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Finger, Hut und Teufelsbrut

Finger, Hut und Teufelsbrut

Titel: Finger, Hut und Teufelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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hat. Im Alter wird der Stoffwechsel langsamer, da wandert jeder Bissen quasi direkt auf die Hüfte. Du solltest auf Diät gehen, sonst platzt du bald aus allen Nähten.« Sie stand auf, gab ein schnaubendes »Hmpf!« von sich und verließ hoch erhobenen Hauptes die Küche.
    »Was war das denn?«, murmelte Seifferheld in seinen nicht vorhandenen Bart.
    Er sah den Brezelrest an, öffnete den Mund, überlegte es sich dann anders, schloss den Mund wieder, legte die Brezel auf die Küchentheke und humpelte in den Flur zum Garderobenspiegel, vor dem er sich ein paar Mal hin und her drehte.
    »Ich habe eine sehr gute Figur für mein Alter!«, rief er quer durch das Erdgeschoss hinüber zu Irmgards Zimmer. »Und meine Hosen kneifen nicht!«
    Wer Bücher liebt, liegt nie allein im Bett!
    Fela junior schlummerte friedlich in seinem Bettchen, Fela senior trank höchstwahrscheinlich gerade ein Feierabendbier in der
U-Bar.
Die Felas in ihrem Leben hatten die Ruhe weg.
    Karina lag nackt mit Douglas Adams im Bett. Also, nackt nur deshalb, weil es so heiß war in ihrer Dachkemenate. Und sie lag auch nicht mit Douglas Adams persönlich im Bett, der war ja auch schon lange tot, und Nekrophilie machte allenfalls mit einer frischen Leiche Spaß, nein, mit seinem Buch
Per Anhalter durch die Galaxis,
mit dem sie sich von ihm ins Universum versetzen lassen wollte. Eigentlich.
    Aber sie konnte sich nicht konzentrieren, musste immer an Dr. Bardi denken, den Genetiker, den sie sich überfallartig an der Uni Heidelberg gekrallt hatte.
    Dr. Bardi war Genetiker und der Leiter des Instituts für Vererbungslehre. Erst hatte er sich gegen ein Gespräch gewehrt, denn er hatte keine öffentlichen Sprechzeiten und selbst wenn, Karina hatte ja auch gar keinen Termin, aber er war alt genug und sie jung und sexy genug, dass er sich dann doch bereit erklärte, kurz mit ihr einen Kaffee in der Mensa zu trinken.
    Kurz war dabei aber ein relativer Begriff. Dr. Bardi war für viele Dinge berühmt, aber nicht für die Fähigkeit, sich kurzzufassen und auf den Punkt zu kommen. Karina versuchte, aus seinen zwei Stunden währenden, an Abschweifungen reichen Erläuterungen einen klassischen Handlungsstrang zu extrahieren und herauszufinden, was sie wissen musste. Dr. Bardi erklärte zum Abschied mit fester Stimme, dass es nicht anders sein könne, als er es ihr erklärt habe. Und ob sie nicht Lust habe, ihn zum Sommerball der Universität zu begleiten?
    Während aus dem Mund von Fela junior kleine Blubberblasen stiegen, nahm Karina nun ihren Lieblingsfilzstift vom Nachttisch und zog ein in Leder gebundenes Tagebuch unter ihrer Matratze hervor:
    Tagebuch der Karina Seifferheld:
    Douglas Adams schreibt, und der Mann hat einfach immer recht, dass das Weltall unglaublich riesig ist, irrsinnig riesig, unvorstellbar riesig, und wenn einem schon der Weg zur nächsten Apotheke verdammt lang vorkomme, dann sei das trotzdem gar nichts im Vergleich zum Weltall.
    Warum muss in einem so verdammt riesigen Weltall ausgerechnet mir so was passieren, wie das, was mir passiert ist? Kann mir das mal jemand erklären? Okay, okay, als ich letztes Jahr die Karten zum David-Garrett-Konzert in der Stuttgarter Porsche-Arena gewonnen habe, da habe ich nicht gefragt, warum das ausgerechnet mir passiert. Ich war zu dem Zeitpunkt aber auch der weltgrößte Fan von ihm, und es war nur fair vom Universum, mir diese Karten zuzuschustern.
    Aber das hier? Ein aus der Art geschlagenes Baby. Ein Mann, der mich schwängert, aber nicht zu mir steht. Und eine doofe Cousine, die mir vorhin völlig grundlos eine Kopfnuss verpasst hat. Echt, was soll das?
    Ein Glück, dass ich keine Buddhistin bin und nicht an die Wiedergeburt oder den Kreislauf des Lebens glaube, sonst müsste ich mich jetzt echt fragen, was ich in meinen früheren Leben verbrochen habe, um so was zu verdienen. Und was genau mein süßer kleiner Fela-Zwerg verbrochen hat, um in so eine besch… Situation hineingeboren zu werden. Das ist doch eine schreiende …
    Flatsch.
    Karinas Kopf sackte wegen völliger Übermüdung auf ihr Tagebuch.
    In exakt dieser Stellung schlief sie die Nacht durch: im Schneidersitz auf dem Bett, vornübergekippt, nackt, den Stift noch in der Hand.
    Als sie am nächsten Morgen von ihrem Sohn geweckt wurde, waren sämtliche ihrer Gliedmaßen eingeschlafen. Rumpelstilzchengleich hüpfte sie fluchend durch ihr Zimmer, um ihren Blutkreislauf anzukurbeln. Das sah so ulkig aus, dass Fela junior, obwohl ungnädig

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