hell am Himmel stand, konnte die Elfe sehen. Traurig schüttelte er den Kopf. Arme kleine Elfe. Sie hatte so viel mitgemacht. Der Mond weinte eine große Träne. Er beschloss, Fine zu helfen, und versteckte sich halb hinter einer kuscheligen Wolke, die müde an ihm vorbeischwebte.
Fine warf dem guten alten Mond eine Kusshand zu und schwebte vorsichtig nach oben über den Wald hinaus. So würde sie nicht sofort erkennbar sein. Sie bemühte sich auch, nicht viel Sternenstaub zu verstreuen. Der glitzerte nämlich im Mondlicht und würde ihre Flucht verraten. Sie wollte unbedingt zu Else und Fluse und natürlich auch zu Pummel. Wie sie mitten in der Nacht in das Gewächshaus kommen sollte, konnte sie später noch überlegen. Zuerst einmal musste sie überhaupt so weit kommen.
Sie flog, so hoch sie konnte, über den Baumwipfeln. So sähe man sie von unten her nicht. Und die Vögel waren um diese Zeit nicht häufig unterwegs. Außer vielleicht der Wichtel-Post-Nacht-Express. Aber der würde sich hoffentlich nichts dabei denken. Aufgeregt setzte sie ihre Flucht fort. Ein schlechtes Gewissen hatte sie natürlich schon, aber sie konnte es im Wald einfach nicht aushalten. Wie hatte sie sich nur damals wünschen können, unbedingt den Wald kennenzulernen? Es war so viel besser, einfach zu Hause im Garten herumzufliegen, mit den Freunden zu spielen und die Gänseblümchen zu pflegen. Beim Gedanken daran musste sie schon wieder weinen. Sie vermisste Alfred, den Apfelbaum und ihre Freundin Cilli. Weinend flog sie in unsicheren Schlangenlinien weiter in Richtung Gewächshaus.
Während Fine auf der Flucht war, wachte Milla im Steingarten mit der Vogeltränke auf. Sie konnte Fine vor ihrem geistigen Auge genau erkennen. Milla seufzte. Es war wohl so weit. Fine war auf der Flucht zu Pummel. Manchmal hoffte sie, dass ihre Visionen nicht eintrafen. Doch meist war genau einzuschätzen, wie sich jemand verhielt. Und sie hatte gewusst, dass Fine es im Wald nicht aushalten würde. Fine war so neugierig, dass man sich leicht denken konnte, dass sie den Beruf als Botschafterin annähme. Deshalb hatte sie auch zum Großen Fest mitgedurft. Sie musste Else und Fluse kennenlernen, damit sie später auch Pummel träfe. Jetzt würde sich auch der Rest der Vision vermutlich erfüllen. Aber das konnte sie morgen mit Drea, der Astrologin und Olivia, der Königin, besprechen. Sie wusste ja, wohin Fine geflohen war. Vielleicht sollte man per Wichtel-Express die Waldelfenkönigin informieren, damit sich niemand Sorgen machte. Milla drehte sich wieder um und schlief weiter.
Der ganze Wald war zu dieser Zeit bereits in heller Aufregung. Alle Lebewesen, die Fine kannten, hatten sich auf die Suche gemacht. Sie flogen, krochen, hüpften und suchten in allen Ecken und Verstecken. Die Glühwürmchen leuchteten so viel und so lange wie sie konnten. Die Wichtel, Zwerge, Trolle und Kobolde suchten mit Hilfe von Bienenwachskerzen und kleinen Öllampen. Die Polizisten waren verzweifelt. Man würde ihnen vorwerfen, dass sie nicht gut genug aufgepasst hätten. Die Familie von Tommy, dem lächelnden Troll, war ebenfalls eifrig bei der Suche. Irgendwie fühlten sie sich mitverantwortlich.
Die ganze Nacht waren Fines Freunde unterwegs, bis sie gegen Morgen todmüde, erschöpft und sehr, sehr traurig in ihre Verstecke krochen und einschliefen. Sie hatten Fine nirgendwo gefunden.
TEIL 3
Fines Schiksal
Kapitel 1
Fine auf der Flucht
Fine dachte sehr viel über ihr Leben nach, als sie in der Dunkelheit ganz mutterseelenallein den Weg zum Gewächshaus im Schrebergarten suchte. Ihr war jetzt schon klar, dass sie auf jeden Fall Ärger bekäme. Aber sie konnte es einfach nicht aushalten im Wald. Sie wollte in eine Umgebung, die ihr keine Angst machte. Und zu den Freunden, die sie liebte – und von denen sie auch geliebt wurde. Und zu Pummel. Sie flog etwas langsamer, als das Gewächshaus in Sichtweite kam. Sie wollte nicht total aufgelöst dort ankommen. Deshalb pausierte sie noch kurz auf einem
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