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Finger, Hut und Teufelsbrut

Finger, Hut und Teufelsbrut

Titel: Finger, Hut und Teufelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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an sich, die ihre Swimmingpools mit Champagner statt Wasser auffüllen ließen.
    Als sei ein Schalter umgelegt worden, fühlte sich MaC schlagartig in eine andere Welt versetzt. Sie meinte, poppige indische Klänge zu hören. In ihrer Phantasie regnete es Rosenblätter vom Himmel. Die Piloten und das Bodenpersonal tanzten in rhythmischen Zuckungen über das Rollfeld. Und Shahrukh Khan sang dazu.
    MaC seufzte. Diesem überirdisch schönen Mann durfte kein Leid geschehen!
    Entschlossen schob sie Seifferheld beiseite und stürmte auf den Kulturattaché zu.
    Doch sie kam nicht weit. Ein Bodyguard hielt sie auf. Nicht der stämmige Sikh mit Turban, der für den persönlichen Schutz des Staatsmannes zuständig war, sondern der stämmige Hohenloher im C&A-Anzug, der für die hiesige Flughafensicherheit arbeitete.
    »Presse!«, rief MaC. Ein magisches Zauberwort, das so gut wie immer alle Pforten öffnete.
    »Die Pressekonferenz ist in einer halben Stunde im Rathaus«, hielt ihr der Hohenloher unerbittlich entgegen und verschränkte die Arme.
    MaC sah zu Seifferheld, aber der zog sie beiseite.
    »Schau dich doch mal um! Da drüben ist der Oberbürgermeister, der den Kulturattaché gleich in seinem Phaeton zum Rathaus bringt. In der Zeit kann ihm nichts passieren. Wenn wir den Attaché auf der Pressekonferenz ansprechen, wird nicht nur er selbst auf die Gefahr aufmerksam, sondern auch gleich die gesamte anwesende Presse. Das ist viel effizienter.«
    MaC war nicht überzeugt. Sie kannte die Pressekonferenzen in Schwäbisch Hall in- und auswendig. Normalerweise war sie mit den Veranstaltern allein vor Ort, manchmal kam noch ein Kollege von der
Heilbronner Stimme,
der
Gaildorfer Rundschau
oder der
Hohenloher Zeitung
vorbei. Das war’s dann aber auch schon. Von wegen »Weltpresse«.
    Doch da fuhr der Phaeton auch schon los, und die Chance war verpasst.
    »Wenn ihm etwas zustößt, werde ich mir das nie verzeihen«, flüsterte MaC. Und meinte es auch so.
    Sie wusste es nicht, aber diese Wirkung übte Mohandra Johar auf ausnahmslos alle Frauen aus.
    Und auf einen Gutteil der Männer.
    Es gibt vier Geschlechter: Männer, Frauen, Geistliche und Journalisten. (Somerset Maugham)
    Man reichte Butterbrezeln, Kaffee und Fruchtsaft. Die Pressekonferenz fand im Trausaal im ersten Stock des Schwäbisch Haller Rathauses statt, und MaC sollte recht behalten, was die Anzahl der Pressevertreter anging.
    »Ich freue mich sehr, in Ihrer wunderschönen Stadt sein zu dürfen, von der ich schon viel gehört habe«, fing der Kulturattaché an. Er sprach ein einwandfreies Deutsch und zeigte keine Spur der verkrampften Haltung, die Mutter Teresa einmal so trefflich mit den Worten zum Ausdruck gebracht hatte: »Sich der Presse zu stellen ist schwerer, als einen Leprakranken zu waschen.«
    »Bitte entschuldigen Sie, wenn ich unterbreche«, rief MaC, die – das muss leider gesagt werden – in ihrem quietschebunten Blümchenkleid inmitten all der Anzugträger nicht gerade sehr professionell aussah. Durch den Sprint, den sie zuvor in der Sonne hingelegt hatte, klebten ihr außerdem die Locken im Gesicht, und sie hatte einen Ohrring verloren. Auf den uninformierten Beobachter musste sie wie ein durchgeknallter Alt-Hippie wirken.
    »Für Fragen steht Ihnen der Kulturattaché im Anschluss zur Verfügung«, erklärte der Oberbürgermeister mit fester Stimme. Er kannte Frau Cramlowski natürlich und wunderte sich ein wenig über ihren desolaten Zustand. Hatte sich die Frau etwa seit neuestem dem Trunk hingegeben?
    »Aber …« MaC ließ nicht locker, wurde jedoch von Seifferheld am Blümchenkleidsaum nach unten auf den gepolsterten Rathausstuhl gezogen.
    »Später«, flüsterte er ihr zu.
    Während der Kulturattaché seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass Schwäbisch Hall weiterhin eine Vorzeigekommune für die deutsch-indische Freundschaft sein möge, und der Oberbürgermeister diese Hoffnung seinerseits in einer kurzen, launigen Rede unterstrich und der Repräsentant der Deutsch-Indischen-Gesellschaft dem »nichts hinzuzufügen« hatte, das aber weitschweifig und ungefähr dreißig Minuten lang, kaute Seifferheld in aller Ruhe eine Butterbrezel und trank zwei große Glas Grünspecht-Apfelsaft.
    »Wie kannst du in so einem Moment an leibliche Genüsse denken?«, zischelte MaC ungläubig.
    »Der Mensch muss essen«, verteidigte sich Seifferheld.
    »Aber doch nicht jetzt!« Marianne war fassungslos.
    »Pst! Ruhe!«, verlangte die Kollegin von der
Heilbronner

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