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Finger, Hut und Teufelsbrut

Finger, Hut und Teufelsbrut

Titel: Finger, Hut und Teufelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Zweifellos hätte das Gesprächsprotokoll wichtige Indizien in Bezug auf die Identität der Verbrecher geliefert! Wie sollen die Schurken, die sich auch meinen Vater gekrallt haben, jetzt überführt werden? Und was ist mit mir? Ich habe solche Angst, dass sie auch mich entführen und töten wollen!«
    MaC, die kurz zuvor gekommen war und sich gerade einen Kaffee machte, trug an diesem Tag ein auffallend bunt geblümtes Sommerkleid und wirkte neben der blassen Inderin wie eine explodierte Farbpalette. Sie ließ die Kaffeekanne Kaffeekanne sein, ging zu Rani Chopra und nahm sie in den Arm. »Keine Angst. Und keine Selbstvorwürfe! Das bringt nichts. Wir werden vor Ort sein und das Schlimmste verhindern. Eine Handvoll mutiger Menschen, die eingreifen, wenn es nötig ist, kann die Welt verändern.«
    Hehre Worte.
    Seifferheld glaubte eigentlich nicht, dass man das Schicksal ändern konnte. Er war kein Determinist, aber wenn eine Gruppe Krimineller von langer Hand eine Entführung geplant hatte, dann konnten eine Sprachschülerin, eine Kleinstadtjournalistin und ein invalider Vorruheständler das sicher nicht verhindern.
    Wenn es denn überhaupt wahr war. Seifferheld hatte immer noch Zweifel.
    MaC hatte ihn nach ihren frühmorgendlichen Internetrecherchen angerufen und ihm mitgeteilt, was sie herausgefunden hatte: Die Familie Chopra nahm seit Generationen eine Vertrauensstellung in der indischen Regierung ein und fiel vor allem dadurch auf, dass sie nicht auffiel. Keine Skandale, kein Eklat, nichts. Die Chopras waren durch Tuchhandel reich geworden. Rani hatte offenbar eine exzellente Ausbildung in England genossen, in Oxford studiert. Wenn man ihr etwas vorwerfen konnte, dann sicher nicht, dass sie Umgang mit kriminellen Subjekten pflegte. Allenfalls, dass sie sich gern mit schönen Dingen umgab. Es war bekannt, dass sie die Sammlung ihres Großvaters mit großer Leidenschaft fortführte. Ihr Großvater sammelte exklusive Stoffe. Stoffe aller Art. Es ging das Gerücht, dass er auch das Grabtuch von Turin besaß und sich in Turin selbst nur noch eine Fälschung (wenn auch eine sehr gute) befand.
    Ihre Mail-Anfrage an die Zentrale der indischen Botschaft war von einer Sekretärin beantwortet worden: Herr Chopra befinde sich auf unbestimmte Zeit in Kur. Das konnte bedeuten, dass er nicht vermisst wurde, sondern in Baden-Baden kneippte. Oder aber es handelte sich um die beschwichtigende Standardantwort der Botschaft auf alle Anfragen, damit angesichts seines spurlosen Verschwindens keine Panik aufkam.
    Seifferheld glaubte an Kneipp, MaC an ein Komplott.
    Rani schluchzte. »Niemand sonst nimmt mich ernst, nur Sie. Ich schulde Ihnen beiden großen Dank!«
    »Das ist doch selbstverständlich.« MaC blickte sie entschlossen an. »Wir fahren jetzt los.«
    Zwei Frauen, ein Mann am Stock und ein Hund liefen gleich darauf die Untere Herrngasse hinauf zum Parkhaus Schiedgraben in der Unterlimpurger Straße. Dort hatte Seifferhelds Tochter Susanne immer noch einen Stellplatz für ihren BMW gemietet, für den Seifferheld einen Ersatzschlüssel besaß.
    Es war MaCs Vorschlag gewesen, Susanne nicht erst lange durch Anfragen zu beunruhigen, sondern sich das Auto einfach auszuleihen. Es musste sein. Sollte es zu einer Verfolgungsjagd kommen, brauchten sie einen schnellen Wagen.
    Und da geschah es.
    Während Seifferheld notgedrungen stehen bleiben musste, weil sich Onis am Kopf der Brücke, an der Obere Herrngasse, Untere Herrngasse und Unterlimpurger Straße zusammentrafen, erleichtern musste, und Marianne ebenfalls stehen blieb, um Seifferheld drängend anzuschauen, damit er den Dauerpinkler Onis per Leinenruck zum Weitergehen zwang, ging Rani schon einige Schritte weiter zur Wendeplatte vor dem Eingang zum Parkhaus.
    In diesem Moment wurde in dem dort abgestellten schwarzen VW Touareg mit den dunkel getönten Scheiben und dem mit Schlamm unleserlich gemachten Kennzeichen die hintere Tür aufgestoßen. Eine schwarzgekleidete Gestalt mit Strumpfmaske zerrte Rani in den Wagen, der gleich darauf mit quietschenden Reifen losfuhr.
    MaC und Seifferheld sahen dem Touareg mit offenen Mündern nach.
    Das alles dauerte nicht mehr als maximal drei Sekunden.
    Onis strullerte immer noch.
    Letzte Woche hat mich einer mit einem Messer bedroht. Ich wusste aber gleich, dass er kein Profi ist – es war noch Butter dran. (Rodney Dangerfield)
    Die Kollegen von der Streife sicherten den Tatort. Man fand Kippen der Marke
Player’s Navy Cut.
    »Kenn ich gar

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