Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
- «, klagte der Dean.
    »Bedaure, kein Platz.« Sie rauschten wieder hinauf. »Das war etwa zur Zeit der Krönung, erinnere ich mich. Was hast du dann gemacht, Tottie?«
    »Ich habe eine Stelle in Amerika bekommen. Das war recht einfach, bei dem Mangel an Krankenschwestern. Ich glaube, ich machte mich ganz gut, denn zuletzt hatte ich ein ganzes Spital unter mir. Dann gab ich das im letzten Jahr plötzlich auf, um zu reisen und mich im Land umzusehen. Und kurz vor Weihnachten beschloß ich heimzufahren.«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Das kommt mir vor wie ein Traum. Bedaure, Bingham!« Er drückte auf den Knopf.
    »Hat jemand etwas von uns beiden geahnt?«
    »Nicht daß ich wüßte. Du wirst dich ja erinnern, Tottie: unsere Beziehung war krampfhaft diskret; ganz davon zu schweigen, daß sie auch krampfhaft keusch war. Es war in der Krönungsnacht, glaube ich, als du in dem Gang hinter den alten Operationssälen deine Ehre mit dem Unken Blatt einer alten Geburtszange verteidigtest.«
    Tottie lachte. Der Aufzug hielt an. Als die Tür aufglitt, warf Sir Lancelot sie sogleich wieder zu, dem Dean vor der Nase.
    »Das zeigt, daß ich vernünftiger war als die meisten jungen Schwestern«, sagte sie, während sie wieder hinauf fuhren. »Vernünftiger zumindest als die, die ich jetzt zu beaufsichtigen habe. Aber vielleicht ist die Auffassung der jungen Leute richtig. Sie haben mehr Spaß.«
    »Das ist alles relativ. Wir waren schon glücklich, wenn wir nur Händchen halten konnten. Wenn ich es sagen darf, Tottie, du siehst zauberhaft aus.«
    »Danke schön. Und du bist noch genau derselbe.«
    »Das bezweifle ich stark. Aber ich werde mich hier noch eine Weile herumtreiben - das wird uns vielleicht Gelegenheit geben, das herauszufinden.«
    Binghams verärgertes Gesicht erschien kurz in der offenen Lifttür.
    »Und wie geht es Lady Spratt?« fragte Tottie auf dem Weg abwärts. - »Hast du nicht gehört?«
    »Oh«, Tottie biß sich in den Finger, »ja, jetzt erinnere ich mich. Tut mir leid.«
    »Keine Ursache. Ich komme darüber hinweg. Dennoch ist es immer ein Schock, wenn die selbstgeknüpften häuslichen Fesseln plötzlich gelöst werden. Ja, Tottie -«
    Die Tür ging auf. Der Dean setzte seinen Fuß hinein: »Mein lieber Lancelot, ist mit dem Mechanismus des Aufzuges etwas los? Sie sind auf und ab gefahren wie ein Jo-Jo. Überdies bin ich in gräßlicher Eile. Darf ich Sie mit unserer neuen Oberschwester bekannt machen?«
    »Sehr freundlich«, strahlte Sir Lancelot. »Übrigens, vergessen Sie nicht, Dean, wir treffen uns nach dem Mittagessen!«
    »Ach ja. Zwei Uhr. Ich werde Bingham sagen, er soll mich daran erinnern.«
    Tottie stieg rasch aus und eilte zu ihrem Büro. Sir Lancelot strich gedankenvoll an der Hinterseite des neuen Gebäudes entlang. Eine bemerkenswerte Sache. Und vielleicht auch ein bißchen aufregend. Er würde seine Rückkehr nach St. Swithin noch mehr genießen, als er sich vorgestellt hatte.
    Der Dean wartete um zwei Uhr auf ihn, und Sir Lancelot erinnerte sich, daß er immer klamme Finger und ein eiskaltes Stethoskop gehabt hatte.

4

    Als die Bar im Gemeinschaftsraum der Studenten an diesem Nachmittag um halb sechs aufsperrte, sagte Ken Kerrberry zu Terry Summerbee: »Schau, da ist diese Nervensäge George Lychfield. Glaubst du, daß wir ihm die Fragen seines Vaters für die Prüfungsarbeit entlocken könnten? Terry, du hörst mir nicht zu!«
    »Tut mit leid. Ich hab’ so viel im Kopf. Ich gehe meine Neurologie nochmals durch.« Als Ken das Ansinnen wiederholte, schüttelte Terry den Kopf. »Ich glaube nicht, daß gerade ihm der Dean etwas anvertraut.«
    »Aber wer weiß, vielleicht spricht er laut im Schlaf. Wir müssen es versuchen. George, lieber Junge!« rief er laut. »Darf ich dir was zu trinken kaufen?«
    Georges Augen leuchteten hinter den runden Brillengläsern auf. Er war klein und dicklich und sah aus wie ein Gartenzwerg aus demselben Guß wie sein Vater, nur etwas weniger verwittert. Aus zwei zusammenhängenden Gründen nahm er das Angebot sofort an. Erstens konnte er wie sein Vater nichts ausschlagen, was gratis war, vom Plastikgolfschläger einer Heilmittelfirma angefangen bis zu den verschiedensten Ehrentiteln. Überdies wurde er von seinem Vater mit Bedacht kürzer gehalten als alle seine Jahrgangskollegen.
    Ken kaufte ihm eine Halbe und erwähnte beiläufig: »Du weißt doch, daß dein verehrter Vater nächsten Montag mein diesjähriges Schicksal besiegeln wird. Ich nehme nicht

Weitere Kostenlose Bücher